Stimmen-Tief für CSU

Söder beschwört Stil und Respekt – Abschied vom Populismus?

Der Schock um das Umfragetief der CSU nach dem Asylstreit ist ein paar Tage alt, da stellt sich Markus Söder der Parteibasis im größten Regierungsbezirk Oberbayern. Er beschwört Respekt, Stil – und spricht zuerst über soziale Themen.

21
07
2018
Markus Söder Kreuz © Facebook, bearbeitet by iQ.
Der umstrittene Kreuz-Erlass in Bayern (Markus Söder) © Facebook, bearbeitet by iQ.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und seine Stellvertreterin, die oberbayerische CSU-Chefin Ilse Aigner, haben beim Bezirksparteitag in Irschenberg die Geschlossenheit der CSU beschworen. Die Partei müsse vor der Landtagswahl im Herbst zeigen, dass sie „Anker und Zentrum“ zugleich sei, sagte der Franke Söder vor rund 350 Delegierten am Samstag. „Ein starke CSU in Bayern war noch nie so notwendig wie jetzt.“

WählerInnen fordern Ruhe in der CSU

Er wiederholte: „Streit nützt nie. Der Inhalt ist zuerst einmal die entscheidende Basis.“ Schließlich gilt es, die „Stimmungsdelle“ auszumerzen, die der Asylstreit und die Regierungskrise in Berlin hinterlassen haben. Beim neuen „Bayerntrend“ des Bayerischen Fernsehens war die CSU auf nur noch 38 Prozent abgestürzt, ein historischer Tiefstand. Viele an der Basis wünschen sich, dass Ruhe einkehrt, die Partei zu Sachthemen zurückkehrt – und die Menschen mit Inhalten überzeugt. Ein Großteil der Wähler ist noch unentschieden.

Söder setzte bei den Themen erst einmal soziale Schlaglichter: Pflege, Wohnungsbau, Kinderbetreuung, Eigenheimzulage und Baukindergeld. Er beschwor die Vorreiterrolle Bayerns bei der Forschung, streifte Bildung, hob die Rolle des Tourismus hervor, lobte Tradition und Brauchtum – und kam erst dann zum Thema Flüchtlinge. Wer fliehen müsse und anerkannt werde, bekomme eine gute Chance. Wer nicht anerkannt werde, müsse in die Heimat zurück. Söder und auch Aigner grenzten sich auch klar von der AfD ab.

Neuer Mitte-Kurs?

„Wir sind die Mitte“, betonte Söder und reagierte damit indirekt auch auf die von dem CSU-Politiker Stephan Bloch initiierte Initiative „Union der Mitte“, die Merkels liberalen Mitte-Kurs unterstützt.

In der politischen Auseinandersetzung müsse zum guten Stil, zu Anstand und Respekt zurückgekehrt werden. Wenn dem Bundesinnenminister vorgeworfen werde, er sei verantwortlich für Tote im Mittelmeer, «dann hat das mit Stil nichts mehr zu tun». Es brauche „mehr Vernunft“ und „mehr Respekt“.

Die CSU-Bezirkschefin und Bauministerin Aigner, die sich auf den Plakaten zum Parteitag mit Söder Rücken an Rücken präsentierte, mahnte: „Wir müssen auch Schluss machen mit Schuldzuweisungen. Wir müssen Schluss machen mit Streitereien. Einigkeit macht uns stark.“ Söder versicherte sie: „Die Oberbayern stehen hinter dir.“

Oberbayern ist für die Landtagswahl mit einem Drittel der Wähler eine wichtige Bastion. „Oberbayern ist die Herzkammer der CSU“, sagte Söder. „Die Wahlen werden gewonnen und verloren in Oberbayern – und zusammen wollen wir sie gewinnen.“

Oberbayernplan

Der Bezirksparteitag beschloss einen „Oberbayernplan“. Auf 18 Seiten geht es um Kinderbetreuung und Pflege, Verkehr, Wohnraum und Ausbildung, Familienförderung und Altersarmut, Umwelt und Landwirtschaft – Themen, die Söder zuvor ins Visier genommen hatte.

