Eine interne Untersuchung von USAID entkräftet zentrale Vorwürfe gegen die Hamas: Es gibt keine Beweise, dass sie systematisch Hilfsgüter unterschlägt. Dennoch hält die US-Regierung an ihrer Erzählung fest.

Eine interne Untersuchung der US-Entwicklungshilfeagentur USAID stellt zentrale Narrative der israelischen und US-amerikanischen Regierung zum Umgang mit Hilfslieferungen in den belagerten Gazastreifen infrage. Die Analyse kommt zu dem Schluss: Es gibt keine Beweise dafür, dass die Hamas systematisch humanitäre Hilfsgüter unterschlagen hat. Damit wackelt ein wesentliches Argument für die Einschränkung von Hilfen für die palästinensische Bevölkerung – eine Bevölkerung, die seit Oktober 2023 unter einem völkerrechtswidrigen Genozid leidet.
Die Analyse des Büros für Humanitäre Hilfe (BHA) von USAID untersuchte 156 Fälle von vermissten oder geplünderten Hilfsgütern zwischen Oktober 2023 und Mai 2025. In keinem Fall konnte ein direkter Zusammenhang zur Hamas hergestellt werden. Mindestens 44 dieser Vorfälle seien nach Einschätzung der US-Beamten auf militärische Aktionen Israels zurückzuführen – etwa durch die systematische Zerstörung von Verteilzentren, Transportwegen oder Lagern.
Trotz dieser klaren Ergebnisse hält das US-Außenministerium an seiner Linie fest. Ein Sprecher erklärte, es gäbe „Videobeweise“ für Plünderungen durch Hamas-Kräfte – Beweise, die allerdings weder veröffentlicht noch unabhängig verifiziert wurden. Israel wiederum behauptet weiter, die Hamas zweige bis zu 25 Prozent der Hilfen ab – auch das bleibt ohne belegbare Nachweise.
Die Folgen dieser politisch motivierten Darstellung sind verheerend: Unter dem Vorwand, humanitäre Hilfe könne in die Hände der Hamas gelangen, wurde der Zugang zu Nothilfe immer weiter eingeschränkt. Der US-Präsident Donald Trump setzte unmittelbar nach seiner Amtsübernahme im Januar 2025 per Dekret große Teile der US-Auslandshilfe aus – darunter über 80 Prozent der USAID-Programme. Seit dem 1. Juli ist die Behörde de facto handlungsunfähig. Allein in den letzten Wochen wurden laut internen Angaben fast 500 Tonnen Notfallnahrung vernichtet, die für akut hungernde Kinder in Gaza bestimmt waren.
Das Welternährungsprogramm (WFP) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schlagen seit Monaten Alarm: Rund ein Viertel der 2,1 Millionen Menschen in Gaza leiden unter katastrophalen Hungerbedingungen. Immer mehr Kinder sterben laut medizinischen Quellen an den Folgen von Unterernährung und Dehydrierung. Hilfsorganisationen berichten, dass gezielte Angriffe auf medizinische Einrichtungen, Bäcker und Wasseranlagen das Überleben der Zivilbevölkerung systematisch unmöglich machen.
Die israelische Offensive, die nach dem Angriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023 begann, hat sich längst zu einen Genozid gegen eine gesamte Bevölkerung ausgeweitet. Während die Angriffe der Hamas damals rund 1.200 Menschen das Leben kosteten, beläuft sich die Zahl der getöteten Palästinenser laut Angaben der Gesundheitsbehörden in Gaza mittlerweile auf fast eine halbe Millionen – der Großteil davon Frauen, Kinder und Alte.
Die USA, die sich weiterhin als moralische Schutzmacht Israels inszenieren, ignorieren dabei nicht nur Völkerrecht und UN-Berichte, sondern nun offenbar auch eigene Untersuchungen. Dass eine interne Analyse von USAID, die das vorherrschende Narrativ von der „terroristischen Aneignung“ von Hilfen widerlegt, keinerlei Konsequenzen hat, zeigt, wie tief die politische Instrumentalisierung humanitärer Hilfe reicht.