Islamwissenschaftler

„Terrorismus ist Krieg innerhalb des Islam“

Laut dem Islamwissenschaftler Gilles Kepel ist der Terror in Europa kein Ausdruck eines Krieges zwischen dem Westen und dem Islam. Ziel sei es die Gesellschaft zu spalten.

10
09
2016
Gilles Kepel
Gilles Kepel © by Chatham House auf flickr, bearbeitet by IslamiQ.

Der Terror in Europa ist nach den Worten des französischen Islamwissenschaftlers Gilles Kepel nicht in erster Linie Ausdruck eines Krieges zwischen dem Westen und dem Islam. „Der Terrorismus ist vor allem Ausdruck eines Krieges innerhalb des Islam“, sagte er am Freitag im Deutschlandfunk.

Die dritte europäische Dschihadisten-Generation wolle ein Klima des Schreckens in den europäischen Staaten verbreiten, das feindliche Reaktionen gegenüber allen Muslimen erzeugen soll, fügte er hinzu. Die Muslime sollten auf diese Weise radikalisiert werden. „Die Lage soll sich zu einem Bürgerkrieg entwickeln“.

Die Terroristen nutzten dabei die vielen Brüche in den europäischen Gesellschaften, in Frankreich etwa das Gefühl der Aussichtslosigkeit junger Muslime in den Vorstädten, so Kepel. Langfristiges Ziel der Terroristen sei es, auf den „Ruinen des alten Kontinents“ Europa eine Art Kalifat zu errichten.

Salafistische Ideologie sehr verbreitet

Kepel zeigte sich überzeugt, dass die überwältigende Mehrheit der europäischen Muslime dem überhaupt nicht zustimmt. Sie bekenne sich zum Islam, ohne zum Terrorismus zu neigen. Allerdings habe sich in den vergangenen 15 Jahren die salafistische Ideologie sehr stark in der muslimischen Jugend in Europa verbreitet. Die meisten Salafisten seien nicht gewalttätig. „Aber sie predigen einen kulturellen Bruch mit den westlichen Gesellschaften, die als ungläubig gelten. Das zieht Leute an, die in diesem Bruch ein Ventil für ihre soziale Frustriertheit finden und auf dieser Grundlage auf einen Kurs Richtung Gewalt einschwenken“.

Kepel sieht die Intellektuellen, die islamischen Gelehrten und die Führung der islamischen Verbände in der Pflicht, diese Interpretation des Islams zurückzuweisen. „Einige sind sehr mutig und tun dies. Sie werden aber häufig nicht so gehört, wie sie gehört werden müssten“.

Zugleich warnt der Islamexperte vor Rezepten der extremen Rechten, die den Islam in Europa eliminieren wolle. „Das würde sofort zu einem Bürgerkrieg führen, und das wünschen sich die Extremisten“. Wichtig sei vielmehr, wirksam gegen die Brüche in den europäischen Gesellschaften zu kämpfen, und zwar „nicht mit Krieg, sondern mit Polizeiarbeit und Bildung“. (KNA, iQ)

Leserkommentare

Manuel sagt:
Da muss aber auch eine Bereitschaft sein, der Moslems sich in unsere Gesellschaft einzufügen und anzupassen und nicht an Dogmen wie beispielsweise dem Kopftuch absolut anhängen.
11.09.16
11:58
Johannes Disch sagt:
@Manuel Das Kopftuch ist kein Dogma, sondern ein Kleidungsstück. Und es ist erlaubt, es zu tragen. Unsere Verfassung erlaubt das Zeigen religiöser Symbole im öffentlichen Raum. Integration ist keine Einbahnstraße. Und Integration bedeutet nicht, dass Zuwanderer ihre Kultur und ihre Religion völlig aufgeben müssen. lg Johannes Disch
11.09.16
19:35
Moritz sagt:
Ich kann dem Herrn Kepel nicht folgen. Wenn die Islamisten versuchen, die europäischen Gesellschaften zu spalten, indem sie ein Klima des Schreckens verbreiten, das feindliche Reaktionen gegenüber den Muslimen erzeugen soll, um diese dann zu radikalisieren, dann ist das doch kein Ausdruck des Krieges innerhalb des Islam, sondern ganz eindeutig gegen Europa gerichtet. Vor allem, wenn das Ziel ein Kalifat auf den Ruinen des alten Kontinents sein soll.
12.09.16
17:14
Ute Fabel sagt:
Genauso wie es in Deutschland viele Millionen "Taufscheinchristen" gibt, findet man auch viele - nach eigenen Angaben - "nicht praktizierende Muslime". Die picken sich die Rosinen aus dem Koran heraus, genauso wie das liberale Christen mit der Bibel machen. Diese stark verwässerte Religionsauffassung ist zwar viel besser als ein dogmatisches Religionsverständnis, aber intellektuell nicht ganz redlich. Entweder glaube ich an Verkündigung durch Propheten und heilige Schriften oder nicht. Ich würde mir wünschen, dass sich mehr Menschen mutig als "Ex-Muslime" als ziemlich konturlos als "nicht praktizierende Muslime" bezeichnen. Wenn ich das, wie die Salafisten den Koran auslegen, mit dem, was ich bei der Lektüre des Korans (in mehren Übersetzungen) selbst empfunden habe, vergleiche, komme ich zum Ergebnis, dass die Salafisten aus dem Koran herausnehmen, meiner Überzeugung nach viel richtiger liegen als die gemäßigten Muslime. So bedauerlich das ist. Blinde Hingabe war die zentrale Botschaft, die sich mir dargestellt hat.
13.09.16
9:29
Kritika sagt:
An Ute Fabel L.S. Ex-Moslems oder nicht praktizierende Moslems würde Kritika Moslem-frei nennen. Sie brauchen sich nicht mehr den Kopf zu zerbrechen weshalb Allah allwissend, allmächtig und noch dazu unendlich barmherzig ist, Aber seine Untertanen in den Ländern, die vom Islam beherrscht werden zu den Ärmsten, gehören, (wenn sie nicht gerade Ölprinz sind) mit geringster Lebenserwartung, den meisten Analfabeten, den geringstem Wissenschaftler Anteil. Dies gegenüber "Ungläubige" in westliche Länder oder Japan, Australien. "Moslem-frei" bedeutet befreit sein von allen dubiosen Pflichten und die Pflicht, die unwahrscheinlichste Geschichten glauben zu müssen, zB dass jemand auf einem fliegenden Pferd reiten konnte. Mehr und mehr logisch denkende Menschen distanzieren sich von den unwahrscheinlichen Stories des Korans und befreien sich; leben als Moslem-freie Menschen nicht mehr in Glaubenskonflikte. Gruss Kritika
14.09.16
23:42
Manuel sagt:
@Johannes Disch: Das Kopftuch ist KEIN bloßes Kleidungsstück, sondern ein eindeutiges Symbol des Islams und des islamischen Frauenbildes.
17.09.16
12:44
Kritika sagt:
@Johannes Disch und Manuel: L.S. Das Kopftuch ist eine WerbeFahne, ein Propagandaschild des Islam, das die KopftuchFrau vor sich her trägt. Es wirbt für eine Religion, die als gewalttätig und Elend verursachend von vielen abgelehnt wird. Gruss, Kritika
17.09.16
22:49