Doch der ist da schon weg. Nach zwei Stunden, um 12.04 Uhr steigt er wieder ins Auto. Die selbst verordnete Omnipräsenz im Freistaat verlangt ein dichtes Programm auch am Samstag. Um 14.00 Uhr will er in Nürnberg sein – das Burgfest auf der Kaiserburg eröffnen. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Johannes Disch sagt:
Söders Asylpolitik und seine Äußerungen zu Flüchtlingen sprechen christlichen Werten Hohn. Gleichzeitig trägt der gleiche Mensch das Kreuz wie eine Monstranz vor sich her und fordert in allen bayerischen Amtsstuben, das Kreuz aufzuhängen. So jemanden nennt das Christentum einen Pharisäer. Moderner formuliert: Einen Heuchler!
23.07.18
0:08
Ute Fabel sagt:
"Söders Asylpolitik und seine Äußerungen zu Flüchtlingen sprechen christlichen Werten Hohn." Im Neuen Testament erfahren wir von einem Jesus, der strikt zwischen den erlösungswürdigen Rechtgläubigen und den verdammungswürdigen Schlechtgläubigen unterscheidet: Markus 16:16: "Wer glaubt und sich taufen lässt, wird gerettet; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden." Ich finde, dass die Flüchtlingspolitik von Viktor Orban mit dieser Botschaft des Markusevangeliums gut im Einklang steht.
24.07.18
10:26
Ute Fabel sagt:
Herr Söder verkauft das Kreuz völlig zu Unrecht als kulturelles Symbol, das für europäische Werte steht. In Wahrheit war und ist der Jesus-Glauben und damit das Kreuz etwas, dass Keile zwischen Menschen treibt und trieb. Im Matthäusevangelium zu lesen ist, dass Jesus vielen die Verdammnis angedroht hat und nur wenigen Auserwählten die Erlösung in Aussicht gestellt hat: Matthäus 7:13+14: Gehet ein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der zur Verdammnis abführt; und ihrer sind viele, die darauf wandeln. Und die Pforte ist eng, und der Weg ist schmal, der zum Leben führt; und wenige sind ihrer, die ihn finden. Natürlich gibt es heute vor allem in Westeuropa nette Wischi-Waschi-Christen, die an ihren eigenen hippiehaften Fantasie-Jesus glauben. Denen kann ich nur empfehlen: Lest doch besser die Evangelien: Der Bibel-Jesus war ein eingefleischter Höllen-, Satan- und Dämonengläubiger. An den Eingängen von öffentlichen Gebäuden sollte man besser Artikel aus dem Grundgesetz anbringen. Artikel 20 Grundgesetz drückt viel Ethischeres aus als das Kreuz: Art. 20 GG: (1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat. (2) Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Sie wird vom Volke in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung ausgeübt.
25.07.18
7:53
Johannes Disch sagt:
Das Kreuz ist das Symbol des Christentums. Und das Christentum ist die Wiege der abendländischen Kultur. Das ist schlicht eine historische Tatsache. Daran kommen auch bornierte fundamentalistische Atheisten nicht vorbei.
28.07.18
0:35
Ute Fabel sagt:
@jJohannes Disch: „Das Christentum ist die Wieger der abendländischen Kultur“: Die Aufklärung ist die Wiege der europäischen Kultur. Der aufgeklärte Kaiser Joseph II, der von allen Habsburgern der christlichen Religion am wenigsten zugeneigt war, hat die Leibeigenschaft in Österreich abgeschafft und Nichtkatholischen religiöse Toleranz gewährt. Das Christentum schaffte im Laufe 4.Jahrhundert durch Anordnung von oben (Kaiser Konstantin bis Theodosius) den Sprung zur alleinigen Staatsreligion, womit die religiöse Vielfalt der Antike dahin war. Anhänger von Mithras, Attis, Isis und Sol Invictus wurden zwangschristianisiert. Die Tempelanlagen in Palmira wurden schon 385 von christlichen Fanatikern schwer beschädigt, der Serapistempel in Alexandria samt Bibliothek überhaupt abgefackelt, die Philosophin Hypatia vom christlichen Mob Anfang des 5. Jahrhunderts ermordet. Die heidnischen olympischen Spiele wurden verboten, die philosophische Schulen in Athen geschlossen. Das waren die Auswirkungen der Christianisierung Europas!
29.07.18
13:51