Rezension

Heimwärts – Muslime als Ressource für Europa

Europa ohne Islam? Unvorstellbar, sagt Abdal Hakim Murad. Sein Buch „Heimwärts“ fordert Muslime auf, Geschichte neu zu deuten – und Zukunft selbstbewusst und spirituell zu gestalten. Eine Rezension von Ahmet Aydın.

06
09
2025
Abdal Hakim Murad schreibt über den Islam in Europa
Abdal Hakim Murad schreibt über den Islam in Europa

Europa diskutiert den Islam seit Jahrzehnten. Mal steht er im Zentrum von Integrationsdebatten, mal wird er als Sicherheitsrisiko verhandelt, mal als Fremdkörper im sogenannten „christlich-abendländischen“ Erbe dargestellt. Wer die Schlagzeilen verfolgt, könnte meinen: Wir Muslime in Europa seien ein Problem. Doch was, wenn die Perspektive auf Muslime bisher völlig falsch war? Was passiert, wenn wir Muslime hinauswachsen aus der Rolle, die uns die Öffentlichkeit vorzuschreiben scheint? Was passiert, wenn wir Muslime unsere Rolle selbst schreiben und uns als Subjekte begreifen, die nur sichtbar machen müssen, was sie Schönes und Wesentliches beitragen?

Abdal Hakim Murad – in der akademischen Welt als Timothy Winter bekannt – legt mit seinem Buch „Heimwärts. Über den Islam in Europa“ eine Sammlung von Texten vor, die unsere Perspektive radikal verschieben. Der renommierte britische Theologe ist tief verwurzelt in der islamischen Gelehrsamkeit wie auch in der europäischen Geistesgeschichte. Das ermöglicht ihm in seinen Essays klassische Quellen mit einer Diagnose der Gegenwart zu verbinden. Für uns Muslime in Europa ist das Buch mehr als eine Einladung: es ist eine Herausforderung!

Islam und Europa – eine alte Symbiose

Murad beginnt nicht bei den Schlagworten der Gegenwart. Er zeigt: Die Geschichte Europas ist ohne den Islam nicht zu denken. Ob Philosophie, Wissenschaft oder Kunst, die muslimischen Einflüsse sind Teil des europäischen Erbes. Diese Erinnerung ist für die Öffentlichkeit Deutschlands unbequem, weil sie das Narrativ vom „fremden“ Islam in Frage stellt. Doch sie ist notwendig, besonders in Deutschland, wo der Islam zwar faktisch längst Teil der Gesellschaft ist, aber politisch immer wieder infrage gestellt wird.

Das Buch ermutigt uns Muslime dazu, diese historische Symbiose zu erkennen. Dieses Bewusstsein soll aber nicht als rhetorische Waffe verwendet werden, um anderen ihre Unkenntnis der europäischen Geschichte aufzuzeigen und zu provozieren. Die Kenntnis der europäischen Geschichte und der Beiträge von uns Muslimen soll eine Quelle des Selbstbewusstseins sein. Wer versteht, dass der Islam nicht am Rand Europas steht, sondern in seiner Mitte gewirkt hat, lernt im Heute anders aufzutreten. Muslimen wird mit mehr Achtung begegnet und Muslime können sich mit unserem geliebten Europa identifizieren. Das ist das Fundament für die Arbeit am gemeinsamen Wohlergehen.

Drei Menschentypen: Tanfiri, Lahabisten, Ismaeliten

Eine der originellsten Leistungen im Buch ist die Unterscheidung zwischen drei Haltungen: 1. es gibt den Tanfiri, d.h. die Muslime, die Europa pauschal verdammen und antiwestlich sind; 2. die Lahabisten, d.h. die Europäer, die den Islam und Muslime dämonisieren, was bis zum Völkermord führen kann, wie das Beispiel Bosnien zeigte; und 3. den Ismaeliten, die im Geiste des Propheten Ismail leben und überall Heimat finden: „Muslime wandern abrahamitisch aus, doch ist ihnen jedes Land ein gelobtes.“ Damit tut Murad etwas, was bisher noch kein Muslim getan hat: Er wählt seine eigenen Begriffe und greift nicht die unzureichenden Begriffe aus der Öffentlichkeit auf. Nur wer seine eigenen Begriffe prägt, ist frei. Diese Methode ist ein Schritt in Richtung Freiheit.

