Bayern

CSU lehnt Abschaffung der Sargpflicht ab

Die SPD im Bayerischen Landtag fordert die Abschaffung der Sargpflicht zugunsten der Muslime in Bayern. CSU lehnt ab. Eine Sargpflicht stehe der Verwendung eines zusätzlichen Leichentuchs nicht entgegen.

08
12
2017
Sargpflicht ja oder nein? Bestattungen ohne Sarg
Symbolbild: Grabfeld © Initiative Kabir (http://www.initiative-kabir.de)

Die CSU ist weiter kategorisch gegen eine Abschaffung der Sargpflicht bei Beerdigungen. Wie schon 2015 bei einem Antrag der Grünen zeigte sie sich auch am Donnerstag bei einer erneuten Debatte im Landtag unnachgiebig. „In Bayern gibt es eine gewachsene Bestattungskultur – dazu gehört die christliche Tradition einer Sargpflicht. Diese Tradition wollen wir auch künftig erhalten“, sagte Gesundheitsministerin Melanie Huml CSU

Das Thema ist vor allem für Muslime relevant, die ihrem Glauben gemäß Verstorbene im Leinentuch bestatten. Bislang geschieht das meist in den Heimatländern der Familien, wo diese Möglichkeit besteht.

Die SPD hatte die Sargpflicht erneut auf die Tagesordnung gesetzt. „Dass muslimische Mitbürgerinnen und Mitbürger sich auch in Zukunft entscheiden müssen, ob sie ihre Verstorbenen gemäß der Tradition beerdigen lassen, also im Leinentuch, oder die Grabstelle regelmäßig sehen wollen, ist grausam und unnötig“, sagte Integrationspolitiker Arif Taşdelen. Weiterhin seien viele Muslime gezwungen, sich nach dem Tod ihrer Angehörigen, statt zu trauern, schnell um einen Transport des Sarges ins Ausland zu kümmern und um Flugtickets für die ganze Familie, um den Verstorbenen traditionell beerdigen lassen zu können.

Huml wies die Kritik erneut zurück: „Beim Bestattungsrecht setzt Bayern auf sachgerechte Lösungen vor Ort, auch für Angehörige des muslimischen Glaubens. Diese können ihren islamischen Bestattungsriten bereits heute im Freistaat in angemessenem Rahmen nachgehen. Das Bestattungsrecht steht der Verwendung eines zusätzlichen Leichentuchs neben der Sargpflicht nicht entgegen.“ (dpa, iQ)

Leserkommentare

Dilaver Çelik sagt:
Was Melanie Huml nicht bedenkt: Eine christliche Tradition hat für Muslime keinerlei Verbindlichkeit. Mangelnde Empathie ist für die CSU bezeichnend. Die christliche Tradition hat keinen Vorrang vor der muslimischen Tradition. Ein Toter will mit der Erde in Berührung kommen. Deswegen beerdigen Muslime ihre Toten vorzugsweise ohne Sarg. Wird die Beerdigung jedoch hinausgezögert, fügt man dem Toten damit nur unnötiges Leid zu. Tote haben schließlich auch Empfindungen.
09.12.17
16:12
Kritika sagt:
L.S. Wer sich in ein fremdes Land begibt, hat mit andere Gewohnheiten und Gesetze zu rechnen als zuhause. Und solche Gesetze sind für jeden verbindlich, sogar für Muslims, verehrter Herr Çelik. Gruss, Kritika
11.10.19
0:07