Amtsgericht Meldorf

Geldbuße für das Schwänzen eines Moscheebesuchs

Die Eltern eines Schülers, der einen schulischen Moscheebesuch schwänzte, wurden wegen Verstoßes gegen das Schulgesetz zu einer Geldbuße verurteilt.

04
07
2018
Minaretten und Moschee in Deutschland © Tor'Bled-Nam auf flickr.com (CC 2.0), bearb. iQ.
Minarette © Tor'Bled-Nam auf flickr.com (CC 2.0), bearb. iQ.

Die Eltern eines Schülers aus Rendsburg, der einem Moscheebesuch ferngeblieben war, sind wegen vorsätzlichen Verstoßes gegen das Schulgesetz verurteilt worden. Statt ursprünglich 150 Euro müssen sie 25 Euro Geldbuße zahlen. Das entschied am Mittwoch das Amtsgericht Meldorf, wie Gerichtssprecher Nils Meppen mitteilte.

Der damals 13-jährige Junge aus Rendsburg war am 14. Juni 2016 einem Ausflug seiner Klasse ferngeblieben, die im Erdkundeunterricht eine Moschee besuchen sollte. Die Eltern, die keiner Glaubensgemeinschaft angehören, befürchteten eine „religiöse Indoktrination“ ihres Kindes. Die Schulbehörde bewertete das als Schwänzen und erließ Bußgelder von jeweils 150 Euro gegen Mutter und Vater, die sie aber nicht zahlten.

Der Anwalt des Vaters hält es nach eigenen Worten für Unrecht, wenn atheistische, christliche oder jüdische Schüler gezwungen würden, islamische Moscheen zu besuchen. Sein Mandant habe grundsätzliche Bedenken gegenüber dem Islam und einen „Umbau“ Deutschlands in eine „multikulturelle Wertegesellschaft“.

Das Urteil bestätigt die Auffassung der Schulbehörde. Das Bundesverfassungsgericht sehe Religionsunterricht nur als gegeben an, wenn die Religion als „wahr“ dargeboten werde, nicht aber bei bloßen religiösen Bezügen im Unterricht, heißt es laut Meppen in der Urteilsbegründung. Allerdings sei der Verstoß einmalig gewesen. Der Sohn sei ein guter Schüler, die Eltern hätten sich um Alternativen bemüht, und das Ereignis liege rund zwei Jahre zurück. „Dies führte zu der gegenüber dem Bußgeldbescheid deutlich geringeren Geldbuße.“

Die Eltern können nun binnen einer Woche Antrag auf Zulassung einer Rechtsbeschwerde gegen das Urteil stellen. Darüber müsste das Oberlandesgericht Schleswig entscheiden. Es befasste sich schon einmal mit dem Fall, nachdem sich das Amtsgericht Meldorf zunächst für nicht zuständig erklärt hatte – was die Schleswiger Richter zurückwiesen. (KNA/iQ)