Machen wir uns bewusst: Diese Einteilung ist mehr als ein theoretisches Modell. Sie beschreibt konkrete Erfahrungen: Manche Muslime reagieren auf Islamfeindlichkeit mit Rückzug oder Abwehr, andere verlieren sich in der Anpassung. Murad ruft dazu auf, einen dritten Weg zu wählen: den ismaelitischen, der Gelassenheit und Verwurzelung verbindet: „Muslim zu werden hingegen – oder von einem islamisch-abrahamitischen Ort zu kommen und sich jene traditionelle Sensibilität zu bewahren, die Gottes Zeichen überall deutlich wahrnimmt –, bedeutet, das Land augenblicklich mit Verständnis zu betrachten und damit zu beginnen, Wurzeln zu schlagen, die Erde zu schmücken und sie zu kultivieren.“

Für Muslime in Deutschland ist das von hoher Relevanz. Zwischen Rechtfertigungsdruck und Abwehrhaltung eröffnet sich hier ein Raum, in dem man nicht ständig reagiert, sondern aus der eigenen Tradition heraus gestaltet.

Futuwwa – die vergessene Tugend

Einer der wichtigsten Begriffe, die Murad ins Spiel bringt, ist Futuwwa. Futuwwa bedeutet, in jedem Geschöpf Allahs das Gute zu sehen, den Schmerz des Anderen zu verstehen und ihm mit Mitgefühl zu begegnen. Das klingt auf den ersten Blick idealistisch. Doch Murad macht klar: Ohne Futuwwa verengt sich der Islam zu einer identitären Abwehrreligion. Mit Futuwwa hingegen können Muslime eine Haltung entwickeln, die gerade in einer polarisierten Gesellschaft dringend gebraucht wird.

Für den Alltag in Deutschland heißt das: Nicht jede Debatte um Kopftuch, Moscheebau oder Zugehörigkeit darf mit Empörung beantwortet werden. Stattdessen geht es darum, Haltung zu bewahren, in der Schönheit der Religion verankert zu sein und das Gute im Anderen zu suchen. Diese Haltung macht Muslime nicht schwach, sondern stark, weil sie aus innerer Gewissheit erwächst. Diese Haltung führt er auf koranische Werte zurück und zitiert dafür folgende Stelle: „Das Gute und das Böse sind fürwahr nicht gleich. Antworte dem Schlechten mit etwas Besserem, und schon wird der, zwischen dem und dir Feindschaft war, dir wie ein echter Freund werden.“ (Sure Fussilat, 41:34)

Muslime als Therapeuten Europas

Besonders eindrücklich ist Murads Gedanke, dass Muslime in Europa nicht nur eine Minderheit sind, die sich behaupten muss. Er sieht Muslime als therapeutische Kraft für den Kontinent. Europa, so seine Diagnose, leidet unter Sinnverlust, Materialismus und sozialer Zerrissenheit. Hier können Muslime nicht nur Mitbürger sein, sondern Heiler, indem sie Spiritualität, Ethik und Gemeinschaftssinn praktisch leben und vermitteln.

Das ist eine mutige These. Aber sie kehrt die übliche Logik um. Normalerweise wird gefragt, ob der Islam ein Problem für Europa sei. Murad fragt: Was, wenn Europa ohne den Islam ärmer, verletzlicher und orientierungsloser ist? Für Muslime bedeutet das: Wir sind nicht nur in der Defensive, wir haben etwas zu geben. Und genau das verändert die Haltung: weg von der Rechtfertigung hin zur aktiven Mitgestaltung.

