Niedersachsen

Lehrermangel stockt Ausbau von Islamunterricht

Viele Jahre hatten Muslime sich für islamischen Religionsunterricht in Niedersachsen stark gemacht. Inzwischen wird das Fach an rund 60 Schulen unterrichtet. An weiteren Schulen gibt es Interesse, noch aber fehlen die Lehrer.

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01
2019
Religionsunterricht SchülerInnen, Religionsunterricht
Symbolbild: Religionsunterricht © shutterstock, bearbeitet by iQ.

Der Ausbau des islamischen Religionsunterrichts in Niedersachsen stockt, weil derzeit noch nicht genügend Lehrkräfte zur Verfügung stehen. Daher könne der Religionsunterricht noch nicht an allen Schulen mit einem entsprechenden Anteil muslimischer Schüler unterrichtet werden, teilte das Kultusministerium in Hannover mit.

An der Universität Osnabrück studiert aber eine wachsende Zahl junger Menschen das Fach, so dass die Zahl ausgebildeter Lehrer in den kommenden Jahren erheblich steigen wird, heißt es beim Institut für Islamische Theologie.

Das Interesse an dem Fach steigt auch dank klarer Regeln zugunsten des Tragens von Kopftüchern durch Lehrerinnen.

Seit 2013 Regelfach

Rund 4000 Schülerinnen und Schüler nehmen im laufenden Schuljahr am islamischen Religionsunterricht in Niedersachsen teil. Wie das Kultusministerium mitteilt, wird das Fach an 58 öffentlichen Schulen, darunter 49 Grundschulen und 9 weiterführenden Schulen, unterrichtet sowie zusätzlich an mehreren Privatschulen. Derzeit unterrichteten 36 Lehrkräfte das Fach, und zwar 20 Frauen und 16 Männer. Nach einem zehnjährigen Modellversuch wird der islamische Religionsunterricht seit 2013 als Regelfach an Grundschulen und seit 2014 auch an weiterführenden Schulen in Niedersachsen unterrichtet.

Binnen vier Jahre hat zumindest die Zahl der Schulen, die islamische Religion als Fach im Angebot haben, sowie die Zahl der Lehrer, kaum zugenommen. 2014 waren es 55 Schulen, an denen 32 Lehrkräfte rund 2400 Schüler unterrichteten. Um zügig genügend Lehrkräfte einsetzen zu können, baut das Land parallel zur Ausbildung neuer Lehrer auch auf die Fortbildung bereits tätiger Pädagogen, die das Fach als zusätzliches Fach unterrichten möchten. Eine solche Weiterbildung ist erneut für das kommende Schuljahr geplant, so das Ministerium. An den Weiterbildungen für Lehrkräfte, die islamische Religion als Drittfach unterrichten dürfen, wird sich auch der muslimische Landesverband Schura beteiligen.

Kein Kopftuchverbot an niedersächsischen Schulen

An der Universität Osnabrück startete das Lehramtsstudium für islamische Religion 2012 und wurde seitdem ausgeweitet, so dass inzwischen Religionslehrer für alle Schulformen ausgebildet werden. Wie Coşkun Sağlam, wissenschaftlicher Koordinator am Institut für Islamische Theologie, berichtet, sind inzwischen rund 400 Studenten für das Fach eingeschrieben, nicht alle davon wollen allerdings Lehrer werden. Erst eine Handvoll Studenten befinde sich inzwischen im Referendariat und könne schon bald in den Beruf starten. Bis eine größere Zahl von Lehrkräften fertig ausgebildet sei, dauere es noch einige Jahre.

Aus dem Weg geräumt wurde schon 2015 das von Muslimen als mögliches Hemmnis gesehene Kopftuchverbot für Lehrerinnen an niedersächsischen Schulen. „Das Kopftuch spielt schon eine Rolle, das ist gut, dass das klar geregelt ist“, sagte Sağlam. 70 Prozent der Studierenden seien Frauen. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Ute Fabel sagt:
In der Schule sollte Wissen, selbstständiges Denken und kritisches Hinterfragen, aber nicht Glauben vermittelt werden. Religion ist eine Form des Aberglaubens mit weit größerem Gefahrenpotential als Astrologie. Das fragwürdige religiöse Erfolgsrezept ist die Frühkindindoktrination mit staatlicher Unterstützung.
01.02.19
12:15
Frederic Voss sagt:
An diesem islamischen Theologie-Institut in Osnabrück gibt es einen wissenschaftlichen Koordinator. Was wird denn da konkret wissenschaftlich koordiniert? Wird auch grundsätzlich das Verhältnis zum politischen Islam, der Scharia und zur Islam-Charta beim "Zentralrat der Muslime" unter Aiman Mazyek wissenschaftlich erforscht und abgeklärt?
01.02.19
21:59