Bundestagswahl 2025

„Ich habe einfach Angst“ – Das sagen Muslime zu der Bundestagswahl

Deutschland hat gewählt: Das Ergebnis brachte einen klaren Politikwechsel, weckte jedoch Ängste und Entfremdung unter vielen Muslimen. Besonders die Erfolge der AfD. Eine Zusammenfassung.

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02
2025
Muslime in Deutschland © shutterstock, bearbeitet by iQ.
Muslime in Deutschland © shutterstock, bearbeitet by iQ.

Die Ergebnisse der Bundestagswahl 2025 haben nicht nur die politische Landschaft Deutschlands erschüttert, sondern auch unter vielen Muslim:innen im Land tiefe Besorgnis ausgelöst. Die Union mit Kanzlerkandidat Friedrich Merz konnte die Wahl klar für sich entscheiden und erreichte 28,5 % der Stimmen. Die AfD hingegen belegte mit 20,8 % den zweiten Platz.

Die SPD stürzte mit 16,4 % auf ein historisches Tief, während die Grünen (11,6 %) und die Linke (8,8 %) weiterhin im Bundestag vertreten sind. Die FDP (4,3 %) und das BSW (4,972 %) scheiterten knapp an der Fünf-Prozent-Hürde.

„Ich habe einfach Angst – um mich, um meine Mutter, um unsere Gesellschaft“

Die Reaktionen vieler Muslim:innen zeigen ein deutliches Bild: Angst, Enttäuschung und ein Gefühl der Ausgrenzung prägen die Wahrnehmung des Wahlergebnisses. Auf Instagram äußerten sich zahlreiche Follower offen über ihre Sorgen.

  • „Im Stich gelassen. Verraten und unwohl. Wie immer müssen wir uns weiterhin beweisen.“
  • „Ich fühle mich unerwünscht, in dem Land, in dem ich geboren bin.“
  • „Plane idealerweise zur nächsten Wahl auszuwandern.“

Besonders die Tatsache, dass die AfD – eine Partei, die immer wieder durch islamfeindliche Rhetorik aufgefallen ist – so viele Stimmen gewinnen konnte, sorgt für Entsetzen:

  • „Pure Enttäuschung, dass die AfD so viele Stimmen hat.“
  • „Geschockt.“
  • „Deutschland hat nichts gelernt.“

Ein Signal der Entfremdung

Viele fühlen sich von den etablierten Parteien im Stich gelassen. Die Kritik richtet sich nicht nur gegen die Erfolge der AfD, sondern auch gegen die großen Parteien, die aus Sicht vieler Betroffener zu wenig unternommen haben, um Ausgrenzung und Vorurteile zu bekämpfen.

  • „Von den Großparteien bis ins Knochenmark enttäuscht und verraten.“
  • „Unwohl und genervt.“

Die politische Verantwortung wächst

Die Reaktionen machen deutlich, dass die neue Regierung unter einem möglichen Kanzler Friedrich Merz nicht nur vor politischen, sondern auch vor gesellschaftlichen Herausforderungen steht. Die Sorgen der Muslime dürfen nicht ignoriert werden, wenn Deutschland eine offene und inklusive Demokratie bleiben will. Das sieht auch der Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG), Ali Mete so. Die Wahl habe „in einer sehr herausfordernden Zeit“ stattgefunden, geprägt von „internationalen Konflikten, Menschenrechtsverletzungen“ und der „Normalisierung von rechtspopulistischer Politik“. Mete sieht die demokratischen Gewinner in der Verantwortung, „sozialen Zusammenhalt, wirtschaftlichen Wohlstand und internationalen Frieden“ zu fördern und das Vertrauen aller Bürger, besonders von Menschen mit Migrationshintergrund und Muslimen, „zurückzugewinnen“.

„Gesellschaft ist tief gespalten“

Auch der Vorsitzende des Islamrats, Burhan Kesici, äußerte sich zu den Wahlergebnissen: ‚Die Bundestagswahl hat gezeigt, dass die Gesellschaft in Deutschland tief gespalten ist. Dies zeige, wie verbreitet die Ängste sind, was die Existenzsicherung und Zukunft anbelangt. Kesici betont weiter, dass es nun an den Parteien liege, eine stabile Regierung zu bilden, die die gesellschaftlichen Spannungen abbauen und dem Rechtsruck entgegenwirken kann. Es sei eine zentrale Aufgabe der kommenden Regierung, auch mehr für Muslime zu tun und ein Klima des Respekts und der Inklusion zu schaffen. „Leider fanden sich in vielen Wahlprogrammen kaum Ansätze zur Förderung von Akzeptanz und der Bekämpfung von Islamfeindlichkeit“, so Kesici abschließend.

Eyüp Kalyon, Generalsekretär der DITIB ist ebenfalls besorgt über das Ergebnis der AfD. Dem müsse man entgegenwirken, indem „alle demokratisch gesinnten Menschen“ Verantwortung übernehmen, „den Rechtsruck rückgängig machen“ und „den Nährboden entziehen“. Dies könne durch mehr „Toleranz, Offenheit und gegenseitigen Respekt“ geschehen.

Die neue Regierung müsste laut Kalyon dir Belange der Muslime ernst nehmen, indem man „die islamischen Religionsgemeinschaften als Partner viel mehr in den Vordergrund stellt“. Er hoffe, dass die Zukunft Deutschlands “besser wird als sie heute ist“ und dass man als Muslime seinen Beitrag für eine „starke Gesellschaft und ein friedliches Zusammenleben“ leisten werde.

Leserkommentare

Daniel sagt:
Jedem Moslem und jeder Moslema steht es frei in eine islamisches Land ihrer Wahl zu gehen, wenn es ihnen hier bei uns nicht passt. Wir hier in Deutschland wollen keine islamische Gesellschaftsordnung und fertig.
01.03.25
17:42
Minimalist sagt:
Wo bleibt bitte eine Thematisierung der Angst bei weiten Bevölkerungskreisen vor zunehmenden Bestrebungen bezüglich einer Umgestaltung der Gesellschaft in Richtung Islam mit muslimischer Weltherrschaft? Auch die Aktivitäten islamextremistischer Art in all ihren Ausprägungen und Taten lässt einfach Angst bei vielen Menschen entstehen. All das aber wird hier konsequent übergangen und ausgeblendet.
06.03.25
21:42