Christchurch

Neuseeland trauert um die Opfer des Moschee-Anschlags

Neuseeland trauert um die Opfer von Christchurch. Das Land sei „in Trauer vereint“, so Premierministerin Jacinda Ardern. Auch andere Länder solidarisieren sich mit den Opfern.

17
03
2019
Premierministerin Jacinda Ardern (c)facebook, bearbeitet by iQ
Premierministerin Jacinda Ardern (c)facebook, bearbeitet by iQ

In den Kirchen Neuseelands ist am Wochenende der Opfer des Anschlags auf zwei Moscheen in Christchurch gedacht worden. Christchurchs katholischer Bischof Paul Martin sagte in einer Predigt am Samstagabend, die Menschen seien nicht in der Lage, die Verwirrung und den Schmerz, den sie fühlten, in Worte zu fassen. „Unsere Trauer droht unsere Gemeinschaft in den Abgrund zu reißen – wegen des Todes unserer Schwestern und Brüder und wegen des Hasses, den man ihnen entgegengebracht hat“, so der Geistliche.

Am Sonntag verurteilte der Papst die Angriffe auf die Moscheen erneut. Auf dem Petersplatz rief er zu „Gebeten und Friedensgesten“ auf, um Hass und Gewalt etwas entgegenzusetzen. Franziskus gedachte der „muslimischen Brüder, die getötet wurden“. Er bete für die Toten, die zahlreichen Verletzten und die Angehörigen. Bereits am Freitag hatte das Kirchenoberhaupt die „sinnlosen Gewaltakte“ von Christchurch verurteilt.

„In Trauer vereint“

Nach jüngsten Angaben wurden bei den Attacken 50 Menschen erschossen. Die ersten Toten wurden inzwischen an ihre Familien übergeben, die nun mit den Beerdigungen beginnen können.

Mutmaßlicher alleiniger Täter ist ein 28 Jahre alter Rechtsextremist mit australischem Pass. Er sitzt in Untersuchungshaft. In einem 74 Seiten umfassenden Manifest, das im Internet kursiert, hatte er seinen Islam-Hass kurz vor dem Anschlag dargelegt und sich selbst als „ethno-nationalistischen Ökofaschisten“ bezeichnet.

Als Reaktion kündigte Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern eine strengere Waffenkontrolle an. „Unsere Waffengesetze werden sich ändern“, sagte die Politikerin. Im Moment aber sei das Land „in Trauer vereint“.

Weckruf für Deutschland

Der Berliner Extremismusforscher Hans-Joachim Funke bezeichnet die Terrorattacken auch als Weckruf für Deutschland. Es müsse Schluss sein mit Islamhass, forderte er im Deutschlandfunk und wandte sich dabei insbesondere an die AfD. Zugleich müssten Polizei und Justiz entschiedener handeln und etwa Angriffe auf Flüchtlingsheime als Mordversuche verfolgen, sagte er. Sadiqu Al-Mousllie vom Zentralrat der Muslime erklärte mit Blick auf Deutschland, die Islamphobie habe stark zu-, der gegenseitige Respekt abgenommen. Die Gesellschaft müsse Rechtsradikalen noch deutlicher die Grenzen aufzeigen.

Kirchenvertreter in Indien, Indonesien und Malaysia reagierten mit Sorge auf den mutmaßlich rechtsterroristischen Moschee-Anschlag. Solche Taten seien „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, sagte Bischof Theodore Mascarenhas, Generalsekretär der katholischen Indischen Bischofskonferenz.

Bischöfe in Indonesien besorgt

Die Bischöfe im mehrheitlich islamischen Indonesien äußerten sich besorgt über mögliche Auswirkungen auf die Gläubigen im eigenen Land. „Die Katholiken in Indonesien hoffen, dass der Vorfall in Neuseeland nicht die Beziehungen zwischen den verschiedenen Religionen und Ethnien trübt“, hieß es in einer Stellungnahme. Sowohl im hinduistisch geprägten Indien als auch in Indonesien kommt es immer wieder zu Gewaltakten extremistischer Gruppen gegen religiöse Minderheiten.

