Österreich

Kopftuchverbot in Kindergärten und Schulen

Der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) will ein Kopftuchverbot für Mädchen an Kindergärten und Volksschulen einführen. Eine entsprechender Gesetzentwurf werde bis zum Sommer erarbeitet. Die IGGÖ kritisiert das geplante Vorhaben.

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2018
Sebastian Kurz fordert leichtere Schließung von Moscheen
Österreichischer Bundeskanzler Sebastian Kurz © Perspektif, bearbeitet by iQ.

Mädchen sollen nach dem Willen der österreichischen Regierung künftig kein Kopftuch mehr in Kindergarten und Grundschule tragen dürfen. „Eine Verschleierung von Kleinkindern ist definitiv nichts, was in unserem Land Platz haben sollte“, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz am Mittwoch in Wien. Es gehe darum, allen Kindern die gleichen Chancen einzuräumen. „Dazu gehört auch, dass es zu keiner Diskriminierung in jungen Jahren kommt“, so Kurz.

Eine entsprechende Vorlage soll bis zum Beginn des Sommers ausgearbeitet sein. Um das Gesetz in Verfassungsrang zu heben, muss die Regierung aus konservativer ÖVP und rechter FPÖ eine Oppositionspartei von ihren Plänen überzeugen. 

Wie viele Kinder tatsächlich betroffen sind, ist nicht klar. Zahlen liegen nicht vor. „Es ist sicherlich eine symbolische Handlung“, sagte Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP).

In Österreich herrscht seit einem halben Jahr ein generelles Gesichtsverhüllungsverbot. Seitdem wurden rund 50 Menschen angezeigt. Das Gesetz richtet sich vor allem gegen Verschleierungen etwa mit Burka oder Nikab und soll die Integration von Muslimen fördern. Laut Gesetz sind bis zu 150 Euro Strafe fällig, wenn das Gesicht zwischen Stirn und Kinn nicht sichtbar ist.

