Österreich

Muslime kritisieren Kindergarten-Studie

Die islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich bezog kritisch Stellung zu einer kürzlich veröffentlichten Kindergarten-Studie, die die Forderung nach der flächendeckenden Schließung islamischer Kindergärten seitens einiger Politiker mit sich zog.

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Steckmoschee
Spielzeuge wie diese Steck-Moschee vermitteln Kindern religiöses Wissen auf spielerische Weise. © Valentin Marquardt

Nachdem eine Vorstudie des Professors am Institut für Islamische Studien, Ednan Arslan zu islamischen Kindergärten in Österreich vor wenigen Tagen politisch für Besorgnis und Empörung gesorgt hat, bezieht nun die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGIÖ) kritisch Stellung zu den Forderungen nach der flächendeckenden Schließung von islamischen Kindergärten.

In einer offiziellen Stellungnahme verweist der Präsident der IGGIÖ Dr. Fuat Sanac darauf, dass die durchgeführte Studie „quantitativ und qualitativ nicht aussagekräftig“ sei, da die befragten Kindergärten weniger als 5% der Kindergärten in Österreich repräsentieren, die in muslimischer Trägerschaft sind. Außerdem gäbe es in Wien keinen einzigen Kindergarten, der sich tatsächlich islamisch konfessionell versteht. Daher sei fraglich nach welchen Kriterien ein Kindergarten in der Studie als „islamisch“ klassifiziert werden konnte.

Die Kritik, viele sogenannte „islamische Kindergärten“ seien nicht bereit gewesen sich an der Studie zu beteiligen, weist Sanac ebenfalls zurück. Die fehlende Kooperationsbereitschaft sei schließlich darauf zurück zu führen, dass sich diese Kindergärten eben nicht als konfessionell islamisch verstehen und im Rahmen dieser Studie auch nicht auf dieses Etikett reduziert und in der politischen Diskussion „islamisiert“ werden wollen.

Die ebenfalls in der Studie formulierte Kritik, dass viele dieser Kindergärten explizit Musliminnen mit Kopftuch ermuntern, sich als Mitarbeiter zu bewerben, hält Sanac vor dem Hintergrund der häufigen Diskriminierung von muslimischen Frauen auf dem Arbeitsmarkt ebenfalls für unangemessen. Es sei ja schließlich nicht schädlich für eine Gesellschaft, wenn Arbeitgeber aktiv gegen die Diskriminierung von Minderheiten vorgingen.

Ebenso sei der Vorwurf, dass muttersprachliche Angebote in einigen Kindergärten bestünden pädagogisch fragwürdig, denn der positive Einfluss der Förderung von Mehrsprachigkeit im Kindesalter auf die Entwicklungspsychologie von Kindern sei ja schließlich erwiesen.

Viele österreichische Kindergärten, die unter der Trägerschaft sowohl von muslimischen als auch nicht-muslimischen Vereinen stünden, leisten hervorragende integrative Arbeit und sollten daher auch gefördert werden, so Sanacs Forderung. „Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich weist auf die hervorragende Arbeit vieler Kindergärten hin, die in Trägerschaft unterschiedlicher Verbände und Vereine sind. Will ein Islam in Europa gefördert werden, dann kann dies nur im Rahmen von gut funktionierenden Strukturen und Institutionen erfolgen.“, heißt es in der offiziellen Stellungnahme der islamischen Religionsgemeinschaft.

Die politische Forderung nach Schließung von als „islamisch“ befundene Kindergärten als eine Konsequenz aus der Studie, so wie sie beispielsweise der österreichische Integrationsminister Sebastian Kurz vertritt, sei daher aus Sicht der islamischen Religionsgemeinschaft überzogen und haltlos.