Katholikentag in Regensburg

Leutheusser-Schnarrenberger verteidigt Kruzifix-Verbot

Auf dem 99. Katholikentag in Regensburg hat sich die frühere Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger für die Trennung von Staat und Kirche ausgesprochen. Aiman Mazyek vom Zentralrat der Muslime beklagt Polemik von militanten Atheisten gegenüber Islam und Muslimen.

30
05
2014
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Die frühere Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hat auf dem Katholikentag in Regensburg die Trennung von Staat und Kirche unterstrichen. Keiner der beiden Bereiche dürfe Absolutheit für sich beanspruchen, der Staat müsse aber den Freiraum für die Religionsausübung garantieren, erklärte Schnarrenberger. Aus diesem Grund sei auch das Gesetz für die straffreie Beschneidung richtig und sinnvoll.

Auf dem gemeinsamen Podium mit dem Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime (ZMD), Aiman Mazyek, erklärte Schnarrenberger gestern (29.05.2014), es sei die Verantwortung des Staates Religion und religiöses Leben zu ermöglichen, ohne sich auf ein Bekenntnis festzulegen. Religion sei immer noch „Privatsache“ betonte Schnarrenberger und machte auf die besondere Ausgestaltung des Grundgesetzes hierzu aufmerksam.

Schnarrenberger: Kruzifixurteil richtig

Die frühere Bundesjustizministerin verteidigte auf dem Podium außerdem das Kruzifixurteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 1995. Damals hatten die Verfassungsrichter erklärt, die bayrische Schulverfassung sei grundgesetzwidrig, da sie in jedem Klassenzimmer ein Kruzifix forderte. Religiöse Symbole hätten in deutschen Gerichtssälen laut Schnarrenberger jedoch nichts verloren. Dort werde schließlich kein göttliches Recht gesprochen.

Der CDU-Politiker Thomas von Sternberg erklärte hierzu, das Kreuz sei sowohl ein kulturelles als auch religiöses Symbol. Seine Gegenwart im öffentlichen Raum müsse toleriert werden. Die katholische Philosophin Barbara Gerl-Falkowitz forderte, das Kreuz als Symbol des Unverfügbaren und Anti-Totalitären zu respektieren.

Der Auftritt von Schnarrenberger beim Deutschen Katholikentag war intern umstritten. Sie hatte die Katholische Kirche bei der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle als Justizministerin noch scharf angegriffen.

Mazyek fordert fairen Umgang mit dem Islam

Einen faireren Umgang mit dem Islam in Politik und Medien hat der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, gefordert. Militante Atheisten benutzten Muslime oft als Projektionsfläche für Polemik gegen Religion, beklagte der ZMD-Vorsitzende. Generell würden Religionsgemeinschaften in der Öffentlichkeit zu oft als Problem gesehen. Zu selten werde gesagt, dass sie eine positive Ressource für die Gesellschaft seien.

Gleichzeitig erklärte Mazyek, er glaube fest daran, dass die bestehenden Kopftuchverbotsgesetze in einigen Bundesländern bald der Vergangenheit angehören würden. Schließlich seien diese Gesetze quasi Berufsverbote für Musliminnen wegen ihres religiösen Bekenntnisses. Damit stünden die Verbote nicht im Einklang mit der deutschen Verfassung.

Der Katholikentag findet in diesem Jahr zum 99. Mal statt. Neben einem breiten Programm für Katholiken gibt es auch in diesem Jahr ein interreligiöses Programm. Dabei werden auch Podien mit Nicht-Christen und Veranstaltungen und Vorträge von Muslimen angeboten. Der Katholikentag geht noch bis zum kommenden Sonntag (01.06.2014). (KNA/iQ)