Vergangenen Dienstag rückten Polizisten für einen Großeinsatz zum Kölner Hauptbahnhof. Der Grund: zehn junge Muslime. Der Kölner Polizei wird racial profiling vorgeworfen.
Die Kölner Polizei hat am Dienstagvormittag zehn junge Männer im Alter von 18 bis 28 Jahren im Kölner Hauptbahnhof festgehalten, nachdem diese laut Zeugenaussagen kurz zuvor auf dem Vorplatz „Allahu akbar“ gerufen haben sollen und in den Hauptbahnhof liefen. Hierbei trugen sie, anlässlich des Festes am Ende des Fastenmonats Ramadan, lange Gewänder und zudem Westen.
Nach dem ein Zeugenanruf bei der Polizei einging, wurden gleich 29 Streifenwagen und eine Hundertschaft entsandt, um nach den Verdächtigen zu suchen, erklärte die Pressestelle der Kölner Polizei auf Anfrage von IslamiQ. Der Dom und sein Umfeld hätten Symbolcharakter und würden besonders geschützt, so die Polizei. Insgesamt befinden sich 25 Sicherheitskameras vor Ort. „Auch wenn der Begriff ‚Allahu akbar‘ von vielen Extremisten missbraucht wird, haben viele terroristische Anschläge mit dem Ausspruch ‚Allahu akbar‘ begonnen.“ So habe man einen Anhaltspunkt, dass es sich um den Beginn eines terroristischen Anschlags handeln könnte, so die Pressestelle gegenüber IslamiQ.
Im Bahnhof traf die Polizei insgesamt zehn Personen an, die ohne Weiteres überwältigt und am Boden fixiert wurden. Einsatzkräfte brachten sie zur Dienststelle, wo Ermittler des Staatsschutzes sie überprüften und befragten. Nach den Befragungen bestehe gegen die zehn Männer in Bezug auf das beschriebene Verhalten kein strafrechtlicher Vorwurf. Lediglich in einem Fall fanden die Ermittler ein Einhandmesser und leiteten diesbezüglich ein Ordnungswidrigkeitsverfahren ein. Zu den eigentlichen Verdächtigen wird die Polizei keine weiteren Angaben machen, da sich herausgestellt hat, dass sie keinen Anschlag planten, so die Pressestelle.
Aufgrund ihres Eingreifens musste die Polizei viel Kritik einstecken. Der Zentralrat der Muslime (ZMD) teilte am Mittwoch mit: „Wir erwarten, dass Polizisten kulturell besser geschult und sensibilisiert werden.“ Die jungen Männer hätten sich lediglich auf dem Weg zu Feierlichkeiten zum Ende des Fastenmonats Ramadan befunden. Der Vorfall zeige, dass „rassistisches Profiling“ ein ernstzunehmendes Thema bleibe.
Der Kölner Polizeipräsident Uwe Jacob reagierte am Mittwochnachmittag und teilte mit: „Ich weise die Vorwürfe gegen meine Beamten entschieden zurück, dass ihr Handeln von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit geprägt war.“
Für den Vorsitzender des Islamrates, Burhan Kesici, hätten die Ereignisse am Kölner Hauptbahnhof „erneut gezeigt, dass der Umgang mit Muslimen ein anderer ist. Es wird deutlich, dass es eine Angst und Vorsicht insbesondere gegenüber Muslimen gibt“. Kesici fragt sich die Frage, „wie man reagiert hätte, wenn es sich etwa um eine rechte Gruppe gehandelt hätte“.
„Bei so einer Verdachtslage werden Polizeibeamte nicht hingehen und mit den Verdächtigen ein lockeres Gespräch anfangen“, so die Pressestelle weiter. Auch wenn sich die Polizei rückblickend bei ihrem Handeln berechtigt fühlt, bedauere es der Kölner Polizeipräsident, dass unbescholtene Bürger von diesen Maßnahmen betroffen waren und bietet ihnen ein persönliches Gespräch an. „Ich werde auf diese Menschen zugehen“, so Jacobs.
Von IslamiQ danach befragt, ob die Kombination lange Gewänder, Weste und „Allahu akbar“ ein Indiz für eine Straftat sei, antwortete die Polizei-Pressestelle: „Die Polizei muss vorliegende Information schnell bewerten und handeln“. Es sei ein Unterschied, ob sich eine Person mit dieser Kombination vor einer Moschee befindet, oder vor Orten, wo eine besondere Sensibilität herrscht. „Es geht nicht darum, gegen Personen vorzugehen, sondern um unschuldige Personen zu schützen“.