Österreich

Streit ums Schächten: Österreichs Regierung gegen Registrierung

Die FPÖ in Niederösterreich will das Schächten einschränken. Künftig sollen sich Juden zur Abholung von koscherem Fleisch registrieren lassen. Die österreichische Regierung kritisiert diesen Vorstoß.

20
07
2018
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Koscher-Fleisch-Österreich
Symbolbild: Halal Fleisch © shutterstock, bearbeitet by IslamiQ.

Eine Registrierung von Juden vor dem Kauf von koscherem Fleisch schließt die Regierung in Österreich aus. „Wir bekennen uns ganz klar zu unseren jüdisch-christlichen Wurzeln und werden diese auch künftig gegen Eingriffe und Angriffe verteidigen“, sagte Österreichs Kanzleramtsminister Gernot Blümel (ÖVP) am Freitag gegenüber der Nachrichtenagentur APA. Jeder Form einer persönlichen Registrierung sei „völlig indiskutabel und kommt für uns niemals infrage.“

Damit reagierte die Bundesregierung auf Pläne im Bundesland Niederösterreich, dass jeder einzelne Kunde vor dem Kauf von koscherem Fleisch konkret einen religiös bedingten Bedarf nachweisen solle. Dies wurde vom zuständigen FPÖ-Minister mit dem Tierschutz begründet. Beim sogenannten Schächten wird dem Tier ohne vorherige Betäubung die Kehle aufgeschlitzt und es blutet aus. Ziel ist dabei, dass das Tier möglichst vollständig ausblutet, denn der Verzehr von Blut ist sowohl im Judentum als auch im Islam untersagt.

Die Pläne hatten in den jüdischen Gemeinden in Österreich und Deutschland, aber auch unter den Muslimen der Alpenrepublik für Empörung gesorgt. Eine Registrierung von Juden erinnere an die dunkelsten Kapitel des Landes, hieß es unter Verweis auf die Nazi-Zeit. Auch die Ministerpräsidentin Niederösterreichs, Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), hatte den Plänen ihres Ministers eine Absage erteilt und eine praxisnahe Lösung angekündigt.

Derweil solidarisiert sich die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ)Kopfschüttelnd reagiert der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) Ibrahim Olgun auf das „koschere Fleisch Gate“ eines niederösterreichischen Landespolitikers: „Wir Musliminnen und Muslime erklären uns selbstverständlich solidarisch mit der Israelitischen Kultusgemeinde hinsichtlich ihrer Ablehnung und Kritik zum „koscheren Fleisch Gate“.

IGGÖ kritisiert Registrierung

„Es ist inakzeptabel, dass Mitbürgerinnen und Mitbürger aufgrund ihrer Religion stigmatisiert werden. Die Zeit des Registrierens von gläubigen Menschen ist endgültig und für alle Zeiten vorbei“, erklärt Ibrahim Olgun, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ), in einer Pressemitteilung. Die aktuelle Gesetzeslage bezüglich des Schächtens sei bewährt und ausreichend.

Die doppelbödige Tierliebe so mancher politischen Parteien hört spätestens dann auf, wenn mit Tierinnereien oder Tierblut Moscheen oder Synagogen geschändet werden und wenn man sich in Social-Media-Kanälen darüber lustig macht, dass muslimische oder jüdische Mitbürger kein Schweinefleisch konsumieren dürfen“, stellt Olgun abschließend fest. (dpa, iQ)