









Muslime in Indien leben zunehmend in Angst. Politiker beschimpfen sie als „Eindringlinge“; Aufrufe zur Zerstörung muslimischer Gebetsstätten werden laut. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung.
In Indien ist die Zahl der Hassreden gegen religiöse Minderheiten im vergangenen Jahr stark angestiegen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der US-amerikanischen Denkfabrik India Hate Lab. Demnach gab es eine Zunahme um 74,4 Prozent im Vergleich zum Jahr 2023, berichtete der asiatische katholische Pressedienst Ucanews (Dienstag).
Vor allem von Hassrede betroffen sind demnach Muslime. Sie seien in 98,5 Prozent der dokumentierten Fälle Ziel solcher Äußerungen gewesen. Das steht laut Untersuchung in Zusammenhang mit dem Wahlkampf der hindunationalistischen Partei von Premierminister Narendra Modi, der Bhartatiya Janata Party (BJP). Deren Ziel sei es gewesen, die hinduistische Mehrheit zu mobilisieren.
So verschärfte sich während des Wahlkampfs zur Parlamentswahl 2024, der größten der Welt mit rund 969 Millionen Wahlberechtigten, laut Analyse der Denkfabrik die Rhetorik gegenüber Muslimen. Modi nannte diese bei Auftritten etwa „Eindringlinge“.
Die zunehmende Feindseligkeit habe bei zahlreichen Muslimen Ängste geschürt. Besonders alarmierend sei die steigende Zahl an Aufrufen zur Zerstörung muslimischer Gebetsstätten. Auch wurde auf dem Gelände einer im Jahr 1992 zerstörten Moschee ein hinduistischer Tempel eröffnet.
Dokumentiert wurden im Jahr 2024 insgesamt 1.165 Hassreden. Über zwei Drittel dieser Vorfälle ereigneten sich in Bundesstaaten, die von der BJP oder ihren Verbündeten regiert werden. Mehr als 450 der Hassreden sollen von BJP-Politikern stammen, darunter 63 von Modi selbst.
Zur Verbreitung hatten laut Bericht auch Soziale Medien beigetragen. 266 Hassreden führender BJP-Politiker wurden simultan auf offiziellen Social-Media-Kanälen der Partei veröffentlicht. Diese hatte in der Vergangenheit ähnliche Vorwürfe als unbegründet zurückgewiesen.
In Indien leben rund 1,4 Milliarden Menschen. Knapp 80 Prozent sind Hindus. Zum Islam bekennen sich gut 14 Prozent. Die Anzahl der Christen liegt bei 2,3 Prozent. (KNA/iQ)