Viele Österreicher hegen Vorurteile gegenüber Muslimen. Mehr als jeder Dritte will sie nicht als Nachbarn – ein beunruhigender Trend, wie das Rechtsextremismus-Barometer zeigt.
Eine neue Studie des Dokumentationsarchivs des Österreichischen Widerstands (DÖW) beleuchtet erstmals die Verbreitung rechtsextremer Einstellungen in Österreich. Das am Donnerstag präsentierte Rechtsextremismus-Barometer zeigt alarmierende Ergebnisse: 36 Prozent der Befragten möchten keine Muslime als Nachbarn. Unter Personen mit klar rechtsextremen Einstellungen sind es sogar 69 Prozent.
Die Erhebung, durchgeführt zwischen April und Mai 2024 mit 2.198 repräsentativen Befragten, untersuchte auch andere Formen von Diskriminierung. So wurde eine Ablehnung gegenüber Roma und Sinti deutlich, ebenso wie ein Anstieg des sogenannten traditionellen Antisemitismus. Dabei handelt es sich um Einstellungen, die etwa den Einfluss jüdischer Menschen als „zu groß“ empfinden. „Unsere Zahlen zeigen, dass Antisemitismus nicht nur ein Problem muslimischer Kreise ist, wie oft behauptet wird, sondern klar mit rechten Einstellungen zusammenhängt“, erklärte Andreas Kranebitter, Leiter des DÖW.
Ein weiteres Ergebnis ist die weit verbreitete Zustimmung zu Verschwörungstheorien: Mehr als die Hälfte der Befragten glaubt, dass Medien systematisch lügen oder geheime Organisationen politische Entscheidungen beeinflussen. Kranebitter betonte, dass die Corona-Pandemie den Rechtsextremismus massiv befeuert habe. Studien aus Deutschland zeigen eine Verdreifachung rechtsextremer Einstellungen – ein Trend, der sich auch in Österreich widerspiegele.
Die Ergebnisse der Studie seien kein Grund für Alarmismus, so Kranebitter, doch die steigende Akzeptanz diskriminierender und verschwörungstheoretischer Einstellungen gebe Anlass zur Sorge. „Unsere zentrale Botschaft ist klar: Der Rechtsextremismus in Österreich darf nicht unterschätzt werden.“