Bundestagswahlen 2017

AfD verabschiedet Wahlprogramm

Die AfD streitet auf ihrem Parteitag in Köln heftig über Themen wie Islam, Kirchenpolitik und Mindestlohn. Uneingeschränkte Einigkeit herrscht nur in einem Punkt: Die AfD will, dass weniger Ausländer nach Deutschland kommen.

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Spitzenduo der AfD © facebook, bearbeitet by iQ.

Alexander Gauland und Alice Weidel werden die AfD als Spitzenkandidaten in die Bundestagswahl führen. Das beschloss die Partei auf ihrem Bundesparteitag am Sonntag in Köln. Die 38-jährige Unternehmensberaterin Weidel wird dem wirtschaftsliberalen Lager der AfD zugerechnet, der 76-jährige Gauland gilt als Vertreter des nationalkonservativen Flügels. Der Wahl des Spitzenduos war ein turbulenter Parteitag vorausgegangen, auf dem die AfD nach langen Debatten ihr Wahlprogramm beschloss.

Merkel, Medien, Muslime – an Feindbildern scheint in der Partei kein Mangel zu herrschen. An starken Forderungen und steilen Thesen ebenso wenig. Das zeigte sich an den turbulenten Debatten über das Wahlprogramm. Zu dem ursprünglich 66 Seiten umfassenden Entwurf lagen mehr als 100 Änderungsanträge vor.

Darin fordert die Partei, die „ungeregelte Massenimmigration in unser Land und in unsere Sozialsysteme“ zu beenden. Erneut bekräftigte sie ihren Standpunkt, wonach der Islam nicht zu Deutschland gehört. Gefordert wird außerdem eine famlien- und kinderfreundliche Politik, „damit Deutschland sich nicht abschafft“.

Die Delegierten entschieden sich dagegen, den Ruf nach einer Freigabe der passiven Sterbehilfe nach Schweizer Vorbild in das Programm aufzunehmen. Keine Mehrheit fand auch eine Initiative nach einem Verbot der Beschneidung bei Jungen.

Kirchenpolitik umbauen

Auf eine breite Mehrheit stieß dagegen der Antrag, das bestehende System der Kirchenfinanzierung umzubauen. Zuvor hatten sich die Delegierten gegen einen Antrag nach Abschaffung der Kirchensteuer ausgesprochen. In ihrem für das Wahlprogramm angenommen Antrag fordert die AfD nun, „die Bezahlung von Kirchenrepräsentanten wie Bischöfen etc.“ aus allgemeinen Steuermitteln abzuschaffen.

Zur Begründung hieß es, die Vertreter der christlichen Kirchen hätten „durch ihre einseitigen, demokratiefeindlichen Stellungnahmen und Handlungen gegen die legitimen Positionen der AfD“ jegliches Anrecht auf Unterstützung durch ein demokratisch organisiertes Gemeinwesen verwirkt.

AfD ruft zum Austritt aus der Kirche

Scharfe Kirchenkritik war auch beim Auftakt des Treffens am Samstag zu hören. In ihrer Rede kritisierte die Sprecherin des Bundesvorstands, Frauke Petry, die Beteiligung der Kirchen an den Anti-AfD-Demonstrationen. Sie sprach von „hässlichen, abwertenden und polarisierenden Bemerkungen“. Ähnlich äußerte sich Bundesvorstandsmitglied Armin Paul Hampel. Er warf den Kirchen mangelnde Rechtstreue vor, was sich beispielsweise an der Gewährung von Kirchenasyl zeige. Unter dem Beifall der Delegierten rief er zum Kirchenaustritt auf: „In dem Verein sollte keiner von uns mehr Mitglied sein.“

Unterdessen gingen mehrere katholische Verbände zu der Partei auf Distanz. Ein Zusammenwirken von Christen und der AfD sei „falsch und gefährlich“, erklärte der Verband ND in Würzburg. Kritische Stimmen kamen auch von einer Versammlung des Familienbunds der deutschen Katholiken in Berlin.

Der AfD-Parteitag fand unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt; die Polizei war mit mehr als 4.000 Beamten im Einsatz. An mehreren Demonstrationen beteiligten sich unterschiedlichen Angaben zufolge rund 25.000 Menschen. (KNA iQ)