Islamfeindlichkeit

Muslime fordern konsequente Umsetzung der Empfehlungen des Expertenkreises

Der Unabhängige Expertenkreis Muslimfeindlichkeit hatte vergangene Woche seinen Abschlussbericht vorgestellt. Nun fordern Muslime eine konsequente Umsetzung der Empfehlungen.

03
07
2023
Rassismus Anstieg rechtsextremer Einstellungen
Symbolbild: Rassismus © shutterstock, bearbeitet by islamiQ

Der Unabhängige Expertenkreis Muslimfeindlichkeit (UEM) hat vergangene Woche nach rund dreijähriger Tätigkeit seinen Abschlussbericht „Muslimfeindlichkeit – Eine deutsche Bilanz“ vorgestellt und dem Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) übergeben. Der Bericht zeigt ein gesellschaftliches Lagebild zur Muslimfeindlichkeit auf der Grundlage von wissenschaftlichen Studien, der polizeilichen Kriminalstatistik und der Dokumentation von muslimfeindlichen Fällen durch Antidiskriminierungsstellen, Beratungsstellen und NGOs. Demnach sei antimuslimischer Rassismus in weiten Teilen der Gesellschaft verbreitet und alltägliche Realität. Dem Bericht schließen sich konkrete Handlungsempfehlungen an, die sich an alle staatlichen und gesellschaftlichen Ebenen richten. Muslime in Deutschland  fordern nun, dass die Empfehlungen des Expertenkreises umgesetzt und ernstgenommen werden soll.

„Schutz ist Aufgabe des Staates“

Islamfeindlichkeit sei in allen Lebensbereichen in einer Dichte anzutreffen, die weder hinnehmbar noch aushaltbar sei. Es gebe viele unerledigte Hausaufgaben für die Legislative, Exekutive und Judikative – und weit darüber hinaus, erklärt Ali Mete, Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) in einer Pressemitteilung.

Die Islamische Gemeinschaft schließe sich den Handlungsempfehlungen des Fachgremiums an. Es sei Aufgabe des Staates, den Schutz der muslimischen Bevölkerungen sowohl im gesamten öffentlichen Raum als auch im Netz zu gewährleisten. Das schließe Legislative, Exekutive genauso ein wie die Judikative. Die Einrichtung eines Sachverständigenrates sowie die Ernennung eines Bundesbeauftragten für die Bekämpfung von Islamfeindlichkeit seien angesichts der eindeutigen Befunde keine Optionen mehr, sondern überfällige Pflichten. Dringende Handlungsfelder seien außerdem in der Bildung zu finden, wo muslimische Schülerinnen und Schüler massiv mit Diskriminierung und Ausgrenzung konfrontiert seien.

„Sorgen und Ängste der Muslime ernst nehmen“

Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e. V. (DITIB)  dankt dem Expertenkreis in einer Pressemitteilung für die professionelle und gewissenhafte Arbeit und begrüßt die Ergebnisse des Expertenkreises wie auch den Empfehlungskatalog für die Politik und staatliche Akteure und Einrichtungen.

„Die Forderungen des Expertenkreises, welche sich in großem Maße mit den Forderungen der DITIB und muslimischer Organisationen decken halten wir für wertvoll. Insbesondere die Forderungen nach einem Bundesbeauftragten, unterstützt von einem Sachverständigenrat ist wichtig für Nachhaltigkeit. Empfehlungen, die Teilhabe von Muslimen in staatlichen Institutionen zu fördern, der Alltagsdiskriminierung entgegenzuwirken und das Bewusstsein für das Problem bei MitarbeiterInnen staatlicher Einrichtungen wie LehrerInnen, ErzieherInnen oder PolizistInnen zu stärken, werden von der DITIB besonders unterstrichen und unterstützt. Ebenso wie die Forderung nach mehr wissenschaftlichen Studien zum Thema und der verpflichtenden Auseinandersetzung mit der Problematik in Schulen“, so der DITIB-Bundesverband.

