dialog forum islam

Schneider will Kooperation mit Muslimen in NRW vertiefen

Das neu gegründete „dialog forum islam“ soll künftig die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen bei Fragen, die den Alltag von Muslimen betreffen, beraten. Auch über die Gleichstellung der muslimischen Religionsgemeinschaften soll diskutiert werden.

17
09
2013
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Muslimische Religionsgemeinschaften und Nordrhein-Westfalens Integrationsminister Guntram Schneider (SPD) kamen am Donnerstag in Düsseldorf zusammen, um das „dialog forum islam“ (dfi) zu gründen. Das dfi soll die rot-grüne Landesregierung in Nordrhein-Westfalen bei Fragen, die den Alltag der Muslime betreffen, beraten. Es ist die erste institutionalisierte Dialogplattform zwischen der Landesregierung und den islamischen Organisationen in NRW. Alle wichtigen muslimischen Religionsgemeinschaften sind im neuen Gremium vertreten.

Bei der konstituierenden Sitzung wurde ein gemeinsames Arbeitsprogramm für die kommenden drei Jahre verabschiedet. 2014 soll es beim neu geschaffenen Forum um die Themen „Vielfalt des Islam“ und „Sicherheit für Muslime“ gehen. 2015 um Fragen der Jugendhilfe, der islamischen Bestattungen und der Religionsausübung von inhaftierten Muslimen. Und schließlich ab 2016 um die Punkte Extremismusprävention, Islamfeindlichkeit und Wohlfahrtspflege für Muslime.

Unterschiedliche Bewertung des Status der Muslime

Integrationsminister Schneider erklärte zur Gründung des dfi: „Wichtig ist uns, dass wir dabei zu konkreten Ergebnissen kommen, die in gemeinsame politische Initiativen des Landes und der islamischen Verbände münden und zu spürbaren Verbesserungen des Lebensalltags der Musliminnen und Muslime in NRW führen.“


Muslime in NRW


Muslime in Nordrhein-Westfalen
In Nordrhein-Westfalen leben etwa 1,5 Millionen Musliminnen und Muslime, das sind mehr als ein Drittel der insgesamt 4,3 Millionen in Deutschland ansässigen Menschen islamischen Glaubens. Die vier großen im KRM vertretenen Religionsgemeinschaften haben alle ihren Hauptsitz in Nordrhein-Westfalen.

KRM


Koordinationsrat der Muslime in Deutschland (KRM)
Der Koordinationsrat der Muslime wurde im März 2007 von den vier großen Dachverbänden DITIB, VIKZ, Islamrat und ZMD gegründet. Er organisiert die Vertretung der Muslime in Deutschland und ist Ansprechpartner für Politik und Gesellschaft.

DITIB


Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB)
Der DITIB Dachverband vereint bundesweit 896 Ortsgemeinden. Das Vereinsziel ist es, Musliminnen und Muslimen einen Ort zur Ausübung ihres Glaubens zu geben und einen Beitrag zur Integration zu leisten. Darüber hinaus engagiert sich die DITIB intensiv im sozialen Bereich.

Islamrat


Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland
Der Islamrat wurde im Jahre 1986 als bundesweite Koordinierungsinstanz und gemeinsames Beschlussorgan islamischer Religionsgemeinschaften in Berlin gegründet. Er fühlt sich der Geschichte des Islam in Deutschland verpflichtet und betrachtet sich als Brücke zwischen Deutschland und der islamischen Welt.

VIKZ


Verband der Islamischen Kulturzentren (VIKZ)
Dem VIKZ sind bundesweit zirka 300 selbstständige Moschee- und Bildungsvereine angeschlossen. Ziel und Zweck der Verbandsarbeit ist die religiöse, soziale und kulturelle Betreuung von Muslimen in Deutschland.

ZMD


Zentralrat der Muslime (ZMD)
Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) ist eine Dachorganisation von derzeit 22 muslimischen Dachorganisationen und umschließt auch Einzelmitglieder.

Aiman Mazyek, aktueller Sprecher des Koordinierungsrates der Muslime (KRM), ergänzte: „Alles, was dem Ziel der institutionellen Gleichstellung der islamischen Religionsgemeinschaften dient, werden wir mit Gewissenhaftigkeit und Nachdruck verfolgen und unterstützen, weil es unmittelbar und nachhaltig das Alltagsleben jedes einzelnen Muslims und seiner Gemeinde erheblich verbessern wird.“

Wie IslamiQ allerdings aus Teilnehmerkreisen erfuhr, verlief die Vorbereitung des dfi nicht so reibungslos, wie es die Statements auf den ersten Blick vermuten lassen. Gegenstand von Differenzen war etwa die Bezeichnung der Religionsgemeinschaften als „Verbände“ durch die Landesregierung, während aufseiten der muslimischen Teilnehmer stets die Bezeichnung der Religionsgemeinschaft gewählt wurde.

Lange Vorlaufzeit für dfi

Bereits nach der ersten Auflage der rot-grünen Regierung unter Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) wurde mit einem Kabinettsbeschluss die Absicht erklärt, ein solches „dialog forum islam“ zu gründen. Nach längeren Debatten und Verhandlungen konnte das neue Gremium schließlich erst in dieser Legislaturperiode gegründet werden.

Dem „dialog forum islam“ gehören als ständige Mitglieder Vertreter des Koordinationsrates der Muslime (KRM) und seiner Mitgliedsverbände an. Außerdem sitzt im Forum auch die Alevitische Gemeinde Deutschland sowie aufseiten der Landesregierung Repräsentanten der Ministerien und Sachverständige aus Landeseinrichtungen beziehungsweise vom Land geförderten Institutionen. Von Fall zu Fall sollen je nach Thema weitere Fachleute hinzugezogen werden – unter anderem sind auch Prof. Dr. Hacı Halil Uslucan vom Zentrum für Türkeistudien und Prof. Dr. Mouhanad Khorchide vom Zentrum für Islamische Theologie an der Universität Münster, als Experten bzw. ständige Experten für das dfi aufgeführt. Den Vorsitz übernimmt Integrationsminister Schneider persönlich.