Kassel

Sanitäter schlägt auf wehrlosen Mann ein – Polizei schaut zu

Ein Sanitäter schlägt einen auf einer Trage fixierten Mann mit voller Wucht ins Gesicht und bricht ihm das Jochbein. Zwei Polizisten schauen zu.

12
03
2021
Sanitäter schlägt Mann
Sanitäter schlägt im Beisein der Polizei auf wehrlosen Mann ein © Facebook, bearbeitet by iQ.

Nach einer Auseinandersetzung bei einem Einsatz in einer Flüchtlingsunterkunft in Kassel laufen gegen einen Rettungssanitäter sowie gegen zwei Polizeibeamte und einen Bewohner der Einrichtung staatsanwaltliche Ermittlungen. Der 44 Jahre alte Sanitäter soll laut Staatsanwaltschaft Kassel bei dem Einsatz im Beisein der Polizisten einen auf einer Trage festgeschnallten Bewohner der Unterkunft einmal geschlagen haben, nachdem dieser den Sanitäter und seine Kollegin bespuckt haben soll.

Nach Angaben eines Sprechers der Staatsanwaltschaft wird gegen den Sanitäter wegen des Verdachts der Körperverletzung ermittelt und zudem geprüft, ob die Beamten eine Strafvereitelung im Amt begangen hätten. Bei den Ermittlungen sei auch ein Video aus einer Überwachungskamera gesichtet worden, so der Sprecher der Staatsanwaltschaft. Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung darüber berichtet.

Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) forderte am Freitag eine rasche Aufklärung des Vorfalls. „Die Bilder auf dem Video sind schrecklich. Die Umstände und der Tathergang müssen jetzt so schnell wie möglich aufgeklärt werden.“ Vom hessischen Innenministerium hieß es: „Das angesprochene Video macht uns fassungslos.“ Das Landespolizeipräsidium habe eine umfassende Aufklärung in die Wege geleitet. Gegen die eingesetzten Polizeibeamten würden disziplinarische Konsequenzen geprüft.

Schlag wird im Polizeibericht nicht erwähnt

Die Auseinandersetzung ereignete sich bereits am 8. November vergangenen Jahres. Laut damaligem Polizeibericht waren Polizei und Rettungsdienst seinerzeit wegen eines randalierenden Bewohners in die Flüchtlingsunterkunft gerufen worden. Der 32-Jährige „sichtlich alkoholisierte“ Bewohner sei zunächst „scheinbar hilflos“ gewesen, während des Einsatzes aber „wieder zu Kräften“ gekommen, hatte die Polizei mitgeteilt. Der Mann soll versucht haben, die Einsatzkräfte mit einer Alu-Leiter zu attackieren. Die Beamten hätten ihn „durch den schnellen Einsatz von Pfefferspray“ abwehren und den Angreifer anschließend überwältigen können. Es sei auch „zu mehreren Spuckattacken gegen die Beamten und die Rettungskräfte“ gekommen, hieß es. Der Schlag des Rettungssanitäters wurde in dem Polizeibericht nicht erwähnt.

Das Polizeipräsidium Nordhessen habe ein Ermittlungsverfahren gegen die am Einsatz beteiligten Polizeibeamten eingeleitet, „um auch insoweit das Verhalten der Beamten auf eine mögliche strafrechtliche Bedeutsamkeit hin zu überprüfen“. Dieses Verfahren werde nun bei der Staatsanwaltschaft Kassel geführt. Zudem laufen auch Ermittlungen gegen den 32-jährigen wegen tätlichen Angriffs und Widerstands gegenüber Vollstreckungsbeamten sowie wegen versuchter Körperverletzung und Beleidigung.

Der Regionalverband Kassel-Nordhessen des Arbeiter-Samariter-Bundes teilte am Freitag auf Anfrage mit, man habe den Rettungssanitäter sofort nach Bekanntwerden der Vorwürfe vom Dienst freigestellt und unmittelbar die fristlose Kündigung ausgesprochen. (dpa, iQ)

Leserkommentare

seyhun keskin sagt:
inwiefern haben sich islamische und ausländische verbände hier geäußert? Warum stecken die den kopf in den Sand?
12.03.21
23:57