Maintal

Kopftuchverbot gekippt – Erzieherin gewinnt Rechtsstreit gegen Stadt

Vor Gericht hat die Erzieherin Rukiye K. gegen die Stadt Maintal geklagt, die das Tragen eines Kopftuches verboten hatte. Mit Erfolg.

31
07
2023
Symbolbild: Erzieherin © Shutterstock, bearbeitet by iQ
Symbolbild: Erzieherin © Shutterstock, bearbeitet by iQ

Die Erzieherin Rukiye K. hat ihre Klage gegen die Stadt Maintal gewonnen, die sie wegen ihres Kopftuchs nicht einstellen wollten. Die Arbeitsgerichte sahen das „Neutralitätsgebot“ in Maintal als diskriminierend an. Die Stadt zog ihre Revision nach der zweiten Instanz zurück und hob die Dienstanweisung auf, die das Tragen von Kopftüchern in Maintaler Kitas verbot.

„Das Kopftuch ist ein Teil von mir“

Rukiye K. bewarb sich im Jahr 2019 für eine Stelle als Erzieherin in Maintal. Ihre Bachelorarbeit in sozialer Arbeit habe sie mit 1,0 abgeschlossen und für ihre Abschlussarbeit den Johanna-Kirchner-Preis erhalten. Doch diese Qualifikation und ihre Berufserfahrung genügten laut Rukiye K nicht, um in Maintal eingestellt zu werden, so die junge Erzieherin gegenüber Medien. Ihre Bewerbungen habe sie immer mit einem Foto abgeschickt, wo ihre Kopftuch ganz klar zu sehen sei. Auch zu Bewerbungsgesprächen sei sie eingeladen worden uns habe da mit ihren Qualifikationen überzeugt. Doch die Frage, ob sie ihr Kopftuch ablegen würde, habe nicht lange auf sich warten lassen.

„Ich war geschockt, für mich ist eine Welt zusammengebrochen“, berichtet K. gegenüber Medien. Dass sie das Kopftuch ablege, komme für die gläubige Muslima nicht in Frage. „Das Kopftuch ist ein Teil von mir. Ich möchte mich bedecken, genauso wie ich fünfmal am Tag beten will“, so Rukiye K. weiter.

„Ich möchte den Weg für andere Frauen frei machen“

Dem war ein vierjähriger Prozess gefolgt. „Ich möchte den Weg für andere Frauen frei machen“, erklärt sie. Für Rukiye K. sei der Rechtsstreit und der damit folgende Erfolg ein Zeichen von Anerkennung und Akzeptanz. Auch wenn dies eigentlich selbstverständlich sein sollte, wurde sie diskriminiert und habe Rassismus erfahren. Und auch der Schritt, mit dem Fall an die Öffentlichkeit zu treten, wäre ihr nicht leichtgefallen. Zuschriften von Frauen, die wie sie Diskriminierung erfahren, stärken sie, geben ihr Mut, trotz der emotionalen Belastung, den richtigen Weg gegangen zu sein. „Es haben mir viele Frauen geschrieben. Eine sagte mir: ‘Dein Sieg ist mein Sieg’“, erzählt sie gegenüber Medien.

Leserkommentare

Marco Polo sagt:
Diese muslimisch orientierte Erzieherin möchte - so sagt sie - den Weg für andere Frauen frei machen. Soll dieser lange Rechtsstreit mit ihrer Klage vor Gericht wegen eines Kopftuchs zur Bedeckung und Verhüllung in Maintaler Kitas wirklich befürwortet und bewundert werden? Es wäre doch viel mehr zu bewundern und anzuerkennen, würde sich diese islamgläubige Frau Rukiye K. stattdessen für ihre unterdrückten Glaubensschwestern in der Islamischen Republik Iran kämpfend engagieren. Vor zwei Tagen berichtete die ARD-Tagesschau, dass das dortige Mullah-Regime in einem Gesetzentwurf nun noch einmal drastisch verschärfte und drakonische, härtere Strafen für Frauen ohne Kopftuch vorsieht. Die neue Strafreform ist eine Antwort der klerikalen und politischen Führung auf die von Frauen angeführten Proteste gegen die Islamische Republik und gegen die Kopftuchpflicht im Herbst 2022. Sogar bis zu 15 Jahre Haft und sehr hohe Geldstrafen - mit Ausreisesperren - können bei Missachtung der islamischen Kleidungsregeln verhängt werden. Als Verstoß gelten auch kurzärmlige Hemden oder ärmellose Tanktops, welche nicht getragen werden dürfen. Verschleierte Frauen dürfen nicht kritisiert oder in Frage gestellt werden. Wer sich nicht daran hält, riskiert sechs Monate Haft und 74 Peitschenhiebe. In dem islamischen Land mit fast 90 Millionen Einwohnern ist die Kopftuchpflicht seit mehr als 40 Jahren Gesetz und gilt als eine der ideologischen Grundsäulen. Besonders hart sollen Prominente bei Verstößen bestraft werden. Berufsverbote bis zu 15 Jahren können danach verhängt werden. Auch Teile des privaten Vermögens können durch die islamische Justiz einfach beschlagnahmt werden. Die berüchtigte und gefürchtete Religionspolizei ist wieder im Einsatz und jagt vor allem Frauen ohne Kopftuch. Schöne neue Welt des Islam? Werden sich Prominente Angriffe durch die Moralpolizei gefallen lassen? Sie und alle Frauen im Iran sind wieder im Fokus islamischer Sittenwächter. Wer macht ihnen endlich den Weg frei? Welchen konkreten Standpunkt hierzu vertreten die hiesigen Islamverbände? Wenn sie dazu nur schweigen, machen sie sich sehr verdächtig.
01.08.23
16:49
Marco Polo sagt:
Wann werden endlich sämtliche rigiden Kopftuch-Gebote & Bekleidungs-Vorschriften in streng islamisch beherrschten Ländern mit unnachgiebigen Strafandrohungen gekippt? Dort ist das Nicht-Tragen eines Kopftuches aus religiösen Gründen und großen Machtinteressen verboten. Dagegen aufbegehrende Frauen werden oft gnadenlos verfolgt. Dagegen muß weltweit geklagt werden. Hoffentlich bald mit Erfolg.
03.08.23
12:10