Autoren schreiben hunderte Seiten. Doch was passiert, wenn sie ihr Buch auf seine Essenz herunterbrechen müssen? Unsere Serie „Nachgefragt“ liefert Antworten. Heute Farid Hafez und sein Buch „Feindbild Islam“.
IslamiQ: Herr Hafez, wem würden Sie ihr Buch „Feindbild Islam“ gerne schenken und warum?
Farid Hafez: Allen Menschen, die selbstständig denken und bereit sind, sich selbst und scheinbare Gewissheiten zu überdenken. Sowie Menschen, die vielleicht in einem zweiten Schritt sich selbst und die Welt sowie ihre Rolle darin neu zu denken wagen würden.
IslamiQ: Warum ist die Thematik Ihres Buches im Lichte aktueller Debatten wichtig?
Hafez: Der antimuslimische Rassismus ist derzeit aus meiner Sicht eine gesellschaftsprägende und treibende Kraft auf globaler Ebene, von der kalifornischen Westküste über Myanmar und Indien bis nach Australien oder Neuseeland. Bedeutungen und Relevanz sowie Funktion dieses Rassismus herauszuarbeiten scheint mir vor diesem Hintergrund sehr wichtig, weil manchmal mehr Verwirrung statt Klarheit besteht. Hier möchte ich etwas Abhilfe leisten.
IslamiQ: „Beim Lesen guter Bücher wächst die Seele empor.“ Warum trifft dieses Zitat von Voltaire auf Ihr Buch zu?
Hafez: Ich freue mich, wenn mein Buch dem einen oder anderen Einsichten schenkt, Fragen aufwerfen lässt und damit insgesamt ein kritisches Bewusstsein fördert.
IslamiQ: Ihr Buch „Feindbild Islam“ in drei Wörtern zusammengefasst?
Hafez: Islamophobie global verstehen.
IslamiQ: Eine spezielle Frage für Sie: Islamfeindliches Denken prägt zunehmend unsere Gesellschaft. Wie schätzen Sie zukünftige Entwicklungen ein? Und Wie kann man diesem Trend entgegenwirken?
Hafez: Dass rassistisches Denken im Zuge spezieller politischer Konstellationen wieder salonfähiger wird, ist eine Seite der Medaille. Die andere, genauso gefährliche, aber weniger offensichtliche ist die strukturelle Dimension von Rassismus, die unsere globalen Gesellschaften strukturiert. Das Offensichtliche aber erlaubt die Legitimation offensichtlicher Diskriminierung und trägt damit zur Erodierung der Idee bei, wonach alle Menschen gleich sind. In totalitären und autoritären Regimen sehen wir bereits, zu welchem Ausmaß von Unterdrückung dies führt. In westlichen Demokratien gibt es noch am ehesten die Möglichkeiten, diesen Trends entgegenzuwirken.
Es bedarf einer breiten Koalition aller gesellschaftlichen Kräfte, welche ökonomische Ausbeutung, ökologische Zerstörung, politische Marginalisierung sowie Rassismus als Querschnittsmaterie betrachten und damit das Patriarchat, Klasse und Rasse gemeinsam denken können, um darauf aufbauend auch zu handeln.