Moschee in Köln-Ehrenfeld

DITIB weist Vorwürfe von Günther Wallraff zurück

Günther Wallraff kritisierte die Verzögerungen am Bau der DITIB-Zentrale in Köln-Ehrenfeld scharf. Jetzt hat sich die DITIB zur Sache geäußert. Sie wirft Wallraff „Auslassungen“ und das Postulieren von falschem Wissen vor.

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2013
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Äußerlich ist die Moschee und Zentrale der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion e.V. (DITIB) in Köln-Ehrenfeld weitestgehend fertiggestellt. Doch der Bau ist noch immer nicht abgeschlossen. Die DITIB streitet sich vor Gericht mit dem Architekten Paul Böhm und dem Bauunternehmen NUHA um angeblich mehr als 2.000 Baumängel. Eine endgültige Entscheidung ist noch nicht gefallen und ein Gerichtssprecher bestätigte gegenüber IslamiQ, dass es noch dauern wird. Ein Gutachter sichtet derzeit die Unterlagen und Beweise. Während dieser Zeit ruhen die Bauarbeiten.

Doch jetzt regt sich erneut scharfe Kritik an der Verzögerung der Fertigstellung des Baus. Diesmal kommt die Kritik von Günther Wallraff, der hierzulande als Enthüllungsjournalist bekannt ist. Es sind ernste Vorwürfe, die von mehreren Medien übernommen wurden. Wallraff macht in seiner Kritik den türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdoğan persönlich für die Verzögerungen am Bau verantwortlich. Die DITIB unterstehe der Türkei und die Politik Erdoğans sei von einer zunehmend „einschüchternden Islamisierung geprägt“, zitiert unter anderem die Zeitung Die Welt den Journalisten.

Bedauerliche Auslassungen

Die DITIB sieht die jüngste Kritik an der noch immer nicht endgültig fertiggestellten Moschee als Bevormundung an. Das Credo bei Moscheebauten könne und dürfe nicht lauten: „Die Moschee ist in Ordnung, solange Christen sie bauen, gestalten und im Auge behalten!“

Die „Auslassungen“ von Günther Wallraff seien bedauerlich. Herr Wallraff sei mit seiner Ansicht in „guter Gesellschaft“ mit Kardinal Meisner, der sich in ähnlicher Manier zum Moscheebau als „eine türkische Parallelgesellschaft“ geäußert hat.

Kardinal Meisner und Günther Wallraff hätten keine gesellschaftliche Öffnung vollzogen wie die Moschee und die Gemeinde. Diese habe sich nicht nur am Bau „architektonisch, sondern auch insbesondere bezüglich der religiösen Dienstleistungen der DITIB vollzogen.“ Stets habe dabei auch der Dialog mit anderen Glaubensgemeinschaften, der Mehrheitsgesellschaft und der Nachbarschaft im Vordergrund gestanden.

Selbst ein Bild machen

Die DITIB wirft Wallraff vor, keines der persönlichen Einladungen der Religionsgemeinschaft angenommen zu haben. Sonst hätte er sich auch ein eigenes Bild vom Bau und der Baustelle machen können, „statt in dieser Art solch unausgewogenes, falsches Wissen zu postulieren.“ Es sei betrüblich, wenn sich Akteure öffentlich zum Moscheebau äußerten, diesen aber nicht einmal vor Ort angesehen hätten. Die DITIB erneuerte daher auch ihre Einladung zu einer Moschee- und Geländeführung in Richtung von Wallraff.

Auch die Kritik von Günther Wallraff, man versuche das Konzept des Architekten Böhm für einen „weltoffenen Islam“ in der Innenarchitektur zu verwerfen und „eine rückwärtsgewandte Verkitschung des Innenausbaus“ durchzusetzen, wird von der DITIB zurückgewiesen. Bereits 2008 sei klar gewesen, dass der Architekt Böhm nicht für die Innenarchitektur zuständig sei. Dies sei auch vertraglich so geregelt worden. Daher seien die Schlussfolgerungen von Herrn Wallraff mitsamt seinen Unterstellungen schlichtweg falsch.

„Dass die Innenarchitektur gleich dem weißen Hasen immer wieder unermüdlich aus dem Hut gezaubert wird, erfüllt offensichtlich bestimmte Interessenslagen. Es ist betrüblich und immer wieder überraschend, welche Akteure darin eine Rolle einnehmen“, erklärte der DITIB-Vorstand abschließend.

Eröffnung für 2014 geplant

Die für Sommer 2013 geplante Eröffnung der DITIB-Zentrale in Köln-Ehrenfeld wurde bereits im Juli auf 2014 verschoben. Damals hatte der Vorstand die Verzögerungen mit dem schleppend verlaufenden Bau begründet. Der Bau an der DITIB-Zentrale ist zu 80 % fertiggestellt. Der Gebetsraum und einzelne Büroräume werden seit längerer Zeit mit einer Sondererlaubnis genutzt.