Islamischer Religionsunterricht

Lehrplanentwurf für Grundschulen wurde vorgestellt

Vor kurzem wurde auf einer Fortbildungsveranstaltung des Zentrums für Islamische Theologie der vorläufige Lehrplanentwurf für das Fach Islamischer Religionsunterricht in Nordrhein-Westfalen vorgestellt. Der Unterricht soll sich an den islamischen Quellen Koran und Sunna orientieren.

03
06
2013
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In Nordrhein-Westfalen (NRW) leben Schätzungen zufolge mehr als 1,5 Millionen Muslime, 300.000 davon sind Schüler. Seit letztem Jahr gibt es für sie die Möglichkeit am Fach Islamische Religion teilzunehmen. Anders als bei dem früheren Fach Islamkunde geht es nicht mehr nur um eine reine Wertevermittlung, sondern um ein bekenntnisorientiertes vermitteln von Glaubensinhalten. Anders gesagt: Die Lehrkräfte bringen ihren Schülern aus einer innermuslimischen Perspektive den Islam bei.

Der Start im letzten Jahr wurde jedoch auch kritisch begleitet. Die Regierung macht beim Thema islamischer Religionsunterricht Tempo. Dabei mangelt es derzeit an Lehrkräften, die noch geschult und fortgebildet werden müssen, ebenso wie es an Lehrmaterialien und Büchern fehlt. In einem Punkt gibt es jetzt aber einen Schritt nach vorn. Ein erster vorläufiger Entwurf für den Lehrplan für das Fach Islamische Religion wurde kürzlich auf einer Tagung des Zentrums für Islamische Theologie (ZIT) vorgestellt.

Peter Doebbelstein vom Schulministerium NRW stellte zusammen mit Prof. Mouhanad Khorchide vom ZIT einen kompetenzorientierten Lehrplan vor. Dieser sieht vor, dass der Lernfortschritt und neue Fähigkeiten nach jeder Lehreinheit geprüft und abgefragt werden sollen.

Ehrfurcht vor Gott und islamische Quellen

So heißt es in dem Entwurf, der unserer Redaktion vorliegt, dass sich das Fach Islamischer Religionsunterricht „an dem Erziehungsziel „Ehrfurcht vor Gott [,] [und] Achtung vor der Würde des Menschen […]“ orientieren und „in Übereinstimmung mit den Grundsätzen und Lehren der jeweiligen Religionsgemeinschaft erteilt“ werden soll.

In den Ausführungen was dies konkret bedeutet heißt es, dass man mit dem Unterricht die Schülerinnen und Schüler „auf der Grundlage islamischer Quellen (u. a. Koran, Sunna) zu eigenverantwortlichem Leben und Handeln“ motivieren möchte. Der Islamische Religionsunterricht soll die aktive und reflektierte Auseinandersetzung mit der eigenen Religion und Tradition ermöglichen, und die Schüler für die innerislamische und gesellschaftliche Pluralität sensibilisieren.

Der Entwurf sieht zudem vor, dass die Dialogbereitschaft und Toleranz der Schüler gestärkt werden soll. Dafür soll auch ein Schwerpunkt auf Begegnungen mit anderen Glaubensrichtungen gelegt und interkulturelle wie interreligiöse Kompetenz vermittelt. Inhaltlich sieht der Lehrplanentwurf für die Grundschüler eine Auseinandersetzung mit den Themenfeldern Allah, Muhammad, Koran, Sunna und Vernunft vor. Hier soll der Unterricht mit den Vorgaben und dem Konsens der Religionsgemeinschaften erteilt werden. Gleichzeitig soll ein großer Teil des Unterrichts sich auch der Lebenswirklichkeit und Praxis der Muslime widmen.

Ergänzung, keine Konkurrenz

Prof. Mouhanad Khorchide erklärte bei der Vorstellung, dass weiterhin eine große Zahl von muslimischen Schülern sein Wissen über den Islam aus den Moscheen bezieht. Man verstehe den Islamischen Religionsunterricht daher nicht als Konkurrenz zu bestehenden Angeboten, sondern ausdrücklich als Ergänzung. Der Münsteraner Professor kündigte an, dass man an Möglichkeiten für eine engere Zusammenarbeit mit den Moscheen arbeiten werde.

Sylvia Löhrmann (Grüne), Ministerin für Schule und Weiterbildung, erklärte in einem Grußwort, dass der Islamische Religionsunterricht ein Grundrecht der Muslime ist. „Allen religiösen Gruppen stehen gleiche Rechte zu“, sagte Löhrmann. Deshalb habe man sich an die Einführung des Islamischen Religionsunterrichts herangewagt und diesen trotz des starken Widerstands aus Gesellschaft und Politik vorangetrieben. Trotz aller Befürchtungen habe man den Unterricht auf einen guten Weg gebracht und schaue positiv in die Zukunft.

Im nächsten Schuljahr soll die Anzahl der Schulen und Klassen, in denen Islamischer Religionsunterricht erteilt wird, deutlich gesteigert werden. Die Schulministerin betonte, dass es in NRW ein beratendes Gremium gibt, das den Islamunterricht „vom Ministerium unabhängig“ überwacht. So soll auch Befürchtungen entgegen getreten werden, man versuche in NRW einen „Staatsislam“ zu etablieren. Der Lehrplanentwurf liegt den muslimischen Religionsgemeinschaften in NRW vor und soll bis zum 16. Juni 2013 beraten werden. Wann und ob er in Kraft tritt, steht noch nicht fest.