Großbritannien

Großbritannien: Muslime fürchten neue Welle der Gewalt

Nach der Enthauptung des britischen Entwicklungshelfers David Haines haben Muslime in Großbritannien Angst vor einer neuen Welle von Gewalt gegenüber Muslimen, muslimischen Einrichtungen und Gebetshäusern. Auch in Deutschland geben die Taten der ISIS Anlass zur Sorge.

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09
2014
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Nach der Enthauptung des britischen Entwicklungshelfers David Haines erklärte der britische Premierminister David Cameron in einer ersten Stellungnahme, dass die Terroristen der ISIS nicht den Islam repräsentierten. Cameron sagte wörtlich: „Es sind Monster, keine Muslime.“ Er verurteilte den Mord an Haines und kündigte harte Aktionen gegen die Terrororganisation ISIS an. Wie wichtig diese Worte sind, zeigt das Unbehagen in der muslimischen Community in Großbritannien.

Harun Khan, stellvertretender Generalsekretär des Muslim Council of Britain (Muslimrat) erklärte beispielsweise gegenüber der Zeitung The Guardian, man erwarte angesichts der Erfahrungen aus der Vergangenheit erneut eine neue Welle der Gewalt gegenüber Muslimen. Dies liegt laut Khan auch an der medialen Berichterstattung über die Aktionen der Terroristen, die oftmals als Muslime dargestellt würden. „Irgendwer reagiert immer nach solchen Angriffen und es ist schon mehrere Male passiert: Nach dem 11. September, nach dem 7. Juli (Anm. d. Red. 2005, Attacken auf die U-Bahn von London) und nach Lee Rigsby“, sagte Khan.

Dass die Sorge der Muslime berechtigt ist, zeigt bereits ein erster neuer Vorfall vom Wochenende. Am Sonntag marschierten Rechtsextremisten der English Defence League (EDL) durch Rotherham und griffen dabei eine Moschee an. Das Fenster der Eingangstür wurde zerstört, ebenso wurde eine Spur der Verwüstung auf dem Moscheegelände hinterlassen. Die EDL ist eine bekannte islamfeindliche Gruppierung, auf deren Konto auch andere und frühere Angriffe auf Moscheen und Muslime gehen.

Muslimrat: Muslime verurteilen den Mord an Haines

Der Muslim Council of Britain (Muslimrat) erklärte am Sonntag der Mord an Haines werde ohne wenn und aber von den Muslimen verurteilt. „Unser tiefes Beileid, unsere Gedanken und Gebete gehen an die Freunde und die Familie von Mr. Haines“, sagte Dr. Shuja Shafi, Generalsekretär des Muslimrats. Haines sei in die Region gereist, um Menschen zu helfen. „Das diese Extremisten ihn zum ermorden ausgesucht haben, zeigt erneut die Verderbtheit ihrer abartigen Ideologie“, sagte Shafi. Die Menschen seien nur ermordet worden, um Aufmerksamkeit für das Ziel der Zerstörung zu bekommen.

Shafi machte deutlich: „Diese Extremisten im Irak und Syrien geben vor im Namen des Islam zu handeln. Aber es gibt nichts in unserem Glauben, dass ein solches Verhalten duldet. Muslime in Britannien und auf der gesamten Welt haben diese Menschen verurteilt und ihre Argumente als nicht mit dem Islam vereinbar eingestuft.“

Auch in Deutschland möglich

Auch Muslime in Deutschland fürchten angesichts der Aktionen der Terrororganisation ISIS eine neue Gefahrenlage. Ali Kızılkaya, aktueller Sprecher des Koordinationsrates der Muslime (KRM) erklärte gegenüber IslamiQ, dass jede Aktion der Terroristen der ISIS mit dem Islam in Verbindung gebracht werde. Die Menschen würden so einen falschen Eindruck von Muslimen vermittelt bekommen. „Dadurch wird das Klima des Zusammenlebens vergiftet und islamfeindliche Gruppierungen versuchen dieses Klima für sich zu nutzen“, erklärte Kızılkaya.

Die English Defence League, die in Rotherham die Moschee angegriffen hat, unterhält nach Angaben von Sicherheitsexperten auch Verbindungen zu rechtsextremen Gruppen in Deutschland. Unter anderem gilt das bekannte Blog „Politically Incorrect“ als Unterstützer der EDL. In den Kommentarbereichen des Blogs sind immer wieder auch eindeutige Aufrufe zur Gewalt gegenüber Muslimen zu lesen. (as)