Österreich

Dokustelle erfasst 1522 Vorfälle von antimuslimischem Rassismus

Im Jahr 2023 wurden mindestens 1522 islamfeindliche Vorfälle auf Muslime in Österreich registriert. Seit Oktober wurden mehr Fälle gemeldet als insgesamt in den neun Monaten davor.

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Symbolbild: USA, Schwarze Menschen und Muslime am meisten von Rassismus betroffen © shutterstock, bearbeitet by iQ
Symbolbild: USA, Schwarze Menschen und Muslime am meisten von Rassismus betroffen © shutterstock, bearbeitet by iQ

Die Dokustelle Islamfeindlichkeit und antimuslimischer Rassismus in Österreich verzeichnete im Jahr 2023 insgesamt 1522 Meldungen von antimuslimischem Rassismus, was einen neuen Höchststand darstellt und eine Zunahme von etwa 200 Fällen im Vergleich zu 2022 bedeutet. Mehr als ein Drittel dieser Meldungen wurde nach dde 7. Oktober registriert.

Seit 2015 veröffentlicht die Dokustelle jährlich Berichte über solche Vorfälle. Die diesjährige Statistik umfasst 507 aktiv eingemeldete Fälle, eine Verdopplung gegenüber dem Vorjahr, und 1015 Fälle aus dem Online-Monitoring. Etwa zwei Drittel der Vorfälle fanden online statt. Von den gemeldeten Offline-Fällen betrafen 40,8 Prozent Ungleichbehandlung, rund 20 Prozent wurden als Beleidigungen eingestuft, 8,9 Prozent als „Verbreitung von Hass“, 7,3 Prozent als Polizeigewalt und 7,5 Prozent als Vandalismus. Physische Übergriffe machten 2,6 Prozent der Fälle aus.

Besonders betroffen waren Frauen und Mädchen, wie die Berichte zeigen, etwa eine Frau mit Kopftuch, die von einem E-Scooter-Fahrer bespuckt wurde, oder eine Frau, die in der U-Bahn von einem Mann heftig gestoßen wurde und von der Polizei nicht ernst genommen wurde.

Bildungsbereich besonders betroffen

Beim Online-Monitoring wurden 87,8 Prozent der Inhalte als Verbreitung von Hass und 7,8 Prozent als Verhetzung eingestuft. Dunia Khalil, Rechtsberaterin der Dokustelle, berichtete, dass Musliminnen und Muslime online häufig dehumanisiert und mit Tieren verglichen würden. Zudem würden ihnen oft pauschal antisemitische Einstellungen zugeschrieben.

Im Bildungsbereich gab es ebenfalls zahlreiche Meldungen. Schülerinnen, Schüler, Eltern und Lehrkräfte berichteten von Vorfällen, darunter Aussagen wie „alle Muslime sind Terroristen“ oder Drohungen seitens der Schulleitung gegenüber betenden Schülern.

Mehr Aufmerksamkeit für Islamfeindlichkeit

Die Dokustelle verzeichnete neben dem letzten Quartal auch im Mai einen Anstieg der Meldungen, der auf eine Studie der Universität Wien unter muslimischen Schülerinnen und Schülern und die mediale Berichterstattung darüber zurückgeführt wird. Der Jahresbericht 2023 hebt hervor, dass die tatsächliche Zahl der Übergriffe vermutlich höher liegt. Khalil warnte vor einer besorgniserregenden Entwicklung, die zur Spaltung der Gesellschaft beitrage, und forderte mehr Aufmerksamkeit für das Thema sowie Workshops und Beratungen für Betroffene. Die Dokustelle wird vom Sozialministerium und der Stadt Wien gefördert.