Hinz und Kunst

„Ich liebe es meine Religion praktizieren zu dürfen“

„Die Kunst ist frei“. Frei von Debatten und Grenzen. Künstler mit muslimischem Migrationshintergrund nutzen diese Freiheit und zeigen deutlich: Wir gehören zu Deutschland. Heute der Comedian Ususmango.

03
05
2016

IslamiQ: Kannst Du Dich vorstellen?

Ususmango: Ich bin Ususmango, Mitgründer der RebellComedy. Ich bin Stand-Up Comedian und Diplom Grafik-Designer. In meiner Kunst bin ich Comedian auf der Bühne und erzähle Geschichten und Sichten aus meinem Leben, aber auch absurde Gedankengänge die ich habe, werden von mir vorgetragen.

IslamiQ: Was möchtest Du mit deiner Arbeit bewirken?

Ususmango: Ich möchte die Leute unterhalten und sie auf meine Reise mitnehmen. Im Bestfall höre ich wie sie lachen, und fülle damit den Abend mit einem positiven Gefühl, das man mit nach Hause nehmen kann.

IslamiQ: Ist Dir Dein kultureller und/oder religiöser Background wichtig?

Ususmango: Er scheint anderen Leuten wichtiger zu sein als mir. Das ist auffällig. Bei mir selbst ist er eher beiläufig, er ist natürlich Teil meiner Persönlichkeit und ist somit gegeben. Ich liebe es meine Religion praktizieren zu dürfen und das ganze aus eigenen Stücken und mit meiner eigenen Überzeugung.

IslamiQ: Wie stark beeinflusst Dein Background Dein künstlerisches Schaffen?

Ususmango: Eher weniger, manchmal ist er Teil meiner Kunst aber eigentlich nur dann wenn andere mich auf meinen Background ansprechen als wäre er das Hauptthema in meinem Leben. Allgemein ist es lustig zu sehen, dass vielen Menschen extrem wichtig ist, auf welchem Teil der Erde Mama und Papa denn damals in den 40ern geboren sind.

IslamiQ: Studien attestieren eine steigende anti-islamische Stimmung in Europa. Bist Du persönlich Diskriminierungen dieser Art ausgesetzt?

Ususmango: Klar, Arbeitsmarkt, Wohnmarkt, Kindergartenwahl für die Kinder. Man kann das alles persönlich nehmen und mürrig und verbittert durch die Welt gehen, oder man lacht es aus und macht Nummern auf der Bühne daraus. Zu Zeiten von AFD und Pegida kommt man nicht mehr an dem Thema vorbei. Auswirkung auf den Alltag sollte man aber mit einer starken Persönlichkeit aushebeln. Ein gesundes Umfeld kann da helfen. Das Thema totzuschweigen oder zu ignorieren kann aber in der Zukunft gefährlich werden.

IslamiQ: Denkst Du, dass der Islam zu Deutschland gehört? Wieso?

Ususmango: Sagen wir mal so: Ich bin Muslim. Das was ich praktiziere personifiziert für viele den Islam. Ob es mir passt oder nicht. Was wäre wenn Babak Ghassim, Benaissa Lamroubal, Puyan Yavari, ich und alle anderen aus der RebellComedy zum Beispiel nicht in Deutschland wären, weil wir laut Meinung der Holzköpfe nicht zu Deutschland gehören. Das will doch niemand. Ich denke der Islam gehört zu Deutschland. Offenheit, Toleranz und Vielfältigkeit macht Deutschland aus und so soll das bleiben. Der Islam ist die zweitgrößte Religion der Welt und die Muslime sind einfach ein Teil der Welt. Es ist alles ziemlich einfach.

Das Interview führte Esra Lale.