Völkermord in Bosnien – Islamhass, nicht bloß Rassismus

Besonders scharf ist Murad dort, wo er auf Bosnien eingeht. Er widerspricht der bequemen westlichen Lesart, die die Massaker und Vertreibungen der 1990er Jahre als „ethnischen Konflikt“ oder „Rassismus“ beschreibt. Für ihn war das, was geschah, nichts anderes als Islamhass. Menschen wurden verfolgt und getötet, nicht weil sie „anders“ im ethnischen Sinn waren, sondern weil sie Muslime waren.

Dieser Hinweis ist für die europäische Erinnerungskultur unbequem. Denn er bedeutet, dass Islamfeindlichkeit nicht nur ein Randphänomen in Parteien oder Medien ist, sondern im Extremfall tödlich wird. Für uns Muslime in Deutschland ist diese Erinnerung schmerzhaft, aber wichtig: Sie macht klar, dass es beim Thema Islamfeindlichkeit um mehr geht als Diskriminierung im Alltag. Es geht um eine tiefere Ablehnung des Glaubens selbst und zeigt auf, welche Gefahr von Faschisten ausgeht.

Murad schreibt damit gegen eine Verharmlosung an, die auch heute noch verbreitet ist: dass Islamhass im Grunde nur eine Spielart von „Fremdenfeindlichkeit“ und „Rassismus“ sei. Nein, Islamhass ist spezifisch religiös motiviert, und deshalb muss er auch als solcher erkannt und bekämpft werden.

Zwischen Ideologie und Assimilation

Murad kritisiert gleichermaßen zwei Fehlentwicklungen unter Muslimen: Den Tanfiri, also den ideologischen Muslim, der Europa nur als Feind kennt, und den assimilierten Muslim, der das Vertrauen in Gott aufgibt. Beide, so seine Analyse, führen in Sackgassen. Der Tanfiri verstärkt Feindbilder und spielt den Islamfeinden in die Hände. Die Assimilation hingegen lässt Muslime ihre innere Stärke verlieren und macht sie zu bloßen Mitläufern.

Der Ausweg liegt für Murad im „Traditionellen Islam“: in den Rechtsschulen, der Theologie und dem Tasawwuf, die in Jahrhunderten einen reichen Schatz entwickelt haben, um in unterschiedlichen Kontexten zu bestehen. Für Muslime in Deutschland heißt das: Wir müssen nicht bei Null anfangen. Wir können auf eine gewachsene Tradition zurückgreifen, die Antworten bereithält, wenn wir sie ernst nehmen.

Warum dieses Buch gerade jetzt wichtig ist

In Deutschland erleben Muslime derzeit eine doppelte Spannung: Einerseits wachsende Islamfeindlichkeit, andererseits eine Debatte über Zugehörigkeit, die Muslime oft in eine Beweispflicht drängt. Heimwärts bietet hier eine neue Perspektive. Es sagt: Heimat ist nicht nur eine Frage der Abstammung, des Passes oder der Anpassung: Heimat ist eine spirituelle Haltung.

Das ist gerade für junge Muslime wichtig, die oft zwischen den Erwartungen der Mehrheitsgesellschaft und den eigenen Traditionen zerrieben werden. Murad macht Mut, beides ohne Angst und ohne Komplexe zusammenzudenken.

Ein Buch, das herausfordert

Doch Heimwärts ist auch kein einfaches Buch. Es ist theologisch dicht, voller Verweise auf islamische und westliche Denker, und verlangt konzentrierte Lektüre. Doch gerade darin liegt seine Stärke. Wer einfache Rezepte erwartet, wird enttäuscht. Wer aber bereit ist, sich auf diese Gedanken einzulassen, wird reich belohnt. Er entwickelt eine Vision, die über die Tagespolitik hinausgeht.

Für Muslime in Deutschland liefert es Argumente gegen Islamfeindlichkeit und Selbstzweifel, und es eröffnet eine positive Perspektive für die Zukunft.

