Österreich

Streit ums Schächten beendet

Der Vorstoß der FPÖ in Niederösterreich scheiterte. Künftig müssen sich Fleisch-Käufer nicht registrieren lassen, den Eigenbedarf aber nachweisen.

28
07
2018
Niederösterreich streitet über koscheres Essen. © shutterstock, bearbeitet by IslamiQ.
Niederösterreich streitet über koscheres Essen. © shutterstock, bearbeitet by IslamiQ.

In Niederösterreich wird es keine Registrierung von Käufern koscheren Fleisches geben. Die Landesregierung Niederösterreichs einigte sich auf Vorschriften fürs Schächten, die sowohl den Tierschutz als auch die Religionsfreiheit berücksichtigen sollen. Die von der Israelitischen Kultusgemeinde befürchteten Namenslisten für Juden werde es somit nicht geben, bekräftigte Ministerpräsidentin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) am Freitag.

In einem neuen Erlass wurden vorherige Passagen gestrichen, nach denen die Behörde in jedem Einzelfall prüfen sollte, ob der Kunde einen Bedarf an rituell geschlachtetem Fleisch habe. Dieser Bedarf kann nun unter anderem auch durch frühere Rechnungen belegt werden.

Der für den Tierschutz zuständige FPÖ-Minister Gottfried Waldhäusl will das Schächten eindämmen. Viele Muslime und Juden aus Wien kaufen im benachbarten Niederösterreich das koschere Fleisch. Beim sogenannten Schächten wird dem Tier ohne vorherige Betäubung die Kehle aufgeschlitzt und es blutet aus. Ziel ist dabei, dass das Tier möglichst vollständig ausblutet, denn der Verzehr von Blut ist sowohl im Judentum als auch im Islam untersagt.

Die Pläne hatten in jüdischen Gemeinden in Österreich und Deutschland, aber auch unter den Muslimen der Alpenrepublik für Empörung gesorgt. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Frederic Voss sagt:
Zu heller Empörung sollte es vielmehr kommen, wenn aufgrund irgendwelcher Religionstraditionen vehement gegen Tierschutz und Tierwohl verstossen wird. Ganz egal aus welcher Ecke fundamentalistische Redner und Autoritäten lautstark ihre Schächtungen u.ä. als fromm und gottgefällig hinstellen wollen. Solange es Schlachthöfe gibt, wird es auch Schlachtfelder geben. Das sagte schon Leo Tolstoi, der große russische Schriftsteller. Von ihm stammt auch folgende Aussage zum Thema "Heilige Lehre": "Die Lehre der Kirche ist eine theoretisch widersprüchliche und schädliche Lüge."
28.07.18
20:53
Dilaver Çelik sagt:
Allein schon aus Tierschutzgründen muss unbetäubtes Schächten die einzig erlaubte Schlachtmethode sein. Denn Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass die beste Schlachtmethode das unbetäubte Schächten ist. Kann man alles in den entsprechenden Büchern nachlesen. Alle anderen Schlachtmethoden (Betäuben, Elektroschock, Bolzen, mit dem Hammer auf den Kopf hauen etc.) gehören verboten.
29.07.18
19:41
Johannes Disch sagt:
@Frederic Voss Auch in Deutschland ist Muslimen und Juden das Schächten erlaubt. Einen Aufschrei sollte es geben wegen den unwürdigen Bedingungen in deutschen Schlachthöfen. Das Schächten-- richtig ausgeführt-- ist durchaus human, im Vergleich zu den Methoden in deutschen Schlachthöfen. Also: Bitte nicht das Tierwohl vorschieben, wenn es eigentlich gegen den Islam gehen soll. Wem es ums Tierwohl geht, der muss vor allem gegen Methoden in deutschen Schlachtbetrieben demonstrieren. Es geht hier nicht um Fundamentalismus. Die Rechtslage ist eindeutig: Juden und Muslimen ist das Schächten erlaubt. Hier geht die Religionsfreiheit über den Tierschutz. Wenn schon schimpfen, dann nicht auf Muslime, sondern auf das Bundesverfassungsgericht. Und da nützt schimpfen alleine auch nix. Versuchen Sie, das Urteil revidieren zu lassen.
29.07.18
23:17
Prinzessin Rosa sagt:
Nun ja, Herr Voss, um sich die hier zumeist diskutierte Lehre in Erinnerung zu rufen, müssen Sie nur den Namen dieser Homepage lesen. Soviel zur Ironie. Es muss der persönliche Bedarf nachgewiesen werden, z.B. durch frühere Kassenbelege? So einen Schmarrn kann sich auch nur jemand ausdenken der sonst keine Probleme zu Lösen vermag... . Das ist definitiv der Anfang vom Ende... . Uuund: Schluss mit Hochkultur, Meinungsfreiheit, Demokratie, und last but not least Religionsfreiheit. Was ist übrigens mit Kinderrechten versus Kinderquälerei und Vernachlässihung aufgrund übermäßigen Alkoholkonsums? Warum macht sich da keiner Stark? Und die Viehtransporte und Viehhaltung im Allgemeinen? Wo sind da die Stimmen? Ach ja, ich vergaß, die sitzen am rechten Stammtisch und organisieren Repressalien gegen Juden und Muslime....
30.07.18
6:29