Berlin

Studie zeigt wie frühe Bildung ungleich verteilt ist

Obwohl allen Kindern ein Platz in der Kita zusteht, verdeutlicht eine neue Studie, dass institutioneller Rassismus und intransparente Vergabepraxen schon in den ersten Lebensjahren Ungleichheit verstärken.

25
09
2025
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Kindergärten
Symbolbild: Kindergarten © Shutterstock, bearbeitet by iQ

Eine neue Untersuchung des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) zeigt auf, dass in Berliner Kindertagesstätten institutioneller Rassismus den Zugang zu frühkindlicher Bildung erschwert. Unter dem Titel „Und raus bist du!“ legen die Autoren Seyran Bostancı und Benedikt Wirth dar, dass rechtlich verbriefte Ansprüche auf einen Kitaplatz für viele Familien mit Migrationsgeschichte oder rassifizierte Kinder nur eingeschränkt eingelöst werden.

Obwohl allen Kindern ab dem ersten Lebensjahr ein Platz zusteht, sind es in der Praxis die Träger und Einrichtungen, die über die Aufnahme entscheiden. In Stadtteilen mit hoher Nachfrage führt dies dazu, dass Wartelisten nicht nur nach zeitlichen Kriterien, sondern auch nach subjektiven Erwägungen geführt werden. Herkunft, Sprache oder der angenommene „Integrationsbedarf“ beeinflussen, ob ein Kind einen Platz erhält. Damit verfestigen sich soziale Ungleichheiten bereits in der frühkindlichen Bildung.

Hinzu kommt ein Mangel an Fachkräften, der die Situation verschärft. Fehlende Kapazitäten werden zum Anlass genommen, Kinder mit vermeintlich höherem Förderbedarf zurückzustellen. Mehrsprachigkeit gilt dabei häufig nicht als Ressource, sondern als Defizit. Antidiskriminierungsmaßnahmen sind bislang meist vom Engagement Einzelner abhängig; verbindliche Strukturen in Trägerorganisationen oder Behörden fehlen.

Die Studie versteht Rassismus nicht nur als individuelles Fehlverhalten, sondern als institutionelles Muster, das durch Vergabekriterien, Finanzierungslogiken und symbolische Grenzziehungen reproduziert wird. Betroffen sind insbesondere Kinder aus migrantischen Familien, unter Dreijährige sowie jene aus einkommensschwachen Haushalten.

Die Autoren fordern transparente Vergabeverfahren, verbindliche Antirassismus-Strategien und bessere Arbeitsbedingungen für Fachkräfte. Zudem müsse Mehrsprachigkeit konsequent gefördert und als Potenzial anerkannt werden. Frühkindliche Bildung sei eine zentrale Voraussetzung für Chancengleichheit. Wenn jedoch der Zugang bereits durch unsichtbare Barrieren eingeschränkt werde, entstehe Bildungsungerechtigkeit lange bevor die Schulzeit beginnt.