Flüchtlingskrise

Europa rückt nach rechts

In Ungarn, in Frankreich, in Dänemark – in vielen Staaten erstarken Rechtsaußen-Parteien. Typische Themen sind Abschottung gegen Flüchtlinge und dem Islam und Kritik an der Europäischen Union.

09
03
2016
EU, Europa, Europäische Union
Die Flagge der Europäischen Union (EU) © Justus Blümer auf flickr, bearbeitet by IslamiQ

Rechtsaußen-Parteien sind in europäischen Ländern bereits seit vielen Jahren auf dem Vormarsch. In einen Hauptstädten sind sie in der Regierung. Eine Reihe von Beispielen:

UNGARN: Die nationalkonservative und rechtspopulistische Fidesz regiert das Land seit 2010 mit absoluter Mehrheit. Ministerpräsident Viktor Orban schränkte trotz Protesten der „Brüsseler Bürokraten“ Pressefreiheit und Datenschutz ein. Gegen ankommende Flüchtlinge ließ er die Grenzen mit einem Zaun abriegeln.

POLEN: Die Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) regiert seit 2015 in Warschau mit absoluter Mehrheit. Sie stellt die Pressefreiheit und die Unabhängigkeit der Justiz in Frage. Muslime sind ihr und weiten Teilen der Bevölkerung nicht willkommen. Der Weg über die sogenannte Balkanroute soll versperrt werden. In der Flüchtlingsfrage noch härter als die PiS äußert sich die Bewegung Kukiz15 um den ehemaligen Rockmusiker Pawel Kukiz. Sie plädierte etwa für den Bau einer Mauer an der polnisch-ukrainischen Grenze.

ÖSTERREICH: In Umfragen liegt die rechtspopulistische Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) deutlich vor allen anderen Parteien. Bei den Landtagswahlen 2015 hatte sie massive Zugewinne. „Österreich zuerst“ ist ihre Devise.

FRANKREICH: Die rechtsextreme Front National (FN) um Marine Le Pen bemüht sich um ein bürgerliches Image. Inhaltlich haben sich die Positionen im Vergleich zur Zeit des Parteigründers Jean-Marie Le Pen aber kaum verändert. Der Vater der jetzigen Chefin ist mehrfach wegen Anstiftung zum Rassenhass und Leugnung von Nazi-Verbrechen verurteilt worden. Er wurde aus der Partei ausgeschlossen. Nach Platz drei bei der Parlamentswahl 2012 wurde die FN bei der Europawahl 2014 stärkste Kraft im Land. Bei vielen Entscheidungen – auch bei der Präsidentenwahl 2017 – steht der Partei allerdings das Wahlrecht im Weg. Es mindert bisher die Chancen auf einen Sieg.
NIEDERLANDE: Die Partei für die Freiheit (PVV) von Geert Wilders sitzt seit zehn Jahren im Parlament. Aktuell ist sie dort die Nummer fünf. Hauptthema ist eine scharfe Islam-Kritik. Wilders will zudem den Austritt der Niederlande aus der Europäischen Union. Nach Umfragen ist die PVV derzeit sogar stärkste Kraft: Mit rund 26 Prozent würde sie ihr Wahlergebnis von 2012 mehr als verdoppeln.

GROSSBRITANNIEN: Die UK Independence Party (UKIP) von Nigel Farage streitet vorrangig für einen Austritt aus der Europäischen Union. Eine „unkontrollierte Einwanderung“ soll gestoppt werden. Im Unterhaus spielt sie wegen des Wahlrechts keine Rolle, bei der Europawahl 2014 wurde sie stärkste Partei aus Großbritannien.

SCHWEDEN: Die oppositionellen Schwedendemokraten (SD) geben sich national-gesinnt und eurokritisch. Angebliche „multikulturelle Experimente“ anderer Kräfte lehnen sie ab. Bei der Reichstagswahl 2014 konnten sie ihr Ergebnis mehr als verdoppeln.

DÄNEMARK: Die Dänische Volkspartei (DF) steht für „dänische Werte“: Die Rechtspopulisten sind Gegner der Europäischen Union und fordern eine starke Begrenzung der Einwanderung. Die strenge Asylpolitik Dänemarks trägt ihre Handschrift. Seit der letzten Parlamentswahl ist die DF stärkste bürgerliche Kraft vor den Liberalen, die die Minderheitsregierung stellen.

NORWEGEN: In Norwegen regiert die einwanderungskritische Fortschrittspartei seit 2013 gemeinsam mit den Konservativen. Die Rechtspopulisten stellen mit Sylvi Listhaug die Ministerin für Einwanderung und Integration. Diesen Posten hatte die Regierung angesichts der Flüchtlingssituation erst im Dezember vergangenen Jahres neu geschaffen.

