HAW Hamburg

Gebetsteppiche in Brand gesetzt

An der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) in Hamburg ist es wiederholt zu einem Brandanschlag gekommen. Das Ziel waren die Gebetsteppiche von muslimischen Studierenden. Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) beklagt einen herrschenden „antimuslimischen Rassismus“ an der HAW.

22
06
2014

Die muslimischen Studierenden an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) sind verunsichert. Wie erst jetzt bekannt wurde, haben bisher unbekannte Täter am 06. und 12. Juni 2014 die Gebetsteppiche der Studierenden in Brand gesteckt. Beim zweiten Anschlag konnte der Brand jedoch nicht mehr rechtzeitig gelöscht werden. Der Schaden ist immens. Auch der Kellergang, in dem die Muslime notgedrungen ihre Gebete verrichteten, ist durch den Brand beschädigt worden.

Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) vermutet hinter dem Brandanschlag islamfeindliche Motive und sieht einen Zusammenhang zu einem „antimuslimischen Rassismus“ an der HAW. Die Täter hätten billigend in Kauf genommen, dass Personen und Teppiche Schaden erleiden. Auch der HAW-Leitung werden Vorwürfe gemacht. Der AStA bemängelt, dass es weiterhin keinen Gebetsraum für gläubige Studierende an der HAW gibt.

Schatten des 11. September

Studierende verschiedener Konfessionen versuchen seit Jahren, nach Angaben verschiedener Studenten, vergeblich einen Gebetsraum an der Hochschule zu erhalten. Dieser werde von der Leitung der Fachhochschule – anders als an der Universität Hamburg, wo seit mehreren Jahren ein Raum der Stille für alle Gläubigen offen steht – abgelehnt.

Laut Angaben von verschiedenen muslimischen Studierenden an der HAW haben sie es jedoch besonders schwer mit ihren Anliegen. Die HAW-Leitung und auch verschiedene Lehrkräfte seien gegenüber Muslimen distanziert, wird vorgeworfen. Der Hintergrund: einer der Attentäter der Anschläge vom 11. September war Student an der HAW. Man werde, so wird beklagt, immer mit dieser Geschichte im Hinterkopf beurteilt. Sorgen und Nöte der muslimischen Studierenden würden von der Leitung daher auch nicht ernst genommen.

Im Kellergang das Gebet verrichtet

kellergang_gebetDies sei auch der Grund gewesen, warum die muslimischen Studierenden in einem Kellergang im Berliner Tor 21 beteten. Es sei ein Ausweichplatz, zudem man notgedrungen gezwungen gewesen sei. Wer das muslimische Gebet verrichten wollte, hätte die entfernter gelegenen Moscheen im Stadtteil St. Georg aufsuchen müssen – mit Inkaufnahme von enormem Zeitverlust und Nachteilen beim Besuch von Vorlesungen und Seminaren. Zwar sei man in dem Kellergang nicht immer ungestört gewesen – dieser wurde auch als Durchgang von anderen Studierenden benutzt – aber man habe sich dennoch dem Gebet widmen können, haben Studierende gegenüber IslamiQ erklärt.

Beim ersten Anschlag, am 6. Juni 2014 hatte eine Mitarbeiterin der HAW per Zufall den Brand entdeckt und ihn schnell löschen können. Der Hausmeister hatte daraufhin die Gebetsteppiche für die Studierenden in einem Schrank verwahrt. Beim zweiten Anschlag am 12. Juni hatten Studierende das Gebet verrichtet und die Teppiche dann etwa eine halbe Stunde lang unbeaufsichtigt im Keller liegen lassen – damit auch andere Studierende sie nutzen konnten. In dieser Zeit wurden die Gebetsteppiche erneut angezündet. Die Feuerwehr musste zum Löschen anrücken.

AStA fordert Verbesserung der Gebetsmöglichkeiten

Der AStA forderte das Präsidium der HAW auf, sich entschlossen gegen antimuslimischen Rassismus zu stellen und sich intensiv an der Aufklärung des Falles zu beteiligen. Darüber hinaus wurde gefordert, dass die Gebetssituation an der HAW für die Studierenden verbessert werden soll.

Auf der Homepage und auch im Pressebereich der HAW werden die beiden Anschläge nicht erwähnt. Gegenüber der Hamburger Morgenpost wurde der Vorfall von der Pressestelle der HAW „aufs Schärfste verurteilt.“ Man habe jedoch keine Anhaltspunkte für einen „fremdenfeindlichen oder islamfeindlichen Hintergrund“ der Tat, wurde mitgeteilt.

(Die Bilder wurden IslamiQ freundlicherweise von Studierenden an der HAW zur Verfügung gestellt, die den Schaden dokumentiert haben.)