„Bundesregierung muss Empfehlungen durchsetzen“

Der Koordinationsrat der Muslime (KRM) begrüßt die Veröffentlichung des Abschlussberichts des Unabhängigen Expertenkreises zur Muslimfeindlichkeit (UEM) mit dem Titel „Muslimfeindlichkeit – Eine deutsche Bilanz“. „Der Bericht hat wichtige Erkenntnisse ans Licht gebracht und spiegelt in vielerlei Hinsicht die Erfahrungen von Musliminnen und Muslimen im Alltag wider“, so sagte der KRM-Sprecher Murat Gümüş anlässlich der Veröffentlichung des Berichts.

Weiter betonte der Sprecher des KRM: „Die politischen Entscheidungsträger sind aufgerufen, die im Bericht aufgezeigten Handlungsempfehlungen mit Entschlossenheit in konkrete Maßnahmen umzusetzen. Besonders vor dem Hintergrund des aktuell zunehmenden Zuspruchs für rechtsextremistische Positionen ist es nun grundlegend, nach vertanen Jahren endlich wirksame Schritte einzuleiten. Eine entschlossene Bekämpfung von Muslimfeindlichkeit erfordert ein koordiniertes Vorgehen. Deshalb bedarf es dringend eines Bundesbeauftragten für die Bekämpfung von Muslimfeindlichkeit.“

Auch der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland Aiman A. Mazyek kommentierte die Veröffentlichung des Berichts. Dies sei ein wichtiger Schritt, Islamfeindlichkeit endlich entgegenzuwirken. „Danke für die erstmalige Anerkennung des Problems und an die Experten für Bericht, der von „weit verbreiten Realität“ spricht, die alle Lebensbereiche durchzieht. Jetzt muss das die Bundesregierung zügig umsetzen“, so der Mazyek auf Twitter. 

 

 

