Köln

Muslime verurteilen Reker-Attentat

Kurz vor den Oberbürgermeisterwahlen in Köln wurde die Kandidatin Henriette Reker Opfer eines rechtsextremistisch motivierten Attentats. Vertreter der islamischen Religionsgemeinschaften verurteilen die Tat und sprechen Genesungswünsche aus.

20
10
2015

Henriette Reker ist die neue Oberbürgermeisterin von Köln. Mit circa 52 Prozent der Stimmen lag sie deutlich vor ihrem Kollegen Jochen Ott, der aus der Riege der Sozialdemokraten stammt. Doch noch wichtiger als der Sieg ist die Genesung Rekers. Kurz vor der Wahl wurde sie in Köln-Braunsfeld bei ihrer Wahlkampagne von dem Rechtsextremen Frank S. mit einem 20 cm langen Messer angegriffen und schwer am Hals verletzt. Reker fiel ins künstliche Koma. Ihr Gesundheitszustand verbessere sich, schreibt der Kölner Stadtanzeiger.

In einer Pressemitteilung äußert sich der Vorsitzende der Türkisch Islamischen Union der Anstalt für Religion (DITIB) Prof. Dr. Nevzat Yaşar Aşıkoğlu besorgt: „Der Angriff auf Frau Reker, die wir insbesondere als kompetentes und engagiertes Mitglied im Moscheebaubeirat immer wieder als einen gern gesehenen Gast in unserem Hause schätzen, erschüttert uns zutiefst. Es erleichtert uns zu hören, dass Frau Reker außer Lebensgefahr ist. Die Festnahme des Täters nährt unsere Hoffnung, dass die Hintergründe schnell aufgedeckt werden. Wir wünschen Frau Reker und den anderen Verletzten baldige Genesung.“

Auch der Generalsekretär der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) Bekir Altaş bedauert das Attentat an der 59-Jährigen Politikerin und äußerte sich gegenüber IslamiQ: „Dieses hinterlistige Attentat auf Henriette Reker zeigt, wie stark die Fremdenfeindlichkeit in Teilen Deutschlands zugenommen hat. Da darf nicht weggeschaut werden. Ich gratuliere der neuen Oberbürgermeisterin zur Wahl und wünsche ihr baldige Genesung.“

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime (ZMD) Aiman Mazyek macht vor allem auf das Profil des Täters aufmerksam und kritisiert in einem Interview mi der Katholischen Nachrichten Agentur (KNA) die Entpolitisierung des Attentats: „Dadurch werden wir dem Ernst der Lage nicht gerecht.“ Wenn der Täter des Attentats von Köln als Langzeitarbeitsloser dargestellt werde, dann werde subtil sein rechtsradikales Vorgehen damit beschwichtigt. „Letztendlich hat der Täter ja nach einem rassistischen Tatmotiv gehandelt, das er selbst an Ort und Stelle zum Ausdruck gebracht hat“, erklärte Mazyek. „Daher müssen wir dort genau hinschauen.“

Leserkommentare

Marietta sagt:
Herr Mazyek kritisiert, was er gerne im Falle muslimischer Terroristen selbst praktiziert. Islamisten handeln ebenfalls als gläubige Muslime, was ihnen aber von Herrn Mazyek immer abgesprochen wird. Warum sollen wir also einen frustrierten Langzeitarbeitslosen als Rassisten und Rechtsextremen sehen, der er vielleicht gar nicht ist?
21.10.15
11:03