Integrationsbarometer

Zahl der Muslime in Deutschland wird überschätzt

Wie viele Muslime leben in Deutschland? Auf diese Frage für den Integrationsbarometer antworteten 70 Prozent der Befragten mit überhöhten Zahlen. Knapp ein Drittel aller Befragten glaubten ernsthaft in Deutschland würden über 10 Millionen Muslime leben. Aufklärung tut Not.

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Die Zahl der Muslime in Deutschland wird zum Teil erheblich überschätzt. Dies ergab eine Sonderauswertung des Integrationsbarometers durch den Forschungsbereich des Sachverständigenrates deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR). Von 5.659 Befragten mit und ohne Migrationshintergrund überschätzen 70 Prozent die Anzahl der Muslime in Deutschland zum Teil deutlich. Ein knappes Drittel der Befragten schätzte die Zahl der Muslime in Deutschland sogar auf über 10 Millionen.

Nur etwa zehn Prozent der Befragten schätzen die Zahl der Muslime in Deutschland richtigerweise zwischen 3,8 und 4,3 Millionen ein. Dies entspricht der weithin anerkannten Hochrechnung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Die Fehleinschätzungen betreffen gleichermaßen Befragte mit wie ohne Migrationshintergrund, wobei sich die Durchschnittswerte laut SVR-Forschungsbereich je nach Herkunftsgruppe, Bildungsstand und Geschlecht zum Teil deutlich unterscheiden. Die genaueste Schätzung (4,5 Mio.) gaben im durchschnittlichen Gruppenvergleich türkeistämmige Männer mit Abitur ab.

Das Integrationsbarometer ist eine Bevölkerungsumfrage unter Menschen mit und ohne Migrationshintergrund in fünf Großregionen Deutschlands. Die zu Grunde liegende Befragung wurde 2013 durchgeführt. Die Ergebnisse zur Frage, wie viele Muslime in Deutschland leben, können in der Kurzübersicht heruntergeladen werden.

„Die Schätzwerte zur Zahl der Muslime in Deutschland sind ein wichtiger Indikator für den Wissensstand über diese Bevölkerungsgruppe“, sagte Dr. Cornelia Schu, Direktorin des Forschungsbereichs beim Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration. „Das deutliche Informationsdefizit, das in den Schätzungen zu Tage tritt, deutet darauf hin, dass es auch an Wissen um die Vielfalt der hier lebenden Muslime mangelt.“ Ein Abbau dieser Wissensdefizite könne Stereotypen vorbeugen und pauschale Urteile in Teilen der Bevölkerung verringern – und damit auch die Teilhabechancen der Muslime verbessern.

Über den Forschungsbereich beim Sachverständigenrat

Der Forschungsbereich beim Sachverständigenrat führt eigenständige, anwendungsorientierte Forschungsprojekte zu den Themenbereichen Integration und Migration durch. Die projektbasierten Studien widmen sich neu aufkommenden Entwicklungen und Fragestellungen. Der SVR-Forschungsbereich ergänzt die Arbeit des Sachverständigenrats.

Der Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration geht auf eine Initiative der Stiftung Mercator und der VolkswagenStiftung zurück. Ihr gehören weitere sechs Stiftungen an: Bertelsmann Stiftung, Freudenberg Stiftung, Gemeinnützige Hertie-Stiftung, Körber-Stiftung, Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft und Vodafone Stiftung Deutschland.

Der Sachverständigenrat ist ein unabhängiges und gemeinnütziges Beobachtungs-, Bewertungs- und Beratungsgremium, das zu integrations- und migrationspolitischen Themen Stellung bezieht und handlungsorientierte Politikberatung anbietet.