Offener Brief an Mouhanad Khorchide

Meinungsstreit zwischen Islamwissenschaftlern eskaliert?

Ein offener Brief des Islamwissenschaftlers Muhammad Sameer Murtaza sorgt für Aufruhr in der muslimischen Community. Darin erhebt der Islamwissenschaftler schwere Vorwürfe gegen den umstrittenen Münsteraner Professor Mouhanad Khorchide.

24
10
2014
0

Wenn die erhobenen Vorwürfe stimmen, dann wirft es kein gutes Licht auf den Standort für Islamische Theologie in Münster und seinen Direktor, Professor Mouhanad Khorchide. Muhammad Sameer Murtaza, Islamwissenschaftler, hat einen offenen Brief veröffentlicht, der eine Antwort auf eine E-Mail des umstrittenen Münsteraner Professors Mouhanad Khorchide an die Stiftung Weltethos sein soll. Murtaza kritisiert darin, dass sich Khorchide über ihn bei seinem Arbeitgeber beschwert haben soll, wegen Kritik an dessen theologischen Thesen im Buch „Theologie der Barmherzigkeit“.

„In Ihrer Mail äußern Sie sich verwundert, dass ich mich mit Ihrem Buch Islam ist Barmherzigkeit auseinandergesetzt habe. Sie vermuten, dies sei deshalb geschehen, da ich mich einmal bei Ihnen für eine ausgeschriebene Stelle beworben habe und diese angeblich nicht bekommen hätte, folglich wäre ich in meinem Ego verletzt und hätte es mir zum Lebensziel gesetzt, Sie zu vernichten“, schreibt Murtaza über die E-Mail, die Khorchide an die Stiftung Weltethos gesendet haben soll.

Murtaza: Khorchide kann mit Kritik nicht umgehen

Der Islamwissenschaftler wirft dem Münsteraner Religionspädagogen ferner vor mit sachlicher Kritik an seinen öffentlich gemachten Thesen nicht umgehen zu können und schnell beleidigt zu sein. Aber auch die Personalpraxis in Münster stellt Murtaza in Frage. Es sei Prof. Khorchide gewesen, der ihm vorgeschlagen habe, sich bei ihm nach seinem Abschluss zu bewerben. Wenig später war er es gewesen, der ihm sogar die Stelle mündlich zugesagt habe.

Aufgrund der Kritik an den Thesen von Khorchide und angeblich wenig guten Erfahrungen einer Mitarbeiterin am ZIT sagte Murtaza schließlich nach eigener Darstellung ein geplantes Bewerbungsgespräch ab. „Der Lehrstuhl in Münster hatte zu diesem Zeitpunkt einen dermaßen schlechten Ruf in der Community – ob berechtigt oder unberechtigt –, dass ich meine eigene Reputation schützen wollte. Ich kann Ihnen von daher versichern, dass ich keine Ressentiments Ihnen gegenüber verspüre.“

Angriff auf die muslimischen Gemeinschaften?

Murtaza geht im Verlauf des weiteren Briefes auch auf eine angeblich von ihm ausgehende Bedrohung für Khorchide ein. „Auch haben Sie in Ihrem Schreiben abermals den Verbänden unterstellt, Hetze gegen Sie zu betreiben. Dabei hat sich doch gerade die Lage zwischen Ihnen und den Verbänden entspannt“, schreibt Murtaza.

Die Vorwürfe gegenüber dem Münsteraner Professor wiegen schwer. Und sie haben es in sich. Sie zeichnen das Bild eines Menschen, der die Karriere einer kritischer Person torpedieren möchte und kratzen auch an der Glaubwürdigkeit Khorchides.

Einen Brief gibt es wirklich

Die Stiftung Weltethos hat unterdessen den Eingang eines solchen Briefes gegenüber IslamiQ bestätigt. „Die Stiftung Weltethos möchte und wird sich dazu aber nicht weiter äußern“, heißt es in der Mail an unsere Redaktion. Die Äußerungen Murtazas seien seine Privatmeinung und nicht offizielle Position der Stiftung; dies habe man auch gegenüber Prof. Khorchide klargestellt.

Zu den Vorwürfen von Murtaza wollte sich Professor Mouhanad Khorchide auf Anfrage von IslamiQ nicht äußern. Er warf jedoch Murtaza in der Antwortmail an unsere Redaktion vor, dieser habe ihm öffentlich seinen Glauben abgesprochen. Murtaza müsse wegen Verleumdung mit rechtlichen Konsequenzen rechnen.