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
Mir gefällt der Ausdruck "Künster mit muslimischen Migrationshintergrund nicht". Ist ein österreichischer Künstler, der in die USA auswandert, automatisch ein "Künstler mit katholischem Migrationshintergrund?" Nein, nicht unbedingt. Migration ist etwas Geographisches. Man sollte also z.B. schreiben "Künstler mit arabischen Migrationshintergrund". So gibt es auch in arabischen Ländern Christen, Atheisten, Agnostiker, Jesiden, Zoroaster und viele mehr. Ebenso in Pakistan, Bangladesch, der Türkei und im Iran.
04.05.16
7:40
Manuel sagt:
Dann muss auch die Islamische Welt toleranter werden!
04.05.16
12:05
Andreas sagt:
@Manuel: Entweder wir sind tolerant, oder wir sind es nicht. Dies von der Bedingung abhängig machen, dass andere Länder auch tolerant sein müssen, bevor wir es sind, ist unfair den Muslimen in Deutschland gegenüber, die nichts für die Zustände in muslimischen Ländern können. Unser Grundgesetz stellt auch diese Bedingung gar nicht auf.
06.05.16
14:20
Marek sagt:
@Ute Fabel: Nun ist aber besagter Künstler Muslim. Abgesehen davon ist es doch gerade Islamgegnern immer besonders wichtig, auf den religiösen Hintergrund von Gewaltverbrechern hinzuweisen. Warum soll also nicht auch im Positiven auf den religiösen Hintergrund hingewiesen werden?
06.05.16
16:06
Lena sagt:
Danke für das schöne Interview. Manuel, worauf genau beziehst duv deine Aussage?
08.05.16
17:02
Manuel sagt:
@Lena: Weil immer einseitig Toleranz von Seiten der Moslems gegenüber dem Islam gefordert wird, aber wo ist denn Ihre Toleranz gegenüber Andersgläubigen oder Nichtgläubigen? Da sieht es, wenn man sich die Islamische Welt ansieht sehr düster aus!
11.05.16
12:55
Manuel sagt:
@Andreas: Nachdem in Deutschland die meisten Islam-Verbände aus der Islamischen Welt finanziert werden, hat das sehr wohl eine Bedeutung.
11.05.16
12:56
Tawfik sagt:
@Manuel: Man kann nicht sagen oder erwarten, das jemand oder etwas toleriert wird wenn der jenige auch tolerant sind ....entweder hü oder hot. Klar geht es im Interview um den Mensch Usama Elyas umd was er denkt oder über was er wie denkt. Aber immer wieder die Religion....warum? Es ist nicht die Religion die einen Menschen ausmacht sondern der Mensch macht die Religion aus. Akzeptiere den Mensch. Respektiere seine Meinung und Toleriere seine Art zu leben auf wenn sie dir nicht gefällt.
21.07.18
15:29
Holger sagt:
Ich sehe das etwas anders. Meine Toleranz endet dort, wo mir Intoleranz begegnet. Der Islam ist keine Religion des Friedens, sondern eine immer mehr um sich greifende Sekte mit den Machtanspruch der Weltherrschaft. Bis das die Letzten begriffen haben, ist es leider zu spät, um dem Wirken dieser Ideologie entgegenzutreten.
20.12.18
15:39
Mischa sagt:
Zitat: "Was wäre wenn Babak Ghassim, Benaissa Lamroubal, Puyan Yavari, ich und alle anderen aus der RebellComedy zum Beispiel nicht in Deutschland wären, weil wir laut Meinung der Holzköpfe nicht zu Deutschland gehören." Herr Puyan Yavari hat gerade eindrucksvoll bewiesen, dass sein Frauenbild nicht zu Deutschland gehört und dem Klischee der Holzköpfe voll entspricht. Wer regelmäßig den ÖPNV einer Großstadt benutzt bekommt täglich solche Gratisvorstellungen. Vor Frauen auf den Boden spucken oder Testosteron gesteuertes Gruppen-Gockelverhalten sind hier noch die harmloseste Form einer eigenen Interpretation von Integration. Leider kein Comedy sondern Realität.
21.12.18
10:05