Bad Salzuflen-Schötmar

Brand- und Mordanschlag auf Moschee: Neun Menschen entkommen Flammen

Ein weiterer Brandanschlag auf eine Moschee und ein Wohnhaus erschüttert die muslimische Community in Deutschland. In Schötmar (Bad Salzuflen) wurde die Eingangstür eines Gebäudekomplexes in Brand gesteckt. 9 Menschen konnten von der Feuerwehr gerettet werden.

11
10
2014

Unbekannte Täter haben am frühen Samstagmorgen die Hauseingangstür eines Wohngebäudes, in dem sich eine Moschee der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) befindet, in Bad Salzuflen-Schötmar in Brand gesteckt. Anwohner hatten den Brand an der Wohnungstür bemerkt und die Feuerwehr alarmiert.

Laut Polizei konnte ein Bewohner selbstständig das Haus verlassen, acht andere Bewohner wurden über ein Vordach des Hauses von der Feuerwehr gerettet. Verletzt wurde Niemand. Der Staatsschutz der Polizei Bielefeld hat mit Hochdruck die Ermittlungen wegen Brandstiftung aufgenommen.

IGMG-Generalsekretär Mustafa Yeneroğlu zeigte sich im Gespräch mit IslamiQ erleichtert darüber, dass es glücklicherweise keine Verletzten gegeben habe. Er mahnte dazu, die jüngsten Anschläge auf Moscheen nicht erneut als „gewöhnliche Vorfälle“ abzutun. Es brauche ein „starkes gesellschaftliches Engagement“ im Kampf gegen den antimuslimischen Rassismus. Als IGMG äußere man nun den Wunsch, dass die jüngsten Angriffe mit allen Details und Hintergründen durch die Behörden aufgeklärt würden.

Moschee und Wohnhaus – Täter nahmen Todesopfer in Kauf

Bei dem angegriffenen Gebäude handelt es sich um ein Wohnhaus, in dem laut Polizei drei Parteien wohnen. Außerdem befindet sich in dem Gebäude die Vahdet-Moschee (IGMG), was durch Schilder an dem Gebäude erkennbar ist. Das Feuer konnte rechtzeitig gelöscht werden, bevor es auf das gesamte Gebäude übergriff. Die Hauseingangstür wurde zerstört, das Treppenhaus wurde durch Rußabschlag beschädigt. Die Wohnungen sind jedoch bewohnbar. Die Bewohner wurden kurzfristig woanders untergebracht, können heute aber in ihre Wohnungen zurückkehren.

Die Polizei Bielefeld und der Staatsschutz bitten die Bevölkerung um Hinweise auf die möglichen Täter unter Tel. 0521/545-0.

Die Polizei ermittelt mit Hochdruck in alle Richtungen. Weil ein politisch motivierter Hintergrund nicht ausgeschlossen werden kann, leitet der Staatsschutz der Polizei Bielefeld die Ermittlungen und hat eine Ermittlungskommission einrichtet. Die Staatsanwaltschaft Detmold ist in den Fall eingeschaltet.

Verbindungen zu anderen Brandanschlägen?

Der Brandanschlag reiht sich ein in eine Serie von ungeklärten Brandanschlägen auf Moscheen in Nordrhein-Westfalen. Kurz zuvor hatte es bereits zwei Mal in Bielefeld gebrannt. Ebenso gab es einen Anschlag mit Molotowcocktails auf eine Moschee in Oldenburg (Niedersachsen). In Berlin, Alzey, Delmenhorst und Minden wurden ebenfalls Moscheen in den letzten zwei Monaten Opfer von Anschlägen. Viele Muslime fragen sich deshalb auch, ob es zwischen den Fällen eventuelle Verbindungen gibt.

Die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş hatte vor Kurzem darauf aufmerksam gemacht, dass anti-muslimische Straftaten, obwohl sie in den vergangenen Jahren merklich angestiegen sind, in der Kriminalstatistik der Behörden nicht separat erfasst werden. Sie forderte die Politik endlich zum Handeln auf, damit das wahre Ausmaß von Islamfeindlichkeit in Deutschland erkennbar wird.

Leserkommentare

Islamfeindlichkeit #11 | muslimistisch sagt:
[…] http://www.islamiq.de/2014/10/11/brand-und-mordanschlag-auf-moschee-neun-menschen-entkommen-flammen/ […]
11.10.14
16:50
Dr. phil. Milena Rampoldi sagt:
Salam es ist einfach trauig zu sehen, wie Menschen aus der Geschichte nichts und wieder nichts gelernt haben. Gerade gestern und vorgestern habe ich an die Reichskristallnacht von 1938 gegen die jüdischen Mitbürger gedacht.. und dasselbe passiert wieder ... nur, dass sich das Ziel verschoben hat, und zwar von den jüdischen auf die muslimischen Monotheisten, die wie die jüdische Gemeinde eine religiöse Minderheit in Deutschland sind. Ich kann die Täter nur bitten, sich zu besinnen und mit diesen Anschlägen HIER und JETZT aufzuhören. Allen Musliminnen und Muslimen in Deutschland spricht die Redaktion von ProMosaik e.V. uneingeschränkte Solidarität aus. dankend Dr. phil. Milena Rampoldi
11.10.14
18:15
Andreas sagt:
Die Täter werden sich wohl kaum überzeugen lassen, dass es böse ist, Moscheen anzuzünden. Ganz abgesehen davon könnten die die Kristallnacht sogar gut finden, wollen sie doch gerade erreichen, dass Angst unter den Muslimen umgeht. Wichtiger ist es, dass die Mehrheitsgesellschaft als Ganzes solche Anschläge auf Gotteshäuse (aber auch andere Einrichtungen) und Personen ächtet anstatt sie zu ignorieren. Hilfreich wäre dabei eine entsprechende Berichterstattung in den deutschen Medien, die die Anschläge häufig genug entweder gabz ignorieren oder nur ganz nebenbei darüber berichten. Den Neonazis muß klar sein, dass sie die Deutschen nicht hinter sich haben. Ebenso muß den Muslimen das (ehrliche) Gefühl vermittelt werden, dass wir Angriffe auf sie als Angriffe auf unsere Gesellschaft ansehen. Dazu ist es auch wichtig, dass wir in Deutschland endlich akzeptieren, dass Muslime Teil unserer Gesellschaft sind und nicht Gäste, die nur vorübergehend im Land sind. Hierzu würde ich mir von mehr demokratischen Politikern ein entsprechendes Bekenntnis wünschen (von der NPD erwarte ich das natürlich nicht, weil mir klar ist, dass diese Partei demokratiefeindlich und rassistisch ist).
13.10.14
15:01
Christian sagt:
Tcha, der Brandanschlag ist heute aufgeklärt: es waren zwei Kurden. Wohin jetzt mit unseren ganzen "antimuslimischen Rassismus"?
27.11.14
13:19