Der Dachverband der Kirchen Malaysias appellierte derweil an die Bürger des südostasiatischen Landes, angesichts des Terrors von Christchurch „zutiefst die Einheit, den Frieden und die Harmonie unserer Nation wertzuschätzen“. Im muslimisch geprägten Malaysia nimmt unter der seit knapp einem Jahr amtierenden Regierung von Premierminister Mahathir Mohamad der Druck auf Christen zu. (KNA/iQ)

 

Leserkommentare

Johannes Disch sagt:
Eine schreckliche Tat und das Mitgefühl gilt natürlich den Opfern und den Angehörigen. Die Tat ist auch das Werk geistiger Brandstifter und diese sitzen in der australischen Politik. Die jahrelange Stimmungsmache gegen Muslime und Flüchtlinge trägt bittere Früchte. Der Extremismus-Experte Funke liegt richtig: Hoffentlich ist diese Tat auch ein Weckruf für Deutschland und gewisse "Berufsislamkritiker" (Kelek, Ates, Broder, Abdel-Samad, Ahmad Mansour, Thilo Sarrazin, etc.) Ich fürchte aber, die Warnung von Herrn Funke wird verhallen. Dazu ist das Geschäft namens "Islamkritik" inzwischen wohl zu einträglich.
18.03.19
10:29
Harousch sagt:
Diese unglaublich feige Attacke gegen unschuldige Kinder, Männer und Frauen ist keine Tat eines nichtsnützigen Einzeltäters, viel mehr sind hieran als Resultat Jahrtausende langer Hasstiraden gegen Minderheiten, Andersgläubige und insbesondere gegen Muslime indirekt beteiligt: Alle Faschos jeglicher Art, die mit ihren Hasskommentaren und Fakenews das ganze Internet vollmüllen und alle anderen Misanthropen, auch die aus dem Forum haben Blut an ihren Händen. Wo sind die ganzen Islamkritiker? Plötzlich sind Sie alle verstummt, weil sie bekommen haben, was sie lange heraufbeschwört haben. Nun kommt nichts mehr, nicht mal eine Beileidsbekundung für die Angehörigen. Ihr wart, seid und bleibt einfach erbärmlich oder um es in den Worten von ACE Ventura zu sagen „ Lohu- se- herrr“! Eine einzige Frau hat mehr Mumm und Charakter als das ganze Gesindel zusammen. Die Primierministerin hat mit ihrer unglaublich charmanten und mehr als humanen Geste den Angehörigen gegenüber etwas getan, was die Welt niemals für möglich gehalten hätte und das entgegen aller politischer Gegenmächte in Neuseeland ohne Angst vor Verlusten. Da sollten sich unsere PolitikerInnen unbedingt mal eine Scheibe davon abschneiden, denn Menschlichkeit ist niemals der falsche Weg. Gutstehen würde es Ihnen allemal. Auf unserer deutschen Seite würde man von der Mutti solch eine Geste nicht erwartenkönnen, weil sie erstens nicht gerade der mütterliche Typ ist, und zweitens nach ihrer Flüchtlingspolitik von 2015wahrscheinlich dafür bei lebendigem Leibe öffentlich gesteinigt worden wäre. Fairerweise sollte man die Reaktion des Schleswig-Holsteinischen Ministerpräsidenten Daniel Günther auch erwähnen, der sich innerhalb seiner Partei mit seiner Solidaritätsbekundungen gegenüber Opfern und ihren Angehörigen sicherlich keinen Gefallen getan hat. Aber auch er zeigt Menschlichkeit und beweist damit Mut und Führungsqualitäten der besonderen Art. Den Opfern und ihren Angehörigen wünschen wir Sabbr Al-Jammiel! Inallahi wa inna ilayhi rají un (wir kommen von Allah und kehren zu ihm zurück)
18.03.19
21:23
Martin Kaufmann sagt:
Ehre wem Ehre gebührt!
23.03.19
0:34