Islamische Bestattungen

Muslime ruhen auf dem Kölner Westfriedhof

Früher führte der letzte Weg zurück ins Herkunftsland, doch inzwischen lassen sich immer mehr Muslime in Deutschland beerdigen. Berührungsängste mit der christlich geprägten Friedhofskultur gibt es kaum noch.

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2017
Symbolbild: Friedhof
Symbolbild: Friedhof © CC 2.0 / Marrrci / flickr

Seit 100 Jahren beerdigen Kölner ihre Toten auf dem Westfriedhof, wenige Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Kölner Honoratioren liegen hier neben Fabrikanten, Angehörige traditionsreicher Handwerkerfamilien neben Bombentoten aus dem Zweiten Weltkrieg. Die breite Allee vom Toreingang zur Trauerhalle im neoklassizistischen Stil atmet den Stolz der alten Domstadt.

Biegt der Besucher links ab und wandert einige Minuten durch das parkartige Gelände mit dem alten Baumbestand, stößt er auf Gräber, die eigenartig quer zum rechtwinkligen Wegenetz verlaufen. Die Grabsteine schmücken häufig Halbmond und Stern oder arabische Schriftzeichen. Hier haben auch Muslime ihre letzte Ruhestätte gefunden.
„Nach islamischem Ritus bestatten wir die Toten auf der rechten Seite liegend mit dem Gesicht nach Mekka, also Richtung Südost. Deshalb die ’schräge‘ Ausrichtung der Gräber. So warten sie auf das Jüngste Gericht“, erklärt Abdülkadir Ulusoy. Noch vor wenigen Jahrzehnten hätte ein türkisch-islamischer Bestatter wie er hierzulande kaum seine Familie ernähren können. „Früher ließen sich Türken nach ihrem Tod immer in die Türkei überführen. Inzwischen finden 60 Prozent der Beerdigungen hier statt.“

Kommunen schaffen Sargzwang ab

Am Geld liegt es nicht, erzählt Ulusoy. Im Gegenteil, die Grabkosten in Deutschland sind deutlich höher als in der Türkei, wo Gemeinden die Gräber meist gebührenfrei zur Verfügung stellen. Allen Berichten über Integrationsprobleme zum Trotz: Die Kinder und Enkel der einstigen Gastarbeiter, die seit Anfang der 1960er Jahre bei Ford, Bayer oder im Braunkohletagebau westlich der Rheinmetropole anheuerten, empfinden Deutschland immer selbstverständlicher als „Heimaterde“ auch im Tod. Viele Kommunen und Bundesländer kommen dem entgegen, indem sie den islamfremden Sargzwang abschaffen. An immer mehr Orten dürfen Muslime ihre Toten gemäß der Tradition in weißen Leinentüchern in die Erde betten.

Inzwischen sind mehr als 2.000 Muslime auf dem Westfriedhof bestattet, die ältesten Gräber stammen aus den 1960er Jahren, rund einhundert kommen jedes Jahr hinzu. Einäscherung verbietet der Islam. Die muslimischen Grabfelder liegen nicht abgesondert, sondern verstreut über das Gelände, umgeben von nichtmuslimischen Abschnitten. „Mutter Natur ist ja Eigentum Gottes“, sagt der hinzugekommene Imam Yavuz Nar, der schon viele Glaubensbrüder und -schwestern auf dem letzten Weg begleitet hat. „Wichtig ist nur, dass die Toten in ‚jungfräulicher Erde‘ bestattet werden.“ Und so beten die Angehörigen an den Gräbern ihrer Angehörigen in Sichtweite christlicher Kreuze und Marienfiguren.

„Ruhuna Fatiha“ ist oft zu lesen. „Es bedeutet so viel wie: ‚Bete eine Fatiha für meine Seele‘, die erste Sure des Koran“, erklärt Nar. Sie ist eine Art islamisches „Vaterunser“ und begleitet den gläubigen Muslim in tausend Lebenslagen: „Bismillahi Rahmani Rahim“, beginnt sie – „Im Namen des barmherzigen und gnädigen Gottes….Dir dienen wir und Dich bitten wir um Hilfe. Führe uns den geraden Weg, den Weg derer, denen Du Gnade erwiesen hast, nicht den Weg derer, die Deinem Zorn verfallen sind und irregehen.“

Der Tod ist keine Strafe Gottes

Der Tod ist im Islam nicht das Ergebnis einer Ursünde, keine Strafe Gottes. Das Lebensende ist etwas ganz Natürliches, das der Schöpfer jedem Menschen vorherbestimmt hat. Der Gläubige geht ein in die Obhut Allahs bis zur Auferstehung beim Jüngsten Gericht. Nach islamischer Überlieferung befragen die Todesengel Munkar und Nakir den Toten schon im Grab nach seiner Religion.

