Shitstorm

Hetze gegen muslimische Gesellin mit Kopftuch

Eigentlich sollte der Abschluss einer Gesellenprüfung ein Grund zur Freude sein. Doch fanden sich unter der Meldung über eine erfolgreiche Prüfung einer Muslimin Kommentare voller Hass. Der Grund: ihr Kopftuch.

29
06
2023
Rechte Hetze unter Foto einer Bäckerei.
Sude Y. nach bestandener Gesellenprüfung.

Mit islamfeindlichen Kommentaren muss sich das Social-Media-Team der Goldbäckerei Grote aus dem Märkischen Kreis derzeit herumschlagen. Nachdem das Unternehmen ihrer Gesellin Sude Y. für die bestandene Abschlussprüfung gratuliert hat, brach auf der Facebook-Seite der Bäckerei ein sogenannter Shitstorm los. Grund dafür: Sude Y. ist Muslimin und trägt ein Kopftuch.

Mehrere Nutzer kommentierten mit islamfeindlichen und rechtsextremen Kommentare. Die Bäckerei reagierte mit Entsetzen und veröffentlichte ein Statement auf Facebook. „Mit Entsetzen mussten wir heute Morgen einige rechtsradikale Kommentare unter dem Beitrag unserer Gesellin Sude Yilmaz lesen. Was geht bei Menschen im Kopf vor, die so etwas schreiben?“, erklärt die Bäckerei in einer Mitteilung. 

Sude habe ihren Gesellenbrief als Beste ihrer Klasse erlangt. Darauf könne sie zurecht „stolz wie Oskar“ sein. „Leider überwiegt aber heute bei ihr das Gefühl, in unserem Land immer noch nicht akzeptiert und respektiert zu werden“, heißt es weiter. Sude sei eine absolute Bereicherung für unseren Familienbetrieb. Sowohl fachlich, aber vor allem menschlich. 

Die Bäckerei habe bis heute noch „NIE“ einen Kommentar gelöscht. Doch wurden heute „Grenzen überschritten“. Daher wurden alle entsprechenden Kommentare gelöscht und die Verfasser bei den sozialen Dienstleistern wegen rassistischer Beleidigungen angezeigt. Mittlerweile beschäftigt die Großbäckerei Menschen aus 23 verschiedenen Nationen, die alle ein Teil der Goldbäcker-Familie sind. Diese Vielfalt habe die Bäckerei zu dem gemacht, was sie heute sind. „Dafür schämen wir uns nicht, sondern wir sind darauf sehr stolz“, betont die Grote-Familie abschließend.

Leserkommentare

Timotheus sagt:
Mehr Lockerheit und Entspannung bei diesem Hetze-Thema könnte folgender Buch-Tipp vermitteln: "Die verschleierte Gefahr. Die Macht der muslimischen Mütter und der Toleranzwahn der Deutschen" von Zana Ramadani. In einem Gespräch mit dem Deutschlandfunk von 2017 - mit Buch-Präsentation - übte die aus einer muslimischen, albanischen Familie stammende Autorin (39) Kritik am Islam und sagte: "Das Kopftuch ist Symbol der Geschlechter-Apartheit." Sie kritisierte das muslimische Kopftuch sehr stark als "Symbol der Unterdrückung" und meint u.a.: "Aber ich möchte auch nicht von meiner Arbeitskollegin neun Stunden am Tag mit ihrem Kopftuch, mit ihrem religiösen Symbol, wenn man das jetzt nur als religiöses Symbol sieht, ich möchte dem nicht ausgesetzt werden. Weil ich muß mich dann jeden Tag damit beschäftigen." Damit geht Frau Ramadami mit den muslimischen Frauen hart ins Gericht. Und dennoch sollte gelten: Immer schön locker bleiben. Das sollten wirklich alle Kopftuch-Befürworter und alle Kopftuch-Kritiker.
30.06.23
12:28
Abdussamed D. sagt:
Ich habe die Betroffene Bäckerei angerufen mich für das Statement und die Rückendeckung der Auszubildenden bedankt und darum gebeten, den Grund für die Beledigung richtig zu benennen, Die Dame hat den Shitstorm bekommen, weil Sie muslimisch gelesen wird. ( erkennbar am Hijab) Das Statement der Bäckerei geht auf die unterschiedlichen Nationalitäten der Mitarbeiter ein, wobei die Azubi nicht wegen Ihrem türkischen Background, sondern wegen ihrer muslimischen Lebensweiße Hass erfahren hat. Als ich diese Bitte am Telefon an Herrn Grote mitgeteilt hatte, konnte dieser mich nicht verstehen und meinte, ich würde "alles kaputt machen" etc. und war nicht bereit, den Kind beim Namen zu nennen. Daher bleibt auch in diesem Thema ein Bitterer Beigeschmack. Die Bereitschaft sich für den Islam oder Muslim einzusetzen ist leider sehr selten vorhanden. ALS OB ES EIN TABU WORT WÄRE.
30.06.23
13:16