Fazit

Abdal Hakim Murads „Heimwärts“ ist ein Werk, das Muslime in Europa nicht übersehen sollten. Es erinnert uns daran, dass wir von Allah nicht zum Reagieren, sondern zum Gestalten berufen wurden. Es ruft uns auf, Futuwwa zu leben, das Gute im Anderen zu sehen, und als Therapeuten einer kriselnden Gesellschaft aufzutreten. Und es zeigt: Heimat ist nicht nur Herkunft, sondern eine Haltung, die überall dort entstehen kann, wo wir Allah erkennen.

Indem Murad auch an Bosnien erinnert, wird klar: Islamfeindlichkeit ist nicht nur ein Nebenschauplatz, sondern eine ernste Bedrohung, die Muslime in Europa schon einmal das Leben gekostet hat. Umso wichtiger ist es, dass Muslime ihre eigene Stärke erkennen – in der Tradition, in der Spiritualität, in der Gemeinschaft – und diese Stärke nicht nur für sich selbst bewahren, sondern in die Gesellschaft einbringen.

Für die muslimische Gemeinschaft in Deutschland ist dieses Buch damit weit mehr als eine intellektuelle Übung. Es ist ein geistiges Angebot: eine Vision, wie wir in Europa nicht nur existieren, sondern heimisch werden: Traditionell, selbstbewusst, spirituell und empathisch.

Abdal Hakim Murad: „Heimwärts. Über den Islam in Europa“. Plural Publications GmbH. 432 Seiten. Preis: EUR 17,95