Leserkommentare

Samson sagt:
Na ja, solange der größte Teil der Muslime nicht bereit ist das GG zu akzeptieren und nicht begreifen, dass Religion in Deutschland zweitrangig ist. Und auch die Gerichtsbarkeit und das Gewaltmonopol in der Zuständigkeit des Staates akzeptieren. Solange wäre es in meinen Augen besser, wenn sie mit Vorderungen noch warten würden.
03.07.23
21:17
Minimalist sagt:
Bei diesen muslimischen Forderungen sollte unbedingt auch der hochqualifizierte Experte und deutsch-israelische Psychologe und Autor arabisch-palästinensischer Herkunft Ahmad Mansour berücksichtigt und mit in den Fokus gestellt werden. Denn er hat es auch wirklich verdient. Der sich häufig in den Medien äußernde Ahmad Mansour (47) ist ausgewiesener Salafismuskenner und plädiert für eine innere Reform des Islam in Richtung eines zeitgemäßen, säkularen Islam, welche aber bislang nur wenig an Fahrt aufnehmen konnte. In einem Streitgespräch mit Farid Hafez befürwortete er ausserdem nachhaltig Kopftuchverbote für Kinder, Lehrerinnen und Richterinnen. Mansours Buch "Operation Allah - Wie der politische Islam unsere Demokratie unterwandern will" von 2022 gilt als Bestseller & Warnruf und rüttelt viele Menschen auf. Der Autor wurde übrigens 2022 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet und ist für viele ein Vorbild.
04.07.23
15:25
hanno sagt:
An der Studie waren islamistische Organisationen beteiligt, die vom Verfasschungsschutz beobachtet worden sind. Das diskredidiert die Studie erheblich.
07.07.23
20:09
Abdussamed sagt:
Wie der einmal der Kunstbegriff "islamistisch" Dies ändert jedoch nichts an der Wissenschaftlichkeit der Studie. Sie kann gerne inhaltlich kritisiert werden. Jedoch nicht auf ideologischer Basis. Für gebildete Menschen ist der Verfassungsschmutz kein Maßstab für "gut oder schlecht". Nicht umsonst wird ein Abschaffen des Verfassungsschmutzes seit langem, auch von etablierten Parteien gefordert. Eine wichtige Lektüre dazu --> Verfassungsschutz: Wie der Geheimdienst Politik macht | Ronen Steinke
12.07.23
19:03
grege sagt:
An der Studie haben nachweislich Organisatgionen mitgewirkt, die zum einen als Ableger von IGMG gelten, welche in der Vergangenheit wiederholt duruch antisemitische Hetze sowie die Nähe zu den Muslimbrüdern aufgefallen ist. Schllimmer noch, diese Organsisationen haben sogar Teilstudien erstellt und daher auch Steuergelder erhalten. Ebenso sind im Rahmen der Studie der Verband der schiitischen Gemeinden befragt worden, die widerum mit dem terroristischen Mullahregime in Teheran verbandelt sind. Selbst Professor Matthias Rohe musste als Mitglied des Expertenkreises diese Tatsachen einräumen, die nichts mit ideologischer Befangenheit zu tun haben. Wenn analog. an einer Studie über Ausländerkriminaliltät rechtsradikale /-populistische Kreise, die ungter Beobachtung des Verfassungschutzes, mitwirken, wäre trotz vermeinlicher Wissenschaftlichkeit (was immer das heißen mag) die Studie diskreditiert. In einem Artikel der Neuen Züricher Zeitung wird die Studie mit treffendem Argumenten sehr kritiksch bewertet. Auch aufgrund methodischer Defizite insbesondere zu den Themen Medien und Kontaktschuld ist die Studie mit erheblichen Mängeln behaftet.
14.07.23
19:34
Abdussamed sagt:
"die zum einen als Ableger von IGMG gelten, welche in der Vergangenheit wiederholt duruch antisemitische Hetze sowie die Nähe zu den Muslimbrüdern aufgefallen ist " wieso kann man nicht kritisch und zugleich auch fair bleiben? Die IGMG ist als Mitglied unter anderem in der Schura Hamburg vertreten, die wiederumg aktuell mit der Stadt Hamburg ein Vertrag unterzeichnet und demnach als Ansprechpartner wahrgenommen wird. Wenn die Organisation rechtlich bedenklich wäre, würde ich die Kritik verstehen. Nur um das Szenario mal durchzuspielen: "Kann eine "Anti-semitische Organisation nicht einen wissenschaftlichen Bericht verfassen? Oder wer hat die Deutungshoheit darüber, was "anti-semitisch ist " oder nicht? Wer darf eine Nähe oder Ferne von seinem gegenüber fordern? Man sollte generell den Anspruch hegen gerecht zu sein, Egal was man von der Muslimbruderschaft halten mag, sie ist genauso eine Gesinnung wie die Gesinnung, die das Völkische (AFD) oder das Christliche (CDU) hervorhebt. Die einen dürfen die Gesinnung frei auswählen und sich politisch organisieren, denn anderen wird es jedoch verwerhrt? Mit welcher Begründung? Nur weil es dem eigenen Weltbild nicht passt? Iran hat eine Regierung, genauso wie Deutschland eine Regierung besitzt. Das man durch seine nationale Herkunft eine Bindung zu seinem Heimatland hat ist doch selbstverständlich. Wäre die Reaktion gleich, wenn Iran ein christlicher Staat wäre? Ein wenig Pragmatismus wäre sicherlich an dieser Stelle angebracht. Setzen Sie sich bitte mit dem Bericht inhaltlich auseinanderr und nehmen Sie Stellung zu dem Hass der sich in Gewaltaten gegenüber den Muslimen widerspiegelt. Die zahlreichen Moscheeangriffe oder auch Angriffe auf muslimische Frauen sind Fakten, die überprüfbar sind. Die NACHRICHT IST EINDEUTIG: Bekennen Sie sich auf die VERFASSUNG und die in ihr festgehaltenten Recht auf Religionsfreiheit und setzen SIE SICH FÜR DIE MUSLIME EIN.
