Zugewanderte sind überzeugte Demokraten: Eine aktuelle Studie zeigt, dass Menschen mit Migrationsgeschichte demokratische Werte ebenso stark unterstützen wie die übrige Bevölkerung – in Deutschland und europaweit.

Migrantinnen und Migranten in Europa stehen fest zu Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und gleichen Rechten. „Unsere Ergebnisse zeigen: Zugewanderte bekennen sich ähnlich stark zu den zentralen demokratischen Prinzipien wie Personen ohne Migrationshintergrund“, erklärte Marc Helbling, Soziologe mit Schwerpunkt Migration und Integration an der Universität Mannheim, am Montag.
Die Studie seines Forschungsteams belegt, dass diese Zustimmung nicht vom Herkunftsland abhängt. Ob Menschen ursprünglich aus demokratischen oder autoritären Staaten kommen – die Werte von freien Wahlen, Minderheitenschutz, unabhängigen Gerichten und gleichen Rechten erhalten sehr hohe Zustimmung.
Grundlage der Untersuchung sind zwei umfangreiche Datensätze. Der „European Social Survey“ befragte mehrere zehntausend Menschen in 30 europäischen Ländern, darunter über 2.000 Migrantinnen und Migranten der ersten Generation. Für das „Integrationsbarometer“ des Sachverständigenrats für Integration und Migration wurden rund 15.000 Personen in Deutschland interviewt.
Einen kleinen Unterschied stellten die Forschenden nur im Ausmaß der Zustimmung fest: Wer viele Jahre in einem stark autoritären System gelebt hat, zeigt etwas geringere, aber weiterhin hohe Zustimmung zur Demokratie. Umgekehrt stimmen Menschen, die lange in demokratischen Gesellschaften leben, demokratischen Normen noch deutlicher zu. Diese Unterschiede seien jedoch „wirklich klein“, so Helbling.
Trotz der insgesamt breiten Zustimmung gebe es auch unter Zugewanderten eine sehr kleine Gruppe, die Demokratie ablehnt – im mittleren einstelligen Prozentbereich. Dieser Anteil entspricht genau dem bei Menschen ohne Migrationshintergrund.
„Unsere Analysen zeigen, dass antidemokratische Haltungen kein spezifisches Migrationsphänomen sind“, sagte Helbling. Demokratiekritische Minderheiten gebe es in allen Gruppen der Gesellschaft. (KNA/iQ)