Leserkommentare

Halit sagt:
Das Urteil ist begrüßen, denn muslimische Kinder sollen auch eine Kirche von innen kennen. Das ist das mindestens Maß an Respekt und Anerkennung.
04.07.18
16:43
Ute Fabel sagt:
Ich finde es grundsätzlich gut, wenn in Schulen der Besuch religiöser, weltanschaulicher und politischer Einrichtungen zwecks Diskussion und Meinungsaustausch angeboten wird. Ich war als Schülerin mit meiner Schulklasse auch in den Parteizentralen der Parlamentsparteien eingeladen. Es sollte allerdings auch respektiert werden, wenn der Besuch einer Moschee, Kirche oder auch eines Parteibüros von AfD oder Linkspartei nicht gewünscht wird.
05.07.18
7:57
M.Al-Faruqi sagt:
Nur mal so zur Info: Bei Alexander Heumann, dem Anwalt der Familie, handelt es sich um ein Mitglied er AfD, der zusammen mit seiner Frau aktiv den Ableger der Pegida namens Dügida betreibt und ein bekennender Fan von AfD-Rechtsaußen Höcke ist. Zu dem Urteil schreibt er auf seiner Webseite: "Man stelle sich vor, was los wäre, wenn muslimische Kinder in Deutschland zum zweistündigen Besuch christlicher Kirchen gezwungen würden, einschließlich Demonstration katholischer Gebete und Rituale … (die Schüler mußten in der Moschee auf dem Teppich sitzen)." "die Schüler mußten in der Moschee auf dem Teppich sitzen"...na, wenn das nicht endgültig zum Untergang des Abendlandes führt....;-)) Wie heißt es son schön: Gleich und Gleich gesellt sich gern!
06.07.18
12:04
Björn sagt:
@Halit Ich finde das Urteil keineswegs begrüßenswert. Man kann doch niemanden in ein Gotteshaus zwingen, der das nicht will. Das hat nichts mit Respekt zu tun. Respekt wäre, zu akzeptieren, dass jemand nicht in eine Moschee möchte.
06.07.18
17:27
Emanuel Schaub sagt:
Als "religiös-unmusikalischer " Mensch bin ich nach Dutzenden Besuchen in Moscheen und Kirchen... weit entfernt von etwelcher Indoktrination. Diese Eltern scheinenvon ihrer eigen Überzeugungs Kraft ihrem Kind gegenüber nicht gerade sehr zu vertrauen. Im übrigen gilt für mich der der Satz von jiddu Krishnamurti :Gott ist in keinem Tempel ( er worde gefragt ob Ungläubige einen solchen besuchen dürften) Privat Meinug von mir :die überladenste Barok Kirche ,oder die (furchtbar modern gstalteten ) Kirchen lösen in mir so viel Ruhe aus wie eine Moschee. gruss emanuel
09.07.18
10:32
Ute Fabel sagt:
@Emanuel Schraub: "Als "religiös-unmusikalischer " Mensch" Dieser Begriff gefällt mir gar nicht. Religiöse Hardliner werfen damit als letztes Aufgebot immer um sich, die verständlicherweise keine inhaltlich überzeugenden Gründe mehr finden, warum man eigentlich noch an ihre Religion glauben solle. Er ist unverdient unterwürfig und klingt so als wäre es geradezu ein Persönlichkeitsdefizit nicht religiös sein. Das Gegenteil ist der Fall. Wenn man sich das vor Augen hält, was die Menschheit in den letzten 500 Jahren über das Universum in Erfahrung bringen konnte, dann passen wohl die Religionen mit ihren angeblichen Engelsverkündigungen nicht mehr in den Takt der Wirklichkeit. Man sollte daher besser von den "realitäts-unmusikalischen" Religionsgläubigen sprechen.
09.07.18
13:51
M.Al-Faruqi sagt:
@ Fabel zu "religiös-unmusikalischer Mensch" Nur die Unmusikalischen stoßen ins stets gleiche Horn!
10.07.18
12:42
Ute Fabel sagt:
@M. Al-Faruqi: Die Religiösen stoßen immer ist gleiche Horn. Moslems sind völlig fixiert auf Mohammed, Christen besessen auf Jesus, Mormonen Joseph Smith treu ergeben. Dabei hat es in der Weltgeschichte viel interessantere und intelligentere Menschen gegeben als diese Herren mit stark übersteigertem Ego. Sokrates, Epikur, Cicero, Seneca, Lukrez, Marc Aurel, Baruch Spinoza, Voltaire, Heinrich Heine, Karl Popper; deren Ideenwelt ist ohne Leseanleitung in allen Sprachen verständlich, während man das wahre Wesen von Jesus nach Meinung mancher nur auf Latein oder Altgriechisch und den wahren Mohammed angeblich nur auf Arabisch erfassen kann.
12.07.18
21:39