Hannover

Bischof beklagt weit verbreitete Islamfeindlichkeit

Protestanten und Muslime sollen nach dem Willen von Bischof Meister enger zusammenrücken: Gemeinsame Einschulungsfeiern, Hochzeiten oder auch das Einstellen von Muslimen in evangelischen Einrichtungen sind konkrete Schritte dazu.

09
05
2015
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Für eine vertiefte Zusammenarbeit mit dem Islam hat sich Hannovers Landesbischof Ralf Meister stark gemacht. Die evangelische Kirche müsse gemeinsam mit Vertretern der Muslime für die künftige Verankerung der Religion in Staat und Gesellschaft kämpfen, sagte Meister am Freitag vor dem Kirchenparlament in Hannover. Beide sollten auch für die Erkennbarkeit von Religion im öffentlichen Raum eintreten. Auch die konkrete Kooperation von Protestanten und Muslimen in Niedersachsen will Meister voranbringen. So sprach er sich für multireligiöse Einschulungsfeiern anstelle der bisherigen Einschulungsgottesdienste aus, wenn der Anteil muslimischer Schüler einen bestimmten Anteil überschreitet.

Mit Muslimen sollten Formen multireligiöser Feiern und Formate für christlich-muslimische Eheschließungen weiterentwickelt werden, sagte der Bischof. Auch die interreligiöse Kompetenz von Erzieherinnen, Lehrern und Pastoren solle über Studium und Fortbildung verbessert werden. Ausnahmeregeln für die Einstellung von Muslimen in evangelischen Einrichtungen sollten intensiver kommuniziert werden.

Abwartend beobachtet das Kirchenparlament unterdessen, wie die Landesregierung bei dem angestrebten Staatsvertrag mit den Muslimen mit der Frage des Kopftuchs für islamische Religionslehrerinnen verfahren wird. Nötig sei eine einheitliche Regelung für alle Schulen, sagte der Synodale Rolf Bade. Zur Klärung wolle das Land eine Handreichung zum Schulgesetz herausgeben.

Bischof will stärkere Zusammenarbeit mit dem Islam

Meister beklagte eine weit verbreitete Islamfeindlichkeit in der Bevölkerung, die er auch selber zu spüren bekomme. „Wenn ich den Begriff „Islamische Glaubensgeschwister“ benutze, nur um darin eine Wertschätzung für eine andere monotheistische Religionsgemeinschaft auszudrücken, erhalte ich in einer Nacht 50 Hassmails.“

Die wachsende Ablehnung von Religion in der Gesellschaft mache dem Islam in Deutschland zusätzlich zu schaffen. „Man muss sich klarmachen, dass die allgemeine Gewöhnung an eine konfessions- oder religionslose Gesellschaft immer selbstverständlicher akzeptiert wird und auf dieser Folie einer neuen Religionslosigkeit alle religiös dezidierten Haltungen zuerst einmal verdächtig werden“, sagte Meister. „Vieles, was mit dem Thema „Islam“ zu tun hat, wird von einer großen Empörung begleitet.“ Meister kündigte auch an, dass in seiner Amtswohnung künftig Flüchtlinge unterkommen werden. Dazu habe er eine Zwei-Zimmer-Unterkunft abtrennen lassen. Schon in wenigen Wochen könnten die ersten Flüchtlinge in die 40 Quadratmeter einziehen. (dpa)