Konflikt

Muslimische Religionsgemeinschaften streiten über Antisemitismus-Position

Die islamischen Religionsgemeinschaften ZMD und DITIB streiten über die Antisemitismus-Position des KRM und über die Rollenverteilung der Mitgliederorganisationen innerhalb des Dachverbandes.

11
03
2015
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Unter Mitgliedsorganisationen des Koordinationsrats der Muslime in Deutschland (KRM) gibt es offenbar einen heftigen Konflikt.

Der Gesamtvorstand des Zentralrats der Muslime (ZMD) forderte am Dienstag die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) auf, in Zukunft mehr Behutsamkeit und Sachlichkeit im Umgang miteinander zu zeigen. Unterschiedliche Positionen zu gesellschaftspolitischen Fragen seien etwas ganz normales, sollten aber intern ausgetragen werden. DITIB hatte sich mit ihrer Kritik am ZMD in Form einer Pressemitteilung an verschiedene Medien gewandt und die interne Auseinandersetzung damit publik gemacht.

Der ZMD bekannte sich jedoch trotz des Konfliktes zur Zusammenarbeit im Koordinationsrat. Die Dachorganisation habe eine große Bedeutung für alle Muslime in Deutschland. „Der ZMD wird sich jedenfalls dafür weiterhin stark machen und einsetzen.“

ZMD-Teilnahme an Antisemitismus-Demonstration

Auslöser des Streits war die Teilnahme des ZMD-Vorsitzenden Aiman Mazyek an einer Demonstration gegen Antisemitismus am 14. September in Berlin. Danach berichteten einige Medien, Mazyek habe sich damit gegen eine Entscheidung des Koordinationsrats gestellt. Die Ditib warf Mazyek laut Medienberichten vor, er vermittle den Eindruck, die im Koordinationsrat vertretenen Religionsgemeinschaften seien mit Ausnahme des Zentralrats „bei dem Thema Antisemitismus unkritisch oder unsensibel“.

Mazyek habe dieser falschen Behauptung seither nicht widersprochen und sie nicht korrigiert, betonte die Ditib. „Dieses Verhalten und weitere ähnliche Ereignisse haben aus Sicht der DITIB zu einem Vertrauensbruch innerhalb des KRM geführt, über den auf einer KRM-Sitzung Anfang Oktober 2014 hätte ausführlich diskutiert werden sollen. Herr Mazyek hat diese Sitzung vorzeitig verlassen und hat seit Oktober an keiner weiteren KRM-Sitzung mehr persönlich teilgenommen“, erklärte die DITIB.

Zukunft des KRM?

Dem vor acht Jahren gegründeten Koordinationsrat der Muslime (KRM) gehören die DITIB, der „Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland“ (IRD), der „Verband der islamischen Kulturzentren“ (VIKZ) und, als kleinster, der „Zentralrat der Muslime in Deutschland“ (ZMD) an. Der Zentralrat vertritt 24 Moscheevereine und rund 300 Moscheegemeinden. Die DITIB als größte Religionsgemeinschaft umfasst etwa 950, der VIKZ 300 Moscheen. Der Islamrat zählt 37 Mitgliedsvereine, der größte darunter ist die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) mit rund 320 Moscheen.

Hintergrund des Streits ist offenbar die Frage, wer den KRM nach außen vertritt und welche Entscheidungsstrukturen gelten. Der Medienberater Mazyek hatte sich zuletzt in Medien und bei Veranstaltungen als Gesicht der Muslime in Deutschland profiliert. Sprecher des KRM ist derzeit Erol Pürlü vom VIKZ. Die beiden anderen Religionsgemeinschaften äußerten sich bisher nicht zu der Auseinandersetzung. Die Frage, welche Bedeutung dieser Konflikt für die Zukunft des KRM haben wird, bleibt erstmal offen. (KNA/iQ)