FINNLAND: Die Wahren Finnen (PS) stellen als drittstärkste Kraft seit 2015 den Außenminister in der Mitte-rechts-Regierung. Sie gelten als rechtspopulistisch und euroskeptisch. 20 000 Asylbewerber sollen abgeschoben werden. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Manuel sagt:
Wundert einen wenig, wenn die Linken vergessen haben, dass sie mal für Religionskritik, Laizismus und Atheismus gestanden haben, sie haben sowohl gegen politische, als auch gegen religiöse reaktionäre Ideologien gekämpft, davon ist nichts mehr da, sondern jeder der Kritik am Islam nimmt, wird sofort in rechte Eck gestellt. Viele Menschen in Europa haben gar nicht so ein Problem mit den Flüchtlingen ansich, sondern mit der Ideologie (Scharia, Dschihad, Frauenbild, Antisäkluarismus, Gottesstaat, Jungfrauenwahn, usw.), die sie mitbringen, denn die ist nur schwer mit den europäischen Werten und Normen vereinbar. Die Linke reagiert nicht darauf, also wählen die Menschen eben dann rechts.
09.03.16
12:03
Ute Fabel sagt:
Mir missfallen sowohl die rechtskonservativen Regierungen christlicher Prägung wie die in Ungarn oder Polen, als auch jene islamischer Ausrichtung in der Türkei. Verbindende Gemeinsamkeit der akutellen polnischen, ungarischen und türkischen Regierung sind Angriffe auf die Pressefreiheit. Am 4. März 2016 stürmte die türkische Polizei das Redaktionsgebäude der Zeitung Zaman.
09.03.16
12:25
Robert sagt:
@Manuel: Was genau stimmt denn am Frauenbild der Muslime nicht? Ist Säkularismus wirklich die Lösung? Was weißt du über Dschihad und Scharia? Was meinst du mit Jungfrauenwahn? @Ute Fabel: Ist die Einschränkung der Pressefreiheit der Religion geschuldet oder eher den Machtansprüchen diktatorischer Regierungschefs? Gibt es keine totalitären Staaten jenseits der Religionen? Was ist mit Nordkorea oder Kuba?
10.03.16
10:51
Manuel sagt:
@Robert: Sex außerhalb der Ehe ist im Islam verboten und wird mit Steinigung bestraft, Frauen müssen Kopftücher tragen und sich einwickeln wie Mumien, sonst werden sie nicht als ehrbar angesehen, Frauen müssen bei der Heirat Jungfrauen sein, bei Männer ist es egal, Frauen werden als Menschen zweiter Klasse behandelt und dürfen nicht einmal ohne Mann zum Arzt, in der Scharia sind Hadd-Strafen vorgesehen, wie das schon geschriebene Steinigen, Auspeitschen und Handabhacken, bei Homosexualität droht sogar die Todesstrafe, der bewaffnete Dschihad hat das Ziel den Islam zu verbreiten und nicht zu verteidigen, der Koran und andere religiöse Texte werden über Rationalität und Humanismus gestellt. Ich glaube mal, das reicht für's Erste.
10.03.16
20:25
Ute Fabel sagt:
@Robert: Selbstverständlich gibt es totalitäre Staaten jenseits der Religionen. Gerade die Weltanschauungen, die in den von Ihnen genannten Ländern Nordkorea und Kuba praktiziert werden, scheinen mir allerdings doch recht religionsähnlich. Es gibt vermeintlich heilige Schriften, an die das Volk glauben soll, und der Personenkult um die politischen Führer gleicht doch sehr dem religiösen Verständnis im Iran oder Saudi Arabien.
11.03.16
7:46
Manuel sagt:
@Ute Fabel: Zwischen Kuba und Nordkorea gibt es aber schon noch einen Unterschied, Nordkorea ist ein stalinistischer-totalitärer Staat, das ist Kuba nicht, Kuba ist eher mit Titos Jugoslawien vergleichbar. Kuba würde ich als autoritäre Diktatur sehen, totalitär war sie nie, dafür war Castro immer viel zu pragmatisch, in Kuba herrscht beispielsweise Religionsfreiheit, in Nordkorea nicht. Auch der Personenkult um Castro und Che ist nicht so extrem wie in Nordkorea um die Kims.
11.03.16
13:57
Charley sagt:
Erstmal vielen Dank für diese fleissige Auflistung. Auch wenn der Islam vielschichtig ist so besteht immer die Gefahr dass er auf seinen erzdogmatischen koranrechthaberischen Kern zurückgeführt wird. Und genau da haben die Dogmatiker, die sogenannten Gelehrten, das maßgebliche Sagen wie sie gleichermaßen das Christentum im Katholizismus entstellt haben. Aber von diesem Dogmatismus hat sich Europa befreit, und deshalb hat es keinerlei Lust auf irgendwelchen islamischen Dogmatismus. Diese Hausaufgaben möchten die Moslems gerne alleine machen.
12.03.16
18:26