Filmtipp

Grenzen der Toleranz: Monsieur Claude und seine Töchter

Das konservative Ehepaar Claude und Marie wird mit ihren Töchtern auf die harte Probe gestellt. Mit Vorurteilen im Kopf und den Schwiegersöhnen im Wohnzimmer werden gemütliche Familienfeste zur interkulturellen Herausforderung.

25
07
2014
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Claude Verneuil ist stolzer Franzose, Katholik und zugleich stolzer Vater von 4 Töchtern. Sein Stolz verwandelt sich in Verzweiflung als ihn seine Töchter mit der Wahl ihrer Ehemänner enttäuschen.

Denn Ségolène, Isabelle und Odile heiraten nicht einen Katholiken und auch nicht einen Franzosen, sondern den Chinesen Chao, den Muslim Rachid und den Juden David.

Die Konstellation aus Monsieur Claude, seiner Ehefrau Marie, den Töchtern und den Schwiegersöhnen sorgt für brisante Gespräche, Diskussionen und jede Menge Vorurteile. Als die jüngste Tochter Laure den Eltern ihren Zukünftigen, der Charles heißt und katholisch ist, vorstellen möchte, sind sie zunächst erleichtert. Dass Charles von der Elfenbeinküste kommt und farbig ist, sorgt allerdings dafür, dass Claude und seine Frau ihre letzte Hoffnung aufgeben. Geschwächt von der Beschneidung ihres Enkels, den halal Hühnchen und dem exotischen Essen aus China, reist ihnen der Geduldsfaden. Glücklicherweise wissen sie nicht, dass die größte Herausforderung noch auf sie wartet.

„Sind wir nicht alle ein bisschen rassistisch?“

Immer wieder müssen sich Monsieur Claude und seine Frau die rhetorische Frage stellen, was sie dem lieben Gott bloß getan haben. So lautet auch der Originaltitel („Qu’est-ce qu’on a fait au bon dieu“) des Films, der in Frankreich bereits im April angelaufen ist und großen Erfolg genießen konnte. „Monsieur Claude und seine Töchter“, der ab dem 24. Juli auch in Deutschland anläuft, ist der erfolgreichste Film seit „Ziemlich beste Freunde“ und hat mehr als zehn Millionen Zuschauer in die Kinos gelockt. Das Thema scheint die Franzosen zu bewegen, dabei ist das Land Spitzenreiter was gemischte Ehen angeht. 20 % der Franzosen heiraten einen Partner, der eine andere Herkunft hat oder einer anderen Religion angehört. Der europäische Durchschnitt liegt lediglich bei 3 %.

„Monsieur Claude und seine Töchter“ ist ein Film, der Rassismus ablehnt und gleichzeitig dazu einlädt über ihn zu lachen. Oftmals bleibt dem Zuschauer auch nichts anderes übrig, als über die skurrilen Situationen und den Sarkasmus zu schmunzeln. Denn rassistisch ist nicht nur Claude, sondern auch der Vater von Charles aus der Elfenbeinküste und teilweise auch die drei Schwiegersöhne. Vorurteile und rassistische Ressentiments sind bei allen zu beoachten und so kommt es nicht überraschend, als in der Mitte des Filmes ein Satz fällt, der die gesamte Geschichte zusammenfasst: „Sind wir nicht alle ein bisschen rassistisch?“.