Osnabrück

Tagung zu antimuslimischem Rassismus

Die Ausländerfeindlichkeit der 80er Jahre hat sich in eine antimuslimische Grundhaltung gewandelt, kritisieren Muslime in Deutschland. Über Gründe und Auswege sprachen Experten auf einer Tagung in Osnabrück.

17
01
2016
Studiengang, Universität Osnabrück
Schloss der Universität Osnabrück, Niedersachsen © by Jens-Olaf Walter auf Flickr (CC BY 2.0), bearbeitet islamiQ

Aiman Mazyek, Vorsitzender des Zentralrates der Muslime in Deutschland, stellt die Forderung gleich zu Beginn in den Raum. Notwendig sei die öffentliche Ächtung des „antimuslimischen Rassismus“ in der Gesellschaft. Dafür brauche es zwar auch Gesetze. Sie aber seien nicht das Einzige. „Es fehlt noch eine negative Sanktionierung von Islamfeindlichkeit. In der Öffentlichkeit haben wir das im Bereich des Antisemitismus Gott sei Dank erreicht. Das muss sich in Bezug auf die muslimische Gemeinschaft in diesem Land noch entwickeln“, so Mazyek am Freitagabend bei einer Podiumsdiskussion zum Thema „Flüchtlinge, Islamophobie und der innere Frieden“ in Osnabrück.

Welcher Hass etwa dem Zentralrat der Muslime in der aktuellen Debatte um die Flüchtlinge entgegenschlägt, veranschaulicht ein Brief, den Mazyek an diesem Abend mitgebracht hat. Unverhohlen wird darin den Muslimen vorgeworfen, dass sie „unser schönes Deutschland“ mit ihrer Anwesenheit „verpesten“. Man werde sie jagen und ihre Moscheen in die Luft sprengen, zitiert Moderatorin Annett Abdel-Rahmann vom Aktionsnetz muslimischer Frauen aus der Hetzschrift, die mit einer nationalsozialistischen Grußformel endete. Diese Drohungen müsse man in einem Kontext sehen, meint Mazyek. „Die Silvesternacht war ein Anlass für eine bestimmte Gruppe in unserem Land, die nach solch einem Anlass gelechzt hat.“

Auch in den Moscheegemeinden registriere man Verunglimpfungen oder beispielsweise per Post verschickte Schweineköpfe mittlerweile nicht mehr als bloße Ausländerfeindlichkeit. Lange Zeit habe man dort auch versucht, dieses Problem zu verdrängen, sagte Burhan Kesici, Vorsitzender des Islamrates für die Bundesrepublik Deutschland. Man stelle auch immer wieder fest, dass der antimuslimische Rassismus auch nicht richtig geahndet werde.

Ein paradoxes Merkmal in der Debatte um die Fluchtbewegung meint der Migrationsforscher Jochen Oltmer ausgemacht zu haben. Noch nie habe man in der Geschichte der Bundesrepublik so intensiv über Zuwanderung diskutiert, sagte der Wissenschaftler vom Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) an der Universität Osnabrück. „Zwar hat das Niveau in der Debatte zugenommen, aber auch Feindlichkeit, Rassismus und Gewalt sind gewachsen.“

Die Frage über allem: Wie aber kann Integration gelingen und der innere Frieden gewahrt bleiben? Als nicht mehr zeitgemäß beurteilt Oltmer Inhalte der 2005 eingeführten Sprach- und Orientierungskurse für Asylbewerber. „Ich will eine breite Debatte darüber, welche Werte in diesen Kursen heute vermittelt werden sollen“, so Oltmer. Die Pädagogin Melahat Kisi schlägt vor, nicht nach den Kriterien von Mehrheit und Minderheit zu diskutieren. „Wir könnten uns auch als Bürger verstehen und den Fokus auf das Recht legen. Auf der Basis von nicht verhandelbaren Grundrechten sollten wir gemeinsam entscheiden, in welcher Rechtsordnung wir leben wollen.“

Die Podiumsdiskussion war Teil einer internationalen Tagung in Osnabrück. Drei Tage beschäftigten sich renommierte Forscher und Nachwuchswissenschaftler mit dem Thema „Antimuslimischer Rassismus und Islamfeindlichkeit in Deutschland und Europa“. Nach Konferenzen über „Salafismus“ und „Islamismus“ war dies das dritte Symposium, welches das Institut für Islamische Theologie der Universität Osnabrück veranstaltete. (KNA/iQ)

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
"Islamophobie" ist ein Unwort, da "Phobie" in der Medizin ein Krankheitsbild darstellt und eine ablehnende Haltung gegenüber Teilen einer Ideologie oder auch einer Ideologie als Ganzes in einer pluralistischen Gesellschaft zu akzeptieren ist und niemals für pathologisch erklärt werden darf. Bewegungen wie PEGIDA sind höchst unerfreulich, die richtige Gegenstrategie ist es allerdings sicher nicht, den Islam unter eine Glassturz stellen zu wollen.
18.01.16
13:29
Enail sagt:
"Die Frage über allem: Wie aber kann Integration gelingen und der innere Frieden gewahrt bleiben?" Mich nervt es allmählich auch langsam, wie der Islam immer wieder mit irgendwelchen Forderungen in der Öffentlichkeit nach Aufmerksamkeit trachtet. Keine andere Religion macht das. Man möchte meinen, dass der Islam in Deutschland die religiöse Mehrheit ist. Mit den Flüchtlingen sind es gerade mal so ca. 8 Millionen. Sie sollen ihren Glauben doch im privaten Bereich ausüben, ohne immer wieder neue Forderungen an die Mehrheitsgesellschaft. Ich könnte mir vorstellen, dass diese Religion auch eher Akzeptanz finden würde. Aber der Islam will ja die ganz Welt unterwerfen, da muss man auch was dafür tun. Und werden diese ewigen Forderungen nicht erfüllt, dann kommt man Islamophobie und antimuslimischen Rassismus. Und wenn ich mir die Welt so anschaue und meinen Blick auf die islmaisch regierten Länder richte, gibt es für mich keinen Grund, warum man die Installation einer solchen Ideologie auch noch befördern sollte. Integration würde jedenfalls besser gelingen, wenn man seine Religion im privaten Bereich ausübt und nicht immer wieder Forderungen stellt.
27.02.16
17:15