Brandenburg

Lehrkräfte nach rechtsextremen Vorfällen: Nichts hat sich verändert

Ein anonymer Brandbrief zweier Lehrkräfte hatte vor zwei Monaten rechtsextreme Vorfälle an einer Schule in Brandenburg zu Tage gebracht. Was hat sich seitdem getan? Wie geht es den Lehrern an der Schule?

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06
2023
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Lehrkräfte, Islamunterricht Rassismus Islamunterricht, Schulen
Symbolbild: Schulen, Lehrkräfte, Klassenzimmer, Schule, Unterricht © shutterstock, bearbeitet by IslamiQ.

Zwei Monate nach Bekanntwerden von rechtsextremen Vorfällen an einer Schule in Brandenburg hat sich die Situation dort nach Angaben der Lehrkräfte nicht verändert. Es gebe keine Maßnahmen und auch keine wirklichen Ziele, sagt Lehrer Max Teske der Deutschen Presse-Agentur. Das Kollegium sei tief gespalten, Lehrkräfte grüßten ihn und seine Kollegin zum Teil nicht mehr. Im Kollegium herrsche Unsicherheit und eine gespaltene Stimmung, beschreibt der Lehrer. Vom Brandenburger Bildungsministerium käme auch acht Wochen nach Bekanntwerden der Vorfälle keine Reaktion. „Nichts, ganz einfach nichts kommt“, sagt Teske. „Ich finde das höchst fatal.“

Lehrkräfte: „Mauer des Schweigens“

Seine Burger Kollegin Laura Nickel und er hatten Ende April in einem anonymen Brief geschildert, sie seien an der Schule im Spreewald täglich mit Rechtsextremismus, Sexismus und Homophobie konfrontiert. Es gebe Hakenkreuze auf Möbeln, rechtsextreme Musik im Unterricht und demokratiefeindliche Parolen in den Schulfluren. Zudem erlebten sie eine „Mauer des Schweigens“, hieß es in dem Brief.

Die Schulämter in Brandenburg meldeten seit dem Bekanntwerden rechtsextremer Vorfälle im Spreewald mehr solcher Fälle. Die meisten neuen Vorkommnisse gab es laut Bildungsministerium in Südbrandenburg im Bereich des Staatlichen Schulamts Cottbus. Dort liegt auch die Schule in Burg. Die Aufarbeitung der Fälle dauert an.

Nickel und Teske haben mit anderen Lehrkräften an diesem Dienstag ein Demokratiefest an ihrer Schule organisiert. Das sei schon sehr lange geplant gewesen, sagt der Lehrer. In verschiedenen Workshops finden ihm zufolge interkulturelle Gespräche statt. Unter anderem geht es um das Thema Geflüchtete und auch um queere Themen. Schülerinnen und Schüler nehmen an jeweils drei Workshops teil. Auch ein Graffiti-Workshop wird angeboten. Es gebe wenig Schüler, die das Thema Diskriminierung und Rechtsextremismus interessiere, beschreibt der Lehrer. „Sie können mit dem Thema schwer umgehen und wollen damit nicht in Verbindung gebracht werden“, so seine Einschätzung. Es müsse endlich Unterstützung vom Ministerium geben. „Wir werden weiterhin gegen die Zustände in der Schule ankämpfen, nicht lockerlassen und auch das Ministerium immer wieder in die Verantwortung nehmen.“

Verfassungsschutzchef warnt vor Verharmlosung

Parallel zum Demokratiefest in Burg fana in Cottbus an diesem Dienstag ein Fachgespräch zum Thema „Demokratiefeindlichen Tendenzen und extremistischen Einstellungen an Schulen begegnen“ statt. Es geht um Prävention und Sensibilisierung.

Der Leiter des Brandenburger Verfassungsschutzes, Jörg Müller, hat vor einer Verharmlosung des Rechtsextremismus gewarnt. Das sei aus Sicht seiner Behörde derzeit eine der größten Gefahren für die Demokratie. „Hakenkreuz-Schmierereien, NS-Parolen und Verharmlosungen von NS-Symboliken sind keine Bagatellen. Wenn im schulischen Umfeld so etwas auffällt, müssen wir als Gesellschaft reagieren“, sagte Müller beim Fachgespräch. (dpa/iQ)