Leserkommentare

sona alim sagt:
Die Brandstifter bezwecken damit nur, dass die HAW den Muslimen letztendlich doch ein gebetsraum zur Verfügung stellen muss :-)
23.06.14
1:47
Jonas sagt:
An der HAW gibt es anscheinend ein Spannungsverhältnis: Der Asta ruft zu Lampedusa-Demos und anderen Flüchtlingsaktionen auf und vernachlässigt dabei die große Anzahl der Studierenden. Es wird sich von Seiten des Astas nur für "Randgruppen" eingesetzt (wie psychisch Kranken, Müttern mit Kindern etc.). Dieses führt zu Wut bei den restlichen Studierenden über Verschwendung der Semestergebühren. Ich bewerte den aktuellen Asta daher stark an der Grenze zum Linksextremismus. Aus dieser Wut entsteht Gegenwind gegen solche Aktionen, was meint Ihr weshalb die AfD Partei im Aufwind ist? Der Brand ist keinster Weise zu Rechtfertigen, denn das Eigentum des Anderen ist Unantastbar. Seien es Gebetsteppiche oder aber Gebäude der HAW die mit Pro Lampedusa und Polizeibeleidigungs Graffities verunstaltet werden. Ich finde den Schrank eine gute Sache. Denn lose Gegenstände in Gängen sind Brandlasten und das ist in Fluchtwegen nicht zulässig und sinnvoll (bestes Beispiel sind die brennenden Kinderwagen in Treppenhäusern). Ich würde mir ein nettes Miteinander wünschen, egal welcher politische Gesinnung, Religion, Geschlecht. Und jeder hat das Eigentum des Anderen zu Achten und sich an Recht und Gesetz zu halten.
23.06.14
19:57
Omar sagt:
Die haw sollte so schnell es geht Sttellung zu der Sache nehmen und als Zeichen der Solidarität gegenüber den muslimischen Studenten einen Gebetsraum (der mehr als überflüssig ist) einrichten lassen!!!
23.06.14
22:31
Suria sagt:
@Omar: hast du den Artikel überhaupt gelesen, oder warum fordest du, dass die HAW "so schnell es geht Stellung zu der Sache nehmen" sollte? Warum als Konsequenz ein Gebetsraum eingerichtet werden sollte, verstehe ich nicht ganz.
24.06.14
20:43
Tim sagt:
@Jonas: Randgruppen wie "Müttern mit Kindern"? Bitte was? Du schreibst, der AStA setze sich für Flüchtlingsaktionen, psychisch Kranke und Müttern mit Kinder ein und bewertest das als "Verschwendung der Semestergebühren"? Und daraus folgt dann für dich - was sachlogisch keinen Sinn ergibt -, dass der AStA stark an der Grenze zum Linksextremismus steht?
25.06.14
9:07
johnny sagt:
Warum immer so ne feigen Aktionen, warum nicht offen kämpfen, gebetsteppiche schlagen nicht zurück.
25.06.14
16:19
Jonas sagt:
@Tim ich meinte, "Studentinnen" mit Kindern. Das Geld der Studierenden für Lampedusa-Demonstrationen verwendet werden, finde ich nicht richtig. Wenn ich das möchte, dann trete ich freiwllig in entsprechende politische Parteien ein. Der Asta hingegen hat kein Allgemeinpolitisches Mandat und darf sich nach § 102 Absatz 2 HmbHG noch nicht einmal zu politischen Themen äußern, welche nicht expliziet die Studierendendeninteressen betreffen. Und Lampedusa-Flüchtlinge sind ein reini politisches Thema, mit dem die HAW rein gar nichts zu tun hat. Daher sehe ich das "Zweckentfremdung" an. Mich jedenfalls nervt es, ich bekomme nahezu wöchentlich Lampedusa-Mails vom Asta. Anfragen wg. Einhaltung Nichtraucherschutz, vernünftige Vorlesungsräume (=Fenster), Toiletten die seit über 50 Jahren nicht renoviert worden sind (siehe http://www.welt.de/regionales/hamburg/article106169112/Die-broeckelnden-Hochschulen-von-Hamburg.html ) werden nicht beantwortet. Da sieht man, wo der Asta die Prioritäten liegen. Aber für bessere Bedingungen wird keine Demo gemacht. Aber zurück zum Thema: Das Eigentum des Anderen ist zu achten: Seien es Gebetsteppiche, Gebäude, öffentliches oder privates Eigentum. Jeder hat sich zudem an das Gesetz zu halten ... Sprich einerseits dürfen keine Gebetsteppiche angesteckt werden, andererseits dürfen bei Demonstrationen zu denen der Asta aufruft (=Lampedua) keine SPD Abgeordnetenbüros zerstört werden (siehe http://www.bild.de/regional/hamburg/politiker/gewalt-gegen-hamburger-politiker-36446658.bild.html ).
25.06.14
23:00
Frauke sagt:
Ich hoffe die Polizei findet den oder die Täter*innen und dann vertraue ich darauf, dass Brandstiftung nach wie vor ein Straftatbestand ist, der entsprechend geahndet wird. Ich muss mich also nicht selbst ins Zeug legen um für Gerechtigkeit zu sorgen ,-)
27.06.14
6:37
Frauke sagt:
Das gleiche gilt für Sachbeschädigung!
27.06.14
6:39