Barrierefreiheit

Wie müsste ein barrierefreier Ramadan aussehen?

Der Ramadan kennt keine Grenzen. Damit auch Muslime mit Behinderungen am Ramadan teilnehmen können, müssen einige Barrieren abgebaut werden. Ein Gastbeitrag von Sultan Bayındır.

07
04
2023
0
Ramadan ohne Barrieren
Enkel spielt mit seinem Opa, der im Rollstuhl sitzt © shutterstock, bearbeitet by iQ.

Ob mit Beeinträchtigungen oder nicht, der Monat Ramadan ist voller Segen und mit großer Freude verbunden. Grundsätzlich sollte der Ramadan für beeinträchtigte Menschen und für nicht beeinträchtigte Menschen identisch verlaufen. Daher müssen existierende Problematiken behoben werden. Welche diese genau sind und wie diese behoben werden können, wird im Folgenden erläutert.

Wie wir alle wissen, ist das Fasten im Ramadan für alle Muslime, die körperlich dazu in der Lage sind, eine Pflicht. Einige Menschen ohne Behinderungen vertreten jedoch die Ansicht, dass Menschen mit Beeinträchtigungen von der Fastenpflicht befreit seien. Dies ist natürlich ein Irrtum, denn weshalb sollte das Fasten beispielsweise für blinde Menschen wegfallen?

Barrieren abbauen

Wir sollten Menschen, die physisch in der Lage sind, dazu motivieren, den Ramadan zu praktizieren und nicht davon abhalten. Das Motivieren ist wichtig, aber wir sollten keinesfalls Personen, die nicht fasten, verurteilen. Zumal wir auch nicht wissen können, ob ein Hindernis vorliegt, schließlich sind etwa Erkrankungen, die das Fasten unmöglich machen, nicht sichtbar. Es ist auch nicht zu vergessen, dass auch junge Menschen erkrankt sein können und dass dies nicht nur ältere Menschen betrifft. Dies gilt auch für Personen, die im Sitzen ihr Gebet verrichten oder das Tarâwîh-Gebet kürzen.

Wir genießen das Beisammensein im Ramadan mit unseren Liebsten. Organisieren gemeinsames Fastenbrechen und verrichten gemeinsam unsere Gebete. Aber sind diese Aktivitäten, insbesondere in den Moscheegemeinden zugänglich? Wenn bauliche Barrieren, wie Treppen existieren, dann leider nicht, dann können u.a. unsere Rollstuhlfahrenden Geschwister, bedauerlicherweise nicht mit dabei sein. Stellen Sie sich dies bitte einmal vor, die ganze Familie und der Freundschaftskreis gehen gemeinsam in die Moschee, um gemeinsam zu speisen und schöne Zeit miteinander zu verbringen. Aber Sie können nicht dabei sein, nur weil die Barrierefreiheit nicht gewährleistet ist. Wie wir sehen, ist die Barrierefreiheit kein Luxus, sondern ein unverzichtbares Recht, das gewährleistet werden muss.

Alle Sinne ansprechen

Um blinden Menschen die Teilhabe an der Mukâbala zu ermöglichen, sollte der gesamte Braille-Koran in jeder Moschee verfügbar sein. Dieser besteht aus mehreren Bänden und aufgrund dessen schwierig zu transportieren. Zumal die Bände nicht aufeinandergestapelt werden dürfen, da die Punkte ansonsten platt gedrückt werden und somit unlesbar werden.

Lesen sie auch

Moscheearchitektur
Barrierefreie Moscheen – eine kollektive Verantwortung
Immer mehr Moscheen bemühen sich um Barrierefreiheit, damit auch Menschen mit Behinderung am Moscheeleben teilhaben können. Die Architektin Kerime Türk sieht noch Luft nach oben.

Für schwerhörige Menschen ist es wichtig, dass der Imam beim Gebet deutlich rezitiert, damit betroffene Menschen im Gebet mitkommen können. Während der Mukâbala sollte ebenfalls für hörgeschädigte Menschen etwas langsamer rezitiert werden. Eine Möglichkeit, dies zu erreichen, wäre unter anderem die Einrichtung einer Online-Lesegruppe für Menschen mit Behinderungen. Auf diese Weise können betroffene Menschen aus verschiedenen Orten zusammenkommen und davon profitieren.

Fazit

Durch das Fasten erleben wir, wie es ist, nicht immer nach Lust und Laune zu essen und zu trinken. Wenn wir darüber nachdenken, denken wir oft an unsere Mitmenschen, die in ärmlichen Verhältnissen leben. Muslime sollten sich jedoch auch bewusst machen, dass sie neben den Speisen und Getränken auch viele andere Dinge genießen, die für andere Menschen nicht möglich sind. Dazu gehört auch eine Reise zu einem schönen, aber nicht barrierefreien Ort. Muslimen sollte bewusst sein, dass der Ort für Rollstuhlfahrer nicht erreichbar ist und sich Gedanken darüber machen, was sie dagegen tun können.

Resümierend lässt sich festhalten, dass Menschen mit Behinderungen und/oder chronischen Erkrankungen genauso wie Personen, die nicht betroffen sind, den Monat Ramadan sinnvoll für sich nutzen wollen. Hierfür ist es essenziell, dass die genannten Probleme behoben werden. Die genannten Aspekte sind nicht nur auf den Monat Ramadan beschränkt. Diese Bedürfnisse sollten aus Solidarität ernstgenommen und verbessert werden.