FREITAGSPREDIGTEN, 19.02.2021

Rassismus und der Terroranschlag in Hanau

Die Hutba (Freitagspredigt) wird beim wöchentlichen Freitagsgebet der Muslime gehalten und behandelt sowohl religiöse, als auch gesellschaftliche Themen. IslamiQ liefert jede Woche einen Überblick.

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Freitagspredigt
Symbolbild: Minbar, Freitagspredigt, Hutba

In der Freitagspredigt der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) geht es diese Woche um Rassismus in Bezug auf Iblîs. Im Koran werde Iblîs, also der Teufel, als erster Rassist beschrieben. Als Allah den ersten Menschen Adam (as) erschuf, habe Er Iblîs und den Engeln befohlen sich vor ihm niederzuwerfen, um ihn willkommen zu heißen. Jedoch habe sich Iblîs geweigert und versucht seinen Ungehorsam zu rechtfertigen: Er sei Adam (as) überlegen. Denn er wäre aus Feuer, Adam (as) nur aus Lehm erschaffen. Aus diesem Grunde habe er sich dem Befehl Allahs widersetzt und wurde zum ewig verfluchten Satan.

Rassismus sei die größte Plage. Er mache das gemeinsame Leben unmöglich. Rassismus durchziehe die gesamte Menschheitsgeschichte und sei Ursache zahlreicher Katastrophen. Der Genozid von Srebrenica und der transatlantische Sklavenhandel, durch den Millionen von Westafrikanern ausgebeutet wurden, sind nur ein paar erschütternde Beispiele dafür. Rassismus sei kein Phänomen, das auf bestimmte Regionen begrenzt ist. Er sei vielmehr eine globale Realität, die alle Länder vergiftet. Auch zu Lebzeiten unseres Propheten (s) habe es Rassismus gegeben.

Hanau: Jeder Mensch ist einzigartig

Die Freitagspredigt der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) thematisiert den Terroranschlag in Hanau. Vor genau einem Jahr (am 19.02.2020) habe man erneut die zerstörerische Kraft des Rassismus erlebt. Denn beim rassistisch motivierten Terroranschlag in Hanau wurden bewusst Menschen angegriffen, die ein fester Bestandteil dieser Gesellschaft seien, aber dennoch als Fremde markiert wurden. Neun Menschen, die ihr Leben noch vor sich hatten, wurden ermordet. Mit ihnen verschwanden auch ihre Lebensziele, Pläne und Träume. Ihre Eltern, Geschwister, Kinder und Freunde hinterließen sie in tiefster Trauer.

Jeder Mensch sei einzigartig und aus Sicht der Schöpfung originell. Das, was den Menschen einzigartig und originell mache, sei etwa nicht seine Erschaffung mit unterschiedlichen körperlich-physischen Eigenschaften; sondern, dass er gleichzeitig unterschiedliche Eigenschaften besitze, wonach der Mensch unterschiedliche Empfindungen, Gedanken und Weltanschauungen hat. Aus diesem Anlass wünsche man allen, die bei den Terrorangriffen ihr Leben verloren haben, nochmals die Barmherzigkeit Allahs und ihren Familien und Nächsten, Geduld und Standfestigkeit.

Jeden Freitag blickt die IslamiQ-Redaktion auf die Freitagspredigten der muslimischen Religionsgemeinschaften in Deutschland und gibt einen Überblick.

Leserkommentare

Dilaver Çelik sagt:
Gut dass dieses gesamtgesellschaftliche Problem in den Freitagsansprachen behandelt wird. Es liegt in der Verantwortung jedes einzelnen Muslims (m/w), sich dies zu Herzen zu nehmen und an sich selbst zu arbeiten, bevor er/sie im gesellschaftlichen Zusammenleben das Gute gebietet und das Üble verwehrt. Denn wer nicht an seinem eigenen Nafs arbeitet und sich ihm hingibt, der kann auch nicht andere verbessern. Und das ist ein Faktum, den wir (m/w) nicht außer Acht lassen dürfen.
19.02.21
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