Nordrhein-Westfalen

Keine Erkenntnisse über Störung des Schulfriedens durch Kopftücher

Die NRW-Landesregierung prüft gegenwärtig, ob mit dem geplanten Kopftuchverbot für Kinder in Kitas und Schulen eine Gefährdung des Kindeswohles abgewendet werden kann. Jedoch seien ihr keine Fälle bekannt, in denen kopftuchtragende Schülerinnen den Schulfrieden stören.

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05
2018
Symbolbild: Kopfuch, junge Musliminnen, © Shutterstock, bearbeitet by iQ.

Die nordrhein-westfälische Landesregierung hat keine Daten, wie viele muslimische Mädchen in Kindergärten oder Schulen ein Kopftuch tragen. Sie hat auch keine Erkenntnisse, in wie vielen Fällen das Kopftuch Anlass für eine Störung des Schulfriedens gewesen ist. Das räumte NRW-Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) in einer am Montag veröffentlichten Antwort auf eine Anfrage aus der Grünen-Landtagsfraktion ein.

Schon 2011 habe aber eine Studie im Auftrag der NRW-Regierung nachgewiesen, dass das Kopftuch in NRW auch schon von Mädchen im Alter von bis zu zehn Jahren getragen werde, teilte er mit.

Die Landesregierung prüft ein Kopftuchverbot für Mädchen, die jünger als 14 Jahre und damit noch nicht religionsmündig sind. Letztlich gehe es dabei um eine „Güterabwägung zwischen dem Kindeswohl und dem religiösen Erziehungsrecht der Eltern“, erläuterte Stamp.

Dies schließe die Frage ein, „ob kopftuchtragende Mädchen die gleichen Entwicklungschancen haben wie Mädchen, die kein Kopftuch tragen“. Am Ende der Prüfung sei zu entscheiden, ob eine gesetzliche Regelung gerechtfertigt oder sogar zwingend sei.

Auf die Frage der Grünen, ob auch Verbote anderer religiöser Symbole geprüft würden, antwortete der Minister, es gehe nicht um Symbole, sondern um die freie Entfaltung und Entwicklung des Kindes. (dpa, iQ)

Leserkommentare

Saadet sagt:
Das Störerkopftuch Ich frage mich gerade, wie ein Kopftuch, den Unterricht aktiv stören soll? Kopftücher habe ich immer als äußerst schweigsame Kleidungsstücke in Erinnerung; Tücher im Allgemeinen. Zumindest hat noch nie ein Kopftuch zu mir gesprochen. Wir müssen alle sehr achtsam sein, die Invasion des Kopftuchs wird kommen. Gemein und heimtückisch stören sich nicht nur den Unterricht, sondern greifen auch Passanten im öffentlichen Nahverkehr an. Bald wird es einen neuen Blockbuster geben: „ Angriff des Störerkopftuchs - das gemeine Kleidungsstück“ oder vielleicht doch eine Dokumentation: „Das Störerkopftuch- das fieseste jemals entwickelte Kleidungsstück.“ Ach, dann noch ein Zitat aus dem obigen Artikel: „...ob kopftuchtragende Mädchen die gleichen Entwicklungschancen haben, wie Mädchen, die kein Kopftuch tragen“. Oh meine Güte, ich weiß nicht so recht, ob ich über diese komplett undifferenzierte und unsachliche Aussage lachen oder weinen soll. Ich habe mich entschieden: lachen! Was genau ist um Himmels Willen denn damit gemeint? Entwicklungschancen im Sinne von körperlich, seelisch, bildungstechnisch, geistig, sozial, gesellschaftlich, politisch, philosophisch, ....und auf welchen Erhebungen oder Forschungen beruhend? Kein Mensch weiß es. Gibt es ein Buch dazu? Wenn ja, wie heißt es? Heißt es vielleicht „Das Kopftuch- der Entwicklungsstörer“, basierend auf Fakten gesammelt von Alice im Nonsensland Weidel, Beate Höcke und Krawattenmann Gauland? Verdummten aller Länder vereinigt euch! Und vergesst nicht: Gauland liebt euch, Merkel nicht. Hat er zumindest auf der letzten Kundgebung gesagt.
29.05.18
16:48
Prinzessin Rosa sagt:
Liebe Leute, nätürlich haben diese Mädchen nicht die gleichen Chancen. Aber wenn sie kein Kopftuch in der Schule mehr tragen dürfen und ihre Religionsausübung derart kriminalisiert wird nehmen sie noch mehr Repressalien in kauf. Lesen sie die Studie von Prof. A. Mafalaani über Bildungschancen von Migranten. Dort werden sie fündig wenn sie etwas über die wahren Hemmnisse für Entwicklungschancen lernen wollen.
29.05.18
22:14
Ute Fabel sagt:
Bei einem angedachten Verbot von auffälligen religiösen oder politischen Kleidungsstücken bei minderjährigen Schülern geht es nicht primär um den Aspekt des Schulfriedens, sondern die Wahrung und den Ausbau von Kinderrechten. Religionsunmündige sollten vom Staat so gut wie möglich davor geschützt werden, zu einem bloßen Objekt der Religionsausübung ihrer Eltern degradiert zu werden.
30.05.18
7:37
Andreas B sagt:
Bei der Abwägung zwischen Kindeswohl und religiösem Erziehungsrecht der Eltern sollte die erste Frage doch wohl sein, ob das Kindeswohl überhaupt gefährdet ist. Allein die Behauptung, dass dem so sei, ist nicht ausreichend. Es ist jedenfalls schön zu sehen, dass den "Islamkritikern" nie die Angriffspunkte gegen das Kopftuch ausgehen. Zunächst ging es um die vermeintliche Symbolik des Kopftuches, jetzt geht es um das vermeintlich gefährdete Kindeswohl bzw. die freie Entfaltung und Entwicklung des Kindes. Der Phantasie scheinen keine Grenzen gesetzt zu sein, um die Muslime in ihren Freiheitsrechten einzuschränken.
30.05.18
12:00
Johannes Disch sagt:
@Saadet (29.05.18, 16:48) Sie haben völlig recht. Das ganze ist absurd und verdient keine ernsthaften Kommentare mehr. Die NRW-Landesregierung ist Realsatire. Deshalb ist ihr auch nur noch satirisch zu begegnen.
31.05.18
20:30
Johannes Disch sagt:
@Prinzessin Rosa (29.05.18, 22:14) Sehr erhellend, ihr Hinweis auf die Studien von Prof. Mafalaani. Hier liegen die Ursachen für die ungleichen Bildungschancen von Migranten. Und nicht beim Kopftuch.
31.05.18
20:32