STUDIE

Religionswissenschaftler: Islam ist Identitätsanker und Integrationshilfe

In der öffentlichen Debatte gilt der Islam oft als „Integrationshindernis“. Dem widerspricht Religionswissenschaftler Manfred Pirner. Sein Studienergebnis beweist das Gegenteil.

08
03
2021
Islam Symbolbild, Muslime
Symbolbild: Islam und Muslime

Die islamische Religionszugehörigkeit ist für jugendliche Migranten sowohl Identitätsanker als auch Integrationshilfe. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Nürnberger Religionswissenschaftlers Manfred Pirner. In der öffentliche Debatte spiegle sich das aber nicht wider, sagte Pirner dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die islamische Religionszugehörigkeit werde von vielen als „Integrationshindernis“ gesehen. „Das ist aber überzogen und stimmt so nicht unbedingt.“

„Es gibt Hinweise, dass aus der islamischen Tradition heraus eine gewisse Offenheit, Toleranz und Verständigungsbereitschaft besteht“, sagte der Lehrstuhlinhaber für Religionspädagogik und Didaktik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Außerdem fände ein Lernprozess bei den jugendlichen Migranten statt: Mehr als die Hälfte der Befragten hätten in kurzer Zeit nicht-religiöse Freunde in Deutschland, denen die Geflüchteten attestierten, auch ohne Religion glücklich und moralisch gut sein zu können.

Pirner plädierte für Islamunterricht an Schulen

Pirner wertete es als „gesellschaftliche Schieflage“, wenn der Eindruck entstehe, „die stark religiösen Geflüchteten müssten immer fundamentalistisch, extremistisch oder ablehnend gegenüber anderen Religionen sein“. In dem Forschungsprojekt hatte Pirner über einen Zeitraum von fast vier Jahren 45 Jugendliche mit Fluchthintergrund in Nürnberg, Leipzig und Berlin befragt. Anliegen der Studie sei es gewesen, ein Bewusstsein dafür zu wecken, dass Religiosität auch eine positive Seite habe und eine Ressource für Lebensbewältigung und Integration sein könne. „Das lässt sich durch die Ergebnisse unserer Studie klar belegen.“

Pirner plädierte für einen islamischen Religionsunterricht an den Schulen: „Es ist wichtig, dass die muslimischen Kinder und Jugendlichen erfahren, dass ihre Religion in der Schule einen Platz hat, an dem sie sich ihrer selbst vergewissern können, aber auch Perspektiven erschlossen bekommen, wie sie ihre religiöse Orientierung mit der Offenheit einer pluralistischen und menschenrechtsorientierten Gesellschaft wie der unseren verbinden können.“

 

Leserkommentare

Johannes Disch sagt:
So pauschal, wie das Herr Pirneer sagt, stimmt es nicht. Es kommt darauf an, welches Islamverstädnist herrscht. Ein fundamentalistisch-orthodoxer Islam ist ein Integrationshindernis. Und ebnso hinderlich ist es, wenn die Religion als primäres Identitäsmerkmal dient.. Und ebnso hinderlich ist es, wenn man sich zuerst als Mitglied eines religiösen Kollektivs definiert und nicht als Individuum.
08.03.21
13:38
Al-Faruqi sagt:
Vorurteile! Vorurteile! Vorurteile! Dagegen kommt auch die Wissenschaft - leider - nicht an (wie man an so manchem Kommentar hier sieht...)
16.03.21
12:47