Das Thema der „europäischen Identität“ ist ein vielfach diskutiertes. Wir haben die Fraktionen im EU-Parlament gefragt, ob sie der Auffassung sind, dass Muslime ausreichend in solche Debatten integriert werden.
Zwischen dem 22. und 25. Mai 2014 wird in allen Staaten der Europäischen Union (EU) ein neues Europaparlament gewählt. IslamiQ hat die bisher im Europaparlament vertretenen Fraktionen, die sich aus einzelnen Parteien aus den Mitgliedsstaaten der EU zusammensetzen, angeschrieben und Fragen von aktueller Bedeutung für Muslime wie Nichtmuslime gestellt. Die Antworten der Fraktionen werden in einer Themenreihe auf IslamiQ veröffentlicht.
IslamiQ: Sind Sie der Auffassung, dass Muslime in Europa ausreichend in die Debatten über die „europäische Identität“ integriert werden?
Wir glauben, dass die Förderung des interkulturellen Dialogs einen sehr wichtigen Schritt zur Schaffung eines Klimas der Toleranz und des Respekts unter den verschiedenen Gemeinschaften innerhalb der EU darstellt. Die Frage nach der europäischen Identität auf der einen Seite, sowie der nationalen, ethnischen und religiösen Identität auf der anderen Seite sind Themen, die in den letzten Jahren stärker in den Fokus der politischen Debatten gerückt sind. Die Bürger in Europa machen sich zunehmend Gedanken über ihre Identität und in diesem Zusammenhang glauben wir, dass es sehr wichtig ist, dass die muslimische Gemeinschaft die Gelegenheit bekommt ihre eigene Identität zu definieren und ihren Platz innerhalb der europäischen Gesellschaft einzunehmen.
Die meisten Individuen haben nicht nur eine, sondern gleich mehrere Identitäten und die „europäische Identität“ ist möglicherweise nur eine davon. Was jeder von uns als „europäische Identität“ betrachtet und definiert ist sehr persönlich. Für manche Menschen kann die Religion eine sehr wichtige Rolle spielen und einen Teil ihrer Identität bilden, wo hingegen die Religion für andere irrelevant sein kann. Da Europa ein Mosaik verschiedener Religionen ist, wurde die Religion nicht zum kleinsten gemeinsamen Nenner gemacht, etwas das jeder gemeinsam hat und etwas was jeden von uns verbindet.
Um die Debatte über die Zukunft Europas zu fördern, sind wir der Meinung, dass so viele verschiedene Interessensgruppen der Zivilgesellschaft wie möglich die Gelegenheit bekommen sollten, mitzuwirken. Daher unterstützen wir es, dass Muslime in den Debatten, wann immer es möglich ist, repräsentiert werden.
Europäische Muslime sind bisher nicht gänzlich in der europäischen Politik repräsentiert. Wir sind jedoch stolz darauf, dass wir in unserer Fraktion mehrere Muslime als MdEPs haben, einschließlich des Führers der größten nationalen Delegation in unserer Gruppe.
Natürlich gibt es keine einheitliche „europäische Identität.“ Europa ist ein Kontinent mit sehr vielen verschiedenen Menschen aus verschiedenen kulturellen und religiösen Hintergründen, die alle sehr viele verschiedene Sprachen sprechen. Für uns ist dies etwas, das wir feiern und verteidigen müssen, ohne zu spalten und Trennungen zu schaffen.
Europa sollte ein Ort sein, an dem wir Vielfalt begrüßen und diese nicht ausgrenzen und unterdrücken. Dies ist der Grund, weshalb wir für die Abschaffung der europäischer Grenzen sind und uns für eine humane EU-Migrationspolitik einsetzen.
Muslime in Europa sollten in der Lage sein jede Identität zu wählen, die sie möchten. Ich glaube nicht, dass irgendjemand gezwungen werden sollte, sich nach einer Vorstellung, einer einheitlichen „europäischen Identität“ zu richten. Alle Identitäten sollten gleichberechtigt sein.