IGGÖ kritisiert geplantes Kopftuchverbot

In einer Pressemitteilung spricht sich die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) „mit aller Entschiedenheit gegen das von der Regierung geplante Vorhaben aus“, ein Kopftuchverbot für Kindergärten und Volksschulen gesetzlich zu initiieren. Im Kindergartenalter sei das Kopftuchtragen in Österreich so gut wie unbekannt. An Volksschulen sei jeder der wenigen Fälle individuell zu betrachten, da es sehr wohl auch vorkommen könne, dass Mädchen von sich aus diese Kleidung wählen. Unter Musliminnen und Muslimen mache sich tiefes Unbehagen und Sorge breit, dass „die derzeitige Politik Ressentiments und Ängste im Zusammenhang mit vielfältigen Phänomenen gesellschaftlichen Wandels fördert anstatt sie abzubauen und dabei vor allem das Feindbild Islam bedient“, so die IGGÖ. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
„In Volksschulen könne es wohl vorkommen, dass Mädchen von sich aus ein Kopftuch tragen“ Das ist ungefähr so wahrscheinlich, wie Kinder unter 10 Jahren, die von sich aus ein Pegida-Shirt tragen wollen. Eigentlich sollte die IGGiÖ froh über diese politischen Pläne sein, die von allen im österreichischen Parlament vertretenen Parteien mitgetragen wird, also auch der linksliberalen Opposition. Sie richtet sich gegen religiösen Missbrauch durch schwarze Schafe unter den Muslimen, die religionsunmündige Kindern zu bloßen Objekten ihrer Religionsausübung degradieren wollen. Aber nein, die IGGiÖ sieht darin einen Angriff auf „den“ Islam.
04.04.18
16:52
Manuel sagt:
Vollkommen richtig, da selbst islamische Theologen sagen, vor der Pubertät ist kein Kopftuch notwendig. Außerdem ist das eine Sexualisierung von kleinen Mädchen und das hat schon gar keinen Platz.
04.04.18
19:04
Frederic Voss sagt:
Wenn auf einmal das Kopftuch-Tragen durch kleine Mädchen in Kindergärten und Grundschulen eines der vielfältigen und bereichernden Phänomene gesellschaftlichen Wandels sein soll, dann dreht sich mir einfach nur der Magen um. Eine Religionsideologie, welche die größte Blutspur aller Ideologien der Menschheitsgeschichte hinter sich herzieht, kann und darf nicht zum Maß aller Dinge erklärt werden.
04.04.18
22:11
Johannes Disch sagt:
Sebastian Kurz wie man ihn kennt: Als prinzipienlosen "Kulturkämpfer." Kurz ist schlimmer als Strache. Strache verhehlt wenigstens nicht, dass er Rechtsextremist ist. Kurz hingegen ist eine prinzipienlose Wetterfahne. Wenn sich morgen die Stimmung dreht und die Ösis den Islam positiv bewerten, dann sagt Kurz: "Ich habe den Islam und Muslime immer schon gemocht."
05.04.18
11:26
Johannes Disch sagt:
Schau mer mal, ob der "Kurzi" damit durchkommt....
05.04.18
13:47
Kritika sagt:
L.S. KInder sollte man nicht vór dem Alter, in dem sie Religionen durchschauen können indoktrinieren. Es kann demnach keine muslimische oder Christliche Kinder geben und es darf erst recht keine lebenslang GenitalVerstümmelte Kinder geben. Ein Staat, der für seine Kinder sorgt (wenn's sein muss gegen den Starrsinn der Eltern) in, der sorgt für die Zukunft. Glückwunsch, Austria Kritika
05.04.18
18:50
Tim sagt:
Man kann die Kinder wohl kaum vor Diskriminierung schützen, indem man ihnen vorlebt, dass das Tragen eines Kopftuches aus religiösen Gründen etwas Verpönenswertes ist. Das führt eher zu mehr als zu weniger Duskriminierung, weil das Kopftuch damit stigmatisiert wird. Wichtiger wäre es, Kindern vorzuleben, dass ebnen jeder und jede sich so kleiden kann, wie es ihm bzw. ihr gefällt und dass man seine religiösen Überzeugungen auch durch Kleidung zum Ausdruck bringen kann. Der Säkularismus oder Laizismus scheint mir in unseren Tagen die fanatischste Religion zu sein, die allen ihren Geis mit Gewalt aufzwingen will. Die Freiheitsrechte kommen dabei unter die Räder.
06.04.18
8:37
Ute Fabel sagt:
@ Tim: "Der Säkularismus oder Laizismus scheint mir in unseren Tagen die fanatischste Religion zu sein. Die Freiheitsrechte kommen dabei unter die Räder." Sie unterliegen einer krassen Fehleinschätzung! Ich bin auch strikt dagegen, dass atheistische Eltern ihre minderjährigen Kinder mit "Gottlos Glücklich"-Shirts oder "Gut ohne Gott"-Ansteckern tagein tagaus zur Schule schicken Das kam bisher in der Praxis bisher nicht vor, sehr wohl aber kopftuchtragende Mädchen muslimischer Eltern, die jünger als zehn Jahre alt waren. Das bedeutet, dass diese Eltern die Freiheitsrechte ihrer Kinder nicht hinreichend akzeptieren und der Staat schützend einzugreifen hat. In der DDR war es ja gang und gäbe, dass in den Schule Lehrer und Schüler kommunistische Blauhemden trugen. Aufdringliches Zuschaustellen der eigenen Gesinnung innerhalb des Bildungssektors ist also keineswegs Ausdruck von Freiheitsrechten, sondern von ideologischer Präpotenz. Privat kann jeder tragen, was er für richtig hält. In öffentlichen Schulsystem ist Zurückhaltung für ALLE geboten, was auch rechtlich klar vorgegeben werden sollte
06.04.18
12:20
Johannes Disch sagt:
@Tim (06.04.18, 8:37) -- Der Säkularismus oder Laizismus scheint mir in unseren Tagen die fanatischste Religion zu sein, die allen ihren Geist mit Gewalt aufzwingen will." (Tim) Da treffen Sie einen wichtigen Punkt. Und diese Fundamental-Laizisten/Atheisten sind in ihrem fanatischen Furor und ihrer Intoleranz gegenüber allem religiösem den islamistischen Extremisten ähnlicher als sie wahrhaben wollen.
06.04.18
12:51
Manuel sagt:
@Johannes Disch: Jetzt sind also auch noch dafür, dass selbst kleinen Mädchen das Kopftuch umgehängt wird, also langsam frage ich mich bei Ihnen wirklich!
06.04.18
15:53
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