Leserkommentare

Marco Polo sagt:
Europa mit Islam? Europa ohne Islam? Ein großes Thema mit vielen Aspekten und vielen möglichen Betrachtungsweisen. Fanatisiert oder auch moderat. Extremistisch oder gemäßigt. Der Islam hat viele Gesichter und selbstverständlich auch dunkle, gefährliche und inhumane Seiten. Mit Islamisierung lässt sich zudem jede Menge Geld verdienen. Manche sprechen von der speziellen "Verschleierung der Frau als dem wichtigsten Markenzeichen eines Islamfaschismus". Dieser "Stoff der Unterdrückung" ist in allen Variationen zu einem Verkaufsprodukt der Modebranche geworden. Ob das dem großen, ewigen Gott des Islam wirklich gefällt und tatsächlich entspricht? Hijab bis Burka sind keine Kopftücher, sondern islamofaschistische Symbolik/Uniformen und gehören nicht in den öffentlichen Raum. Islamisten rufen offen dazu auf, unverschleierte Frauen als Freiwild zu behandeln. So kann man bei islamkritischen Journalisten lesen. Millionen Frauen würden sonst was geben, wenn sie in Deutschland ohne Kopftuch und Burka herumlaufen dürften. Also ohne "Kalifat-Klamotten" und Unterdrückungsmode, wie sie in strengen Islam-Republiken - gesetzmäßg verankert - unter Zwang getragen werden muß. Ein Europa ohne Islam wäre für viele Menschen wie eine Befreiung und ein Grund zu echter Freude.
07.09.25
16:08
grege sagt:
So so, Europa wird von dem Autor in pauschalisierender Weise als Hort von Sinnverlust, Materialismus und sozialer Zerrissenheit gleichgesetzt, wobei natürlich auch der Generalverdacht der Islamfeindlichkeit nicht fehlen darf. Gerade Islamvertreter von Verbänden des Koordinationsrates würden sofort antimuslimischen Rassismus wettern, wenn sie mit solchen Vorwürfen konfrontiert werden. Hier wird wieder ein Verhalten praktiziert, das anderen in demselben Atemzug als Fehlverhalten unterstellt wird. Der Autor sollte lieber die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Errungenschaften dieses Kontinents hervorheben, während muslimische Staaten vielerorts unter Korruption, Misswirtschaft, Diktaturen sowie wirtschaftlichem und sozialem Elend leiden. In dem Zusammenhang sollten sich Autor und Rezensent fragen, warum zehntausende Muslime ihren muslimischen Herkunftsländern den Rücken gekehrt haben und hier in Europa unter Lebensgefahr versuchen Zuflucht zu finden. Diese Realität, die der Auto gerne ausblendet, legt die Rollenverteilung von Patient und Therapeut fest. Bei der Gelegenheit sollten Autor und Rezensent insbesondere Nichtmuslime auch ein Großes Danke schön ausdrücken für die sozialen Wohltaten und die Willkommenskultur, die insbesondere Syrer vor 10 Jahren hier erwartet haben. Beim Thema Bosnienkrieg ist dem Autor entgangen, dass es neben den USA europäische Länder wie Großbritannien und Frankreich waren, die den Lebensraum der Muslime auf dem Balkan durch ihr militärisches Eingreifen dauerhaft gesichert haben. Ebenso hat Deutschland ein Vielfaches mehr an bosnischen Flüchtlingen aufgenommen als muslimischen Staaten zusammen. Muslimische Staaten haben sich in dieser Phase größtenteils nicht nur passiv gezeigt, sondern haben wie die „islamische“ Republik Iran das Ölembargo gegen Restjugoslawien unterlaufen. Von daher stellen die Anklagen des Autors gegenüber Europa ein moralisches und intelektuelles Armutszeugnis dar. Bevor der Autor Muslimen die Rolle des Therapeuten einredet, sollte er lieber überlegen, wie sie ihre internen Missstände beseitigen in Form von relgiösem Rassismus, Judenhass, Homophobie, Terrorismus und Frauendiskrminierung.
08.09.25
20:32
Ibn Battuta sagt:
1. Der Autor pauschalisiert in keinster Weise. Wenn bestimmte Probleme oder Misstände genannt werden, dann selbstverständlich mit Quellen; daher auch umfangreiche Literaturverzeichnis. Wenn also - als Beispiel - von Sinnverlust, insbesondere bei Jugendlichen versprochen wird, dann reicht es zu sehen, dass jedes Jahr wir einen Rekordumsatz beim Verkauf von Antidepressiva verzeichnen, insbesondere bei Jugendlichen hierzulande. Darüber freut sich niemand, noch weniger tritt - wer auch immer - mit einer Art Überlegenheitsgefühl auf. Und auch wird Europa nicht mit Islamfeindlichkeit gleichgesetzt, sondern vom Autor. u.a. auf die sehr detaillierte und umfangreiche STudie von Goodwell zum Aufstieg des Nationalpopulismus verwiesen. Vielmehr richtet sich der Autor an die Muslime, die - statt zu moralisieren oder polemisieren - Verständnis zeigen müssen. Übrigens lehnt der Autor den Begriff "antimuslimischer Rassismus" ab (Kapitel 29 und selbstverständlich geht der Autor sehr konkret auf Misstände innerhalb der musllimischen Communities sowie Regierungen ein. 3. Aus dem Bosnienkrieg gibt es EINIGE Lehre zu ziehen a) Die NATO und EU-Staaten tragen eine große Mitverantwortung dafür, dass sie die serbischen Agressoren dreieinhalb Jahre lang ihren blutigen Feldzug durchführen konnten. Zur Erinnerung: Bosnien wurde im April 1992 international anerkannt. Die größten Massaker und ethnischen Säuberungen fanden innerhalb der ersten 6 Kriegsmonate statt (Srebrenica ausgenommen). In Prijedor etwa zwang man Muslime nach der Besetzung der Stadt, weiße Armbinden zu tragen, um sie später leichter zu identifizieren und zu töten. 3.000 Tote in Prijedor im April/Mai 1992. OBWOHL zum Zeitpunkt des Spätsommers 1992 die NATO und EU-Länder (bzw. die gesamte Weltöffentlichkeit) von den Folterlagern wusste, von den organisierten Massenvergewaltigungen zehntausender muslimischer Frauen wusste, von zu dem Zeitpunkt bereits 6.000 im Massengräbern verscharrten Leichen (Sanski Most, Kljuc, Prijedor) und obwohl im Sicherheitsrat von einer serbischen Agression gesprochen wurde, errichtete man ein Waffenembargo das - und das war jedem bekannt - nur die bosnische Regierungsseite schädigte: Man erlaubte es den VErteidigern NICHT, sichtd selbst zu bewaffnen. Statt dessen bezeichnete man es als ein "humanitäres Problem", also beschränkte man sich auf Hilfsgüter für Sarajevo und die Aufnahme von Flüchtlingen. Damit brüstet man sich? Letztlich war es nur ein Mästen für den Schlachter. Drei Jahre NACH Beginn der Säuberungen sah insbesondere der Westen bei Srebrenica zu, dem ersten Genozid, den man live verfolgen konnte. Und selbst DANACH gab es keine Konsequenzen, erst 6 Wochen danach, nach dem x-ten Massaker eines Granateinschlags auf Sarajevo. Nicht nur das: sondern jeder Friedensplan, den die Serben immer wieder ablehnten, gab ihnen MEHR Zugeständnisse. Obwohl die bosnische REgierungsseite (die auch Kroaten und Serben in der Regierung hatte; der für die Verteidigung zuständige General war selbst ein SErbe aus Belgrad) europäisöche Werte vertrat, akzeptierte man eine "Teilung nach ethnischen Kriterien", die EU verrat die eigenen WErte, die sie angibt zu vertreten. Und das, obwohl die Rollen eindeutig waren: Keine einzige Kirche, weder in Sarajevo, noch in Tuzla, Bihac oder Zenica (also die von Muslimlen kontrollierten Gebiete) wurde angetastet. Ja selbst als die Serben 1995 in Srebrenica einrückten, stellten sie fest, dass die dreijahre lang von serben ausgehungerten und belagerten Muslime die serbische Kirche in der Stadt unangestatet ließen. Demgegenüber stehen über 1.000 zerstörte Moscheen und sonstrige islamische Bauten wie Turbe (Heiligengräber) oder Glaubensschulen. Statt sich ohne detaillierte Kenntnisse auch noch zu brüsten, solltöe der Kommentator eher die Worte des bekannten Philosophen Jean Beaudrillaurd zu Herzen nehmen, der 1995 das sehr treffend beschrieb, ZItat: "Das wundersame Ende wird erst dann kommen, wenn die Vernichtungsaktionen beendet und die Grenzen des „weißen“ Europa gezogen sind. Es ist, als hätten alle europäischen Nationalitäten und Politiken gemeinsam einen Mordauftrag mit den Serben vereinbart, die zu Erfüllungsgehilfen für die Drecksarbeit des Westens geworden sind – so wie der Westen zuvor einen Deal mit Saddam Hussein gegen den Iran abgeschlossen hatte […]. " Wer sich fragt, ob das zu weit hergeholt sei, sollte einen Blick in die Memoiren von Bill Clinton werfen. Zur Erinnerung: 1993 trat er sein Amt an, der Krieg war damals 8 Monate alt. Laut eigenen Bekundungen versuchte er, mehr Druck öauf die Serben aufzubauen. Und er sagt in seinem Buch folgendes: IN einem GEspräch mit Mitterand, der sich ebenso wie die ENgländer am meisten quer stellte, begründete der Franzose seine Ablehnung einer Aufhebung des Waffenembargos: Man könne in Europa kein Land unter muslimischer Führung erlauben. Ausrufezeichen. Wenn also von einem "Armutszeugnis" gesprochen werden kann, dann sicherlich vom meinem Vorkommentator, der - statt sich in der gebetsmühlenartig und ohne nachzudenkenden Manier, seine üblichen Phrasen zu dreschen, vielleicht mal das Buch "Heimwärts" zur Hand nehmen sollte. Lesen bildet bekanntlcih weiter.
10.09.25
10:32