Manch fortschrittlicher Theologe sieht es gelassener. Auch Gläubige der anderen monotheistischen Religionen können nach einiger Zeit in der Verdammnis ins Paradies gelangen, lautet eine Meinung. „Am Ende weiß Allah es am besten“, sagt der Imam.

Muslime liegen neben Nichtmuslime

Einige Meter weiter spielen diese Fragen keine Rolle: Auf einem frischen Gräberfeld sind Babys bestattet, die tot geboren wurden oder kurz nach der Geburt starben, Kinder von Muslimen und Nichtmuslimen. Hier liegt Ali neben Gabriel und Johanna neben Fatme. Kleine weiße Kreuze stehen neben islamischen Holztafeln. Ein Grab haben die Eltern liebevoll mit weißen Kieselsteinen umrandet, auf einem anderen stehen Engelsfiguren. Die Blicke von Abdülkadir Ulusoy und Yavuz Nar schweifen über die Grabhügelchen. Laut einem überlieferten Ausspruch des Propheten Mohammed kommt jeder Mensch als Muslim zur Welt, Christ, Jude oder Hindu wird er erst durch religiöse Erziehung.

Dann zupft der Bestatter den Besucher am Ärmel. „Kommen Sie, ich zeige Ihnen noch etwas.“ Der Weg führt zum Gemeinschaftsgrab eines Ehepaares – er Muslim, sie Christin. „Bei der Beerdigung der Frau betete zuerst ein katholischer Priester und dann ein islamischer Hodscha. Da spürte man einen großen Frieden über der Trauergemeinde.“

Und was sagen die religiösen Vorschriften dazu? Eigentlich sei die Bestattung von Christen und Muslimen in ein und demselben Grab nicht gestattet, sagt der Imam und kann sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Aber in Deutschland ist vieles anders. Da passt man sich an.“ (KNA, iQ)

Leserkommentare

Marion sagt:
"Laut einem überlieferten Ausspruch des Propheten Mohammed kommt jeder Mensch als Muslim zur Welt, Christ, Jude oder Hindu wird er erst durch religiöse Erziehung." Was für eine Anmaßung! Alle Religionen sind von Menschen gemacht, das gilt auch für den Islam. Moslems werden ebenfalls durch die Erziehung der Eltern zu Moslems. Ebenso ungeheuerlich ist, dass ein Moslem, der eine Christin geheiratet hat, ihr dann am Grab einen islamischem Prediger hinstellt! Wenn die Frau Christin ist, dann braucht es lediglich einen christlichen Prediger, nicht noch zusätzliche einen islamischen. Das zeigt einmal mehr die Allmachtphantasien der Moslems.
25.10.17
14:10
Frederic Voss sagt:
Der prophetische Verkünder (angeblich) göttlicher Botschaften im 7. Jahrhundert nannte damals schon die Angehörigen seiner verkündeten Islam-Religion Muslime? Und diese Muslime kamen und kommen - wie alle anderen Menschen ebenfalls - gleich als Muslime zur Welt? Für mich belegt das auch wieder einmal die ganze Konstruktion dieses islamischen Glaubens-Konglomerats. Wobei alle Religionen letztlich aus Sehnsüchten, Hoffnungen, Ängsten und Wahnideen geboren wurden. Wenn es eine allerletzte absolute Wahrheit gibt oder geben sollte, dann ist diese keinesfalls in den Niederungen von religiösen, vagen Konstruktionsgebilden menschlicher Dogmen- und Glaubensvielfalt oder bei selbstgerechten Kriegsfürsten zu finden.
26.10.17
17:43
Saffet Uçar sagt:
Marion, wenn Sie wüssten was es bedeutet das alle Menschen als Moslems auf die Welt kommen würden Sie so etwas nicht von sich geben. Es gibt nur eine Religion. Die einzige die es seit Adam gibt. Deshalb kommen alle Menschen als Moslems auf die Welt. Und da Sie behaupten es sei 'Ungeheuerlich' einer Christin einen islamischen Prediger hinzustellen muss ich schwer davon ausgehen das Sie nicht in der Lage sind zu verstehen was Sie lesen. Denn beide waren tot und es gab einen islamischen Prediger für den Mann und einen christlichen für die Frau. Ungeheuerlich ist ihr Unwissen!
27.10.17
6:21
Dämonin sagt:
Laut einem überlieferten Ausspruch des Propheten Mohammed kommt jeder Mensch als Muslim zur Welt, Christ, Jude oder Hindu wird er erst durch religiöse Erziehung. Genau diese Arroganz ist es, die ich so satt habe.
01.11.17
15:58