Hinz und Kunst

„Meine Religion ist der Ursprung meiner Kreativität“

„Die Kunst ist frei“. Frei von Grenzen und Debatten. Muslimische Künstler nutzen diese Freiheit und machen deutlich: Wir gehören zu Deutschland. Heute mit Benan Arslanoğlu.

25
07
2021
Benan Arslanoğlu Foto: Privat, bearbeitet by iQ.
Benan Arslanoğlu Foto: Privat, bearbeitet by iQ.

IslamiQ: Kannst Du dich vorstellen?

Benan: Mein Name ist Benan. Ich bin 25 Jahre alt, studiere Gestaltung in Hildesheim und illustriere leidenschaftlich gerne. Zuvor habe ich einen Bachelor im Fach Wirtschaftswissenschaften gemacht und bündle nun meine Kompetenzen aus beiden Feldern in meinem Onlineshop. Zu meiner bescheidenen Produktpalette zählen vorerst Postkarten und Stofftaschen.

IslamiQ:  Was möchtest Du mit Deiner Arbeit bewirken?

Benan: Situationen aus meinem Alltag, ein Lied, Zeilen aus einem Gedicht oder einem Buch, eine Unterhaltung oder ein Foto wecken meine Erinnerungen, lösen Emotionen in mir aus und regen mich zum Nachdenken an. Diese Erinnerungen, Emotionen und Gedanken versuche ich bildhaft in meinen Illustrationen festzuhalten. Damit dienen meine Illustrationen an erster Stelle als mein persönliches Ausdrucksmittel. Gleichzeitig möchte ich mit ihnen in die Gedankenwelt der Betrachter eindringen und eben diese Emotionen wecken. Zu wissen, dass meine Illustrationen individuell wahrgenommen werden und damit vielfältige Gefühle auslösen, unterschiedliche Denkanstöße bieten und neue Blickwinkel auf bereits Bekanntes liefern, stimmt mich ausgesprochen glücklich. Aus diesem Grund bin ich für jeden Austausch durch Kommentare und Nachrichten sehr dankbar.

IslamiQ: Ist Dir dein kultureller und/oder religiöser Background wichtig?

Benan: Meine Sensibilität und Aufmerksamkeit für die kleinsten Details und das Unscheinbare im Allgegenwärtigen, sowie meine Kreativität habe ich meinem Schöpfer zu verdanken. Die Dankbarkeit und der Demut für diese unzählig vielen Gaben bewegen mich immer und überall zu mehr Wachsamkeit und Mitgefühl. Schließlich ist meine Religion der Kern meiner Identität und damit auch der Ursprung meiner Kreativität. Meine Kultur bereichert mich immerzu mit Inspiration, hält meine Neugier aufrecht, zeigt mir neue Facetten und formt den Rahmen meiner Kreativität.

IslamiQ: Wie stark beeinflusst Dein Background Dein künstlerisches Schaffen?

Benan: Mein Background hat einen sehr großen Einfluss auf meine künstlerischen Arbeiten. Die Erinnerungen, Erfahrungen, Fotos und Souvenirs meiner Großeltern und Eltern, die türkische Tradition und meine Werte sammeln sich in einem riesigen, bunten Topf aus dem ich mir herausgreife, was mich berührt und bewegt. Gleichzeitig erweitert sich der Inhalt dieses Topfes um meine persönlichen Erfahrungen und nimmt stetig neue Formen und Farben an.

IslamiQ:  Wirst oder wurdest Du wegen Deiner Kunst diskriminiert? Wenn ja, von wem und wie?

Benan: Nein, wegen meiner Kunst habe ich keine Diskriminierung erlebt. Verwunderte Blicke und irritierte Gesichter treffe ich aber immer an, wenn ich Kunstausstellungen in Museen besuche.

IslamiQ: Ist deiner Meinung nach Kunst frei? Wenn nein, was muss sich ändern?

Benan: Ich denke die Kunst für sich ist frei. Es sind die Menschen, die sich Grenzen sowohl in ihrer Wahrnehmung, als auch im Schaffen der Kunst setzen. Ob und welche Grenzen Menschen einhalten möchten ist jedem selbst überlassen. Die Freiheit besteht darin, seine eigenen Grenzen zu erkennen, individuelle Rahmen zu schaffen und eigene Wertesysteme zu definieren. Dieser Freiheit muss man sich nur bewusst werden, nach ihr suchen und streben. Somit ist die künstlerische Freiheit im Bewusstsein und im Streben nach ihr verborgen.

Leserkommentare

Ethiker sagt:
Wenn "Deutschsein" völkisch und rassistisch ausgelegt und mit der Internalisierung von schlechten und guten Sitten gemeint ist, dann kann man diese Ansicht ablehnen oder mit guten Argumenten verurteilen. Die Zugehörigkeit und Verbundenheit zu einer Gegend definiert sich nicht über die Meinungen und dem Verhalten der Menschen allein, sondern ist mit den Raum und objektiven Faktoren vorbestimmt. Wer sich mit der Natur in diesem Raum verbunden fühlt, gehört zu dieser Gegend, unabhängig von der Meinung von Menschengruppen.
27.07.21
11:57
IslamFrei sagt:
Stell dir vor, da betreibt jemand seine " islamische Kunst " - - und keiner schaut hin. Wenn doch nur ein paar Beispiele solcher " Islamischer Kunst " im redaktioneller Teil gezeigt worden wären, dann hätte der Leser wissen können, was die Muslims da so unter verstehen. Aber dazu ist ja noch Zeit, denn der Islam wird - wie viele einstige relieuse Ideologien nicht immer bestehen, zum Glück. Wie die Inka Ideologie und die Ideologie der Griechen, der Ägypter, der Germanen wird man einst von der muslemische Mythologie reden; und den Kopf schütteln, wieso eine geringe Anzahl Erdbewohner diesen Nonsens für Realität auffassen konnten. Gruss, IslamFrei
15.04.22
23:32