Verfassungsschutz

Extremisten haben Zulauf – Strategiewechsel

In Hamburg haben Extremisten Zulauf – auf allen Seiten. Dabei gelingt es ihnen offenbar, über populäre Themen auch potenzielle Anhänger in der Mitte der Gesellschaft anzusprechen. Verfassungsschutzchef Voß warnt vor einem neuen Phänomenbereich.

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Hamburg: Hier setzen die Menschen auf Vielfalt © by LuxTonnerre auf Flickr (CC BY 2.0), bearbeitet islamiQ

Der Hamburger Verfassungsschutz verzeichnet in allen Extremismus-Bereichen einen Strategiewechsel bei der Rekrutierung neuer Anhänger. Behördenleiter Torsten Voß sprach von einem neuen Phänomenbereich. „Wir nennen das Entgrenzung“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Es wird versucht, über die Besetzung gesellschaftlich relevanter, populärer Themen, oft auch unter Vorspiegelung falscher Tatsachen, neue Anhänger in der demokratischen Mitte der Gesellschaft zu gewinnen – die Grenzen verschwimmen zu lassen.“ Dies zeige sich sowohl bei Links- und Rechtsextremisten wie auch im Bereich religiöser Extremisten. Und in allen Bereichen gebe es Zulauf.

Als Beispiel aus dem rechtsextremen Bereich nannte Voß die Identitäre Bewegung, die unter dem Begriff „Ethnopluralismus“ versuche, ihre Ideologie zu verbreiten und mit Menschen ins Gespräch zu kommen. Der Begriff höre sich „erst einmal ziemlich harmlos und intellektuell, vielleicht sogar multikulturell an, doch dahinter verbirgt sich purer Rechtsextremismus“, warnte er. „Denn Ethnopluralismus bedeutet nichts anderes als: Jeder soll glücklich werden und seine eigene Kultur haben – aber nur in seinem Land. Ethnopluralismus ist für mich der Rechtsextremismus des 21. Jahrhunderts.“

Im linksextremen Bereich versuche die Interventionistische Linke mit Themen wie G20 oder den Protesten im Hambacher Forst, „Brücken in den demokratischen Teil der Gesellschaft“ zu schlagen. Über die Instrumentalisierung vieldiskutierter Themen schaffe sie „eine breitere Akzeptanz in der Öffentlichkeit und sucht taktisch und strategisch den Schulterschluss mit Nicht-Extremisten.“

Dem Zusammenschluss „Realität Islam“ ist es gelungen, über 165 000 Unterschriften für eine Petition gegen ein angedachtes Kopftuchverbot für unter 14-Jährige an Schulen in Nordrhein-Westfalen zu sammeln. „Ich denke mal, die wenigsten Unterzeichner wussten, dass es sich bei `Realität Islam` um eine Organisation handelt, die starke ideologische Schnittmengen mit der seit 2003 verbotenen extremistischen `Hizb ut-Tahrir` hat. Ein typischer Fall für verschwimmende Grenzen“, sagte Voß.

Diese Form der Rekrutierung sei „in dieser Breite schon ein neuer Phänomenbereich, auf den wir uns als Verfassungsschutz neu konzentrieren“. Es sei zwar nicht Aufgabe des Verfassungsschutzes, auf die Entwicklung der Gesellschaft zu schauen. „Aber es ist unsere Aufgabe zu schauen, wie sich extremistische Phänomene in Richtung Mitte der Gesellschaft entwickeln. Das müssen wir als demokratisches Frühwarnsystem als neue Aufgabe sehen – neben den klassischen, die Öffentlichkeit und die Polizei zu informieren, um Anschläge zu verhindern.“

Auf allen Seiten des Extremismus würden in Hamburg steigende Anhängerzahlen verzeichnet. „Der Extremismus steigt insofern in allen Bereichen an“, sagte Voß. (dpa/iQ)

Leserkommentare

Emanuel Schaub sagt:
Es ist ja tröstlich ,dass der Verassungsschutz die genannten Themen als an sich diskutierbar/vertretbar ansieht... mit anderen Wort können die kleinen Koptuch Mädchen in meinem Sinne sic!! noch hffen resp beruhigt sein... gruss emanuel
02.01.19
11:36
Kritika sagt:
An ESchaub und Mitleser ( die *innen natürlich eingeschlossen) Er schreibt: "- - mit anderen Wort können die kleinen Koptuch Mädchen in meinem Sinne sic!! noch hffen resp - - " Wasimmer- die kleinen Kopftuch Mädchen 'im Sinne sic!! ' von ESchaub nun tun sollen, Kritika rät, nicht mit Kopftuch in der Öffentlichkeit zu provozieren. Es gibt auch in Deutschland Menschen, die begreiflicherweise in Wut geraten, wenn sie Islam Propagandisten sehen und dabei an die Blutspur denken, die Gläubige Muslims in Europa gezogen haben. Angesichts des menschlichen Leides, mit dem der Islam Deutschland überzieht, wäre die Bescheidenheit angebracht, für diese zutiefst Demokratie-feindliche Ideologie nicht auch noch zu öffentlich zu werben. Denn Manche KopftuchMädchen wurden belästigt von Ungläubigen, die sich nicht mehr beherrschen konnten. Gruss, Kritika
04.01.19
1:08