25.07.23
21:51
grege sagt:
Ich starte mal mit einer Gegenfrage: Wer hat denn die Deutungshoheit über die Themen Muslim- und Islamfeindlichkeit. Mit diesem simplen Analogieschluss könnte man auf billige Weise die Muslimfeindlichkeit, für deren Aufmerksamkeit Sie eindringlich werben, ebenso in Abrede stellen. Daher der pragmatische Vorschlag an Sie, die Maßstäbe der jetzt veröffentlichten Studie über Muslimfeindlichkeit auf Antisemitismus, Schwulenfeindlichkeit oder Feindlichkeit gegenüber Nichtmuslimen zu übertragen. Als Ergebnis würden sich Ihre haarspalterischen und wenig zielführenden Fragen über Deutungshoheit oder Gesinnung in Wohlgefallen auflösen. Ein Regime, das nicht kopftuchtragende Frauen zusammenknüppelt, auf den Autor der satanischen Verse ein Kopfgeld aussetzt oder die Auslöschung eines jüdischen Staates zur Staatsräson erklärt, würde nach diesen Maßstäben zweifellos als feindlich eingestuft werden. Milli Görüs, deren Gründer das Judentum als Inbegriff für Unrecht, Grausamkeit und Gewalt, oder deren Prediger, der z.B. Deutsche als stinkende Ungläubige bezeichnet hat, würde nach den Kriterien der Studie über Muslimfeindlichkeit ebenso eindeutig der Stempel „judenfeindlich / rassistisch“ aufgedrückt werden. Dass der Verfassungsschutz diese Organisationen beobachtet, rechtfertigt darüber hinaus einmal mehr die Zweifel und Einwände eines jeden, der sich, wie Sie fordern, zu der Verfassung bekennt. Natürlich kann eine antisemitische Organisation wissenschaftliche Artikel verfassen, wie z.B. hier in Deutschland während der Nazizeit geschehen. Allerdings sind Aussagen oder Daten solcher oder anderer extremistischer Organisationen ausgerechnet über ein Thema wenig glaubhaft, das zu Propagandazwecken instrumentalisiert wird. So wäre eine Studie über islamischen Terrorismus oder Extremismus wenig glaubhaft, wenn sie auf Datenmeldungen serbischer Nationalisten, die an den Massakern während der Balkankriege beteiligt waren, mit beruhen würde. Ähnliches würde für eine Studie über Ausländerkriminalität gelten, an der Mitglieder von Pegida beteiligt wären. Zu guter Letzt sollte man immer das vorleben, was man von anderen einfordert. Wenn Sie von mir Engagement gegen Muslimfeindlichkeit fordern, müssen Sie auch Engagement gegen religiösen Extremismus Rassimus seitens IGMG, Iran oder Muslimbrüder zeigen. Relativierende Verweise auf eine nationale Regierung, die auch das NS Regime hatte, oder ein Gesinnung, die Ratko Mladic auch hatte, legen eher das Gegenteil nahe.
27.07.23
22:43
Justitia sagt:
Wer hat denn die Deutungshoheit über die Themen Muslim- und Islamfeindlichkeit? --> In erster Linie diejenigen, die Ausgrenzung erfahren. Ähnlich wie der Antisemitismus ist auch die Muslimfeindlichkeit bereits wissenschaftlich akzeptiert. Das Amt für Politische Bildung hat dazu ein eigenes Dossier angefertigt.Dazu einfach ein Muslimfeindlichkeit eingeben. Deutschland hat ein Problem Minderheiten ihre Rechte zu zu gestehen. Dies ist ein Fakt. Dies ist kein Verhandlungsthema,sondern ein Muss um den sozialen Frieden in diesem Land zu gewährleisten. Man kann die islamische Lebensweiße kritisieren, jedoch darf dies nicht soweit gehen, dass man Angriffe gegenüber Muslime oder deren Einrichtungen gut heißt oder schweigend in Kauf nimmt. Dafür gibt es keine Legitimation. Dann beginnt die Feindlichkeit gegeünber dem Menschen.
27.03.24
6:01
grege sagt:
Stimmt Minderheiten haben ein Problem in Deutschland, und zwar Juden. Aber die Bedrohung geht nicht von Leuten mit blonden und blauäugigen Personen mit Geburtsort nördlich der Alpen aus, sondern von bestimmten Muslimen. Solche Muslime sind von Deutschland sogar als Flüchtlinge aufgenommen worden. Zum Dank verhalten sich diese Personen extremistisch und stellen eine Gefahr für die Bürger des Landes dar, das sie aufgenommen hat